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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Familie: Salmonoidei.
verschiedenen Jahreszeiten sowie nach der verschiedenen Thätigkeit der Fort-
pflanzungsorgane die Saiblinge in einem bald dunkleren bald bleicheren Far-
benkleide erscheinen, daher auch bei den Saiblingen der Westalpen der Bauch
intensiv roth und ausser der Laichzeit ganz blassgelb oder fast farblos er-
scheinen kann, wie dies aus der Beschreibung hervorgeht, welche Hartmann
(Nr. 38 b: pag. 124) von den als S. Salvelinus bezeichneten Saiblingen der
Schweiz gegeben hat, deren Bauch bei den Winterrötheln orangengelb, bei
den Sommerrötheln dagegen weiss gefärbt sein soll. Dass auch der Aufent-
haltsort der Saiblinge den grössten Einfluss auf deren Färbung ausübt, geht
aus einer Beobachtung hervor, welche ich mit anderen Ichthyologen überein-
stimmend gemacht habe und nach welcher bei den Saiblingen die eigentlichen
Alpenseen eine dunklere Färbung, die ausserhalb der Alpen gelegenen Seen
dagegen eine hellere oder ganz blasse Färbung erzeugen. Schon Schiffer-
müller
theilte in dieser Beziehung an Bloch1) die Notiz mit, "dass die Saib-
linge aus dem mit weniger Gebirgen umgebenen Kammer- oder Attersee nur
blassgelb sind, die aus dem zwischen zweien Gebirgen versunkenen Gosau-
see aber haben nicht nur am Bauche sondern auch auf den Seiten eine feuer-
rothe Farbe". Daher sind auch die Saiblinge des Bodensees, Neuenburger Sees
und Genfer Sees blasser als die Saiblinge der eigentlichen Alpenseen der
Schweiz, von welchen letzteren auch Hartmann (a. a. O. pag. 130) die blass-
gefärbten Formen als besondere Art mit der Speciesbezeichnung S. Umbla
unterscheidet, während Agassiz die rothe oder ganz blasse Färbung der schwei-
zerischen Saiblinge nur als eine Altersverschiedenheit auffasst, wie dies aus
seinen schönen Darstellungen eines jungen rothbauchigen Saiblings des Zü-
richer Sees und zweier alten ganz blassen Saiblinge des Neuenburger Sees
hervorgeht2).

Ob die nordischen Saiblinge von Schottland, Schweden und Lappland zu
S. Salvelinus gehören oder als eine besondere Art betrachtet werden müssen,
kann ich nicht entscheiden, da ich bis jetzt keine Gelegenheit hatte, Exem-
plare jener nordischen Saiblinge mit den unsrigen zu vergleichen, ich berufe
mich daher in dieser Hinsicht auf Yarrell und Nilsson, welche die Identität
der süd- und nordeuropäischen Saiblinge annehmen, indem ersterer3) zu dem
schottischen Saibling und letzterer4) zu dem schwedischen Saibling Bloch's
S. Salvelinus (Taf. 99) und S. Umbla (Taf. 101) citiren, von welchen die Taf. 99

1) S. dessen Fische Deutschlands. Th. III. pag. 150.
2) Vergl. Agassiz: Hist. nat. d. poiss. Tab. IX, deren mittlere Figur einen laichenden
jungen rothba uchigen Rogner darstellt, und Tab. X u. XI, auf welchen ein ganz blasser
alter Milchner und Rogner abgebildet ist.
3) Vergl. Yarrell: British Fishes. II. 1841. pag. 121.
4) Vergl. Nilsson: Skandinavisk Fauna. IV. 1855. pag. 424.

Familie: Salmonoidei.
verschiedenen Jahreszeiten sowie nach der verschiedenen Thätigkeit der Fort-
pflanzungsorgane die Saiblinge in einem bald dunkleren bald bleicheren Far-
benkleide erscheinen, daher auch bei den Saiblingen der Westalpen der Bauch
intensiv roth und ausser der Laichzeit ganz blassgelb oder fast farblos er-
scheinen kann, wie dies aus der Beschreibung hervorgeht, welche Hartmann
(Nr. 38 b: pag. 124) von den als S. Salvelinus bezeichneten Saiblingen der
Schweiz gegeben hat, deren Bauch bei den Winterrötheln orangengelb, bei
den Sommerrötheln dagegen weiss gefärbt sein soll. Dass auch der Aufent-
haltsort der Saiblinge den grössten Einfluss auf deren Färbung ausübt, geht
aus einer Beobachtung hervor, welche ich mit anderen Ichthyologen überein-
stimmend gemacht habe und nach welcher bei den Saiblingen die eigentlichen
Alpenseen eine dunklere Färbung, die ausserhalb der Alpen gelegenen Seen
dagegen eine hellere oder ganz blasse Färbung erzeugen. Schon Schiffer-
müller
theilte in dieser Beziehung an Bloch1) die Notiz mit, »dass die Saib-
linge aus dem mit weniger Gebirgen umgebenen Kammer- oder Attersee nur
blassgelb sind, die aus dem zwischen zweien Gebirgen versunkenen Gosau-
see aber haben nicht nur am Bauche sondern auch auf den Seiten eine feuer-
rothe Farbe«. Daher sind auch die Saiblinge des Bodensees, Neuenburger Sees
und Genfer Sees blasser als die Saiblinge der eigentlichen Alpenseen der
Schweiz, von welchen letzteren auch Hartmann (a. a. O. pag. 130) die blass-
gefärbten Formen als besondere Art mit der Speciesbezeichnung S. Umbla
unterscheidet, während Agassiz die rothe oder ganz blasse Färbung der schwei-
zerischen Saiblinge nur als eine Altersverschiedenheit auffasst, wie dies aus
seinen schönen Darstellungen eines jungen rothbauchigen Saiblings des Zü-
richer Sees und zweier alten ganz blassen Saiblinge des Neuenburger Sees
hervorgeht2).

Ob die nordischen Saiblinge von Schottland, Schweden und Lappland zu
S. Salvelinus gehören oder als eine besondere Art betrachtet werden müssen,
kann ich nicht entscheiden, da ich bis jetzt keine Gelegenheit hatte, Exem-
plare jener nordischen Saiblinge mit den unsrigen zu vergleichen, ich berufe
mich daher in dieser Hinsicht auf Yarrell und Nilsson, welche die Identität
der süd- und nordeuropäischen Saiblinge annehmen, indem ersterer3) zu dem
schottischen Saibling und letzterer4) zu dem schwedischen Saibling Bloch’s
S. Salvelinus (Taf. 99) und S. Umbla (Taf. 101) citiren, von welchen die Taf. 99

1) S. dessen Fische Deutschlands. Th. III. pag. 150.
2) Vergl. Agassiz: Hist. nat. d. poiss. Tab. IX, deren mittlere Figur einen laichenden
jungen rothba uchigen Rogner darstellt, und Tab. X u. XI, auf welchen ein ganz blasser
alter Milchner und Rogner abgebildet ist.
3) Vergl. Yarrell: British Fishes. II. 1841. pag. 121.
4) Vergl. Nilsson: Skandinavisk Fauna. IV. 1855. pag. 424.
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[286/0299] Familie: Salmonoidei. verschiedenen Jahreszeiten sowie nach der verschiedenen Thätigkeit der Fort- pflanzungsorgane die Saiblinge in einem bald dunkleren bald bleicheren Far- benkleide erscheinen, daher auch bei den Saiblingen der Westalpen der Bauch intensiv roth und ausser der Laichzeit ganz blassgelb oder fast farblos er- scheinen kann, wie dies aus der Beschreibung hervorgeht, welche Hartmann (Nr. 38 b: pag. 124) von den als S. Salvelinus bezeichneten Saiblingen der Schweiz gegeben hat, deren Bauch bei den Winterrötheln orangengelb, bei den Sommerrötheln dagegen weiss gefärbt sein soll. Dass auch der Aufent- haltsort der Saiblinge den grössten Einfluss auf deren Färbung ausübt, geht aus einer Beobachtung hervor, welche ich mit anderen Ichthyologen überein- stimmend gemacht habe und nach welcher bei den Saiblingen die eigentlichen Alpenseen eine dunklere Färbung, die ausserhalb der Alpen gelegenen Seen dagegen eine hellere oder ganz blasse Färbung erzeugen. Schon Schiffer- müller theilte in dieser Beziehung an Bloch 1) die Notiz mit, »dass die Saib- linge aus dem mit weniger Gebirgen umgebenen Kammer- oder Attersee nur blassgelb sind, die aus dem zwischen zweien Gebirgen versunkenen Gosau- see aber haben nicht nur am Bauche sondern auch auf den Seiten eine feuer- rothe Farbe«. Daher sind auch die Saiblinge des Bodensees, Neuenburger Sees und Genfer Sees blasser als die Saiblinge der eigentlichen Alpenseen der Schweiz, von welchen letzteren auch Hartmann (a. a. O. pag. 130) die blass- gefärbten Formen als besondere Art mit der Speciesbezeichnung S. Umbla unterscheidet, während Agassiz die rothe oder ganz blasse Färbung der schwei- zerischen Saiblinge nur als eine Altersverschiedenheit auffasst, wie dies aus seinen schönen Darstellungen eines jungen rothbauchigen Saiblings des Zü- richer Sees und zweier alten ganz blassen Saiblinge des Neuenburger Sees hervorgeht 2). Ob die nordischen Saiblinge von Schottland, Schweden und Lappland zu S. Salvelinus gehören oder als eine besondere Art betrachtet werden müssen, kann ich nicht entscheiden, da ich bis jetzt keine Gelegenheit hatte, Exem- plare jener nordischen Saiblinge mit den unsrigen zu vergleichen, ich berufe mich daher in dieser Hinsicht auf Yarrell und Nilsson, welche die Identität der süd- und nordeuropäischen Saiblinge annehmen, indem ersterer 3) zu dem schottischen Saibling und letzterer 4) zu dem schwedischen Saibling Bloch’s S. Salvelinus (Taf. 99) und S. Umbla (Taf. 101) citiren, von welchen die Taf. 99 1) S. dessen Fische Deutschlands. Th. III. pag. 150. 2) Vergl. Agassiz: Hist. nat. d. poiss. Tab. IX, deren mittlere Figur einen laichenden jungen rothba uchigen Rogner darstellt, und Tab. X u. XI, auf welchen ein ganz blasser alter Milchner und Rogner abgebildet ist. 3) Vergl. Yarrell: British Fishes. II. 1841. pag. 121. 4) Vergl. Nilsson: Skandinavisk Fauna. IV. 1855. pag. 424.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/299>, abgerufen am 26.04.2024.