Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

Rücksicht der Franzosen Recht hatte, ist eine an¬
dere Frage: ab er in seiner Freude bey der furchtba¬
ren Krise des Vaterlandes lag ein grosser Sinn, der
wohl beherzigt zu werden verdiente, und der auch
vielleicht den Frieden mehr beschleunigt hat als die
verlornen Schlachten.

Die Leute jagen uns hier Angst ein, dass rund
umher in der Gegend Räuber und Mörder streifen.
Das könnten sie nun wohl bleiben lassen; denn
fort müssen wir. In Leutmeritz sollen über hundert
sitzen, und in Prag nicht viel weniger. Die Auflö¬
sung der militärischen Korps ist immer von solchen
Uebeln begleitet, so wie bey uns die Einrichtungen
gewöhnlich sind. Ich gehe getrost vorwärts und ver¬
lasse mich etwas auf einen guten, schwerbezwingten
Knotenstock, mit dem ich tüchtig schlagen und noch
einige Zoll in die Rippen nachstossen kann. Freund
Schnorr wird auch das seinige thun, und so müssen
es schon drey gut bewaffnete entschlossene Kerle seyn,
die uns anfallen wollen. Wir sehen nicht aus als ob
wir viel bey uns trügen, und auch wohl nicht, als ob
wir das wenige das wir tragen so leicht hergeben
würden.



Wir nahmen den Segen unsrer Freunde mit uns
und pilgerten von Prag aus weiter. Wo ich nichts
gesehen habe, kann ich Dir natürlicher Weise nichts

Rücksicht der Franzosen Recht hatte, ist eine an¬
dere Frage: ab er in seiner Freude bey der furchtba¬
ren Krise des Vaterlandes lag ein groſser Sinn, der
wohl beherzigt zu werden verdiente, und der auch
vielleicht den Frieden mehr beschleunigt hat als die
verlornen Schlachten.

Die Leute jagen uns hier Angst ein, daſs rund
umher in der Gegend Räuber und Mörder streifen.
Das könnten sie nun wohl bleiben lassen; denn
fort müssen wir. In Leutmeritz sollen über hundert
sitzen, und in Prag nicht viel weniger. Die Auflö¬
sung der militärischen Korps ist immer von solchen
Uebeln begleitet, so wie bey uns die Einrichtungen
gewöhnlich sind. Ich gehe getrost vorwärts und ver¬
lasse mich etwas auf einen guten, schwerbezwingten
Knotenstock, mit dem ich tüchtig schlagen und noch
einige Zoll in die Rippen nachstoſsen kann. Freund
Schnorr wird auch das seinige thun, und so müssen
es schon drey gut bewaffnete entschlossene Kerle seyn,
die uns anfallen wollen. Wir sehen nicht aus als ob
wir viel bey uns trügen, und auch wohl nicht, als ob
wir das wenige das wir tragen so leicht hergeben
würden.



Wir nahmen den Segen unsrer Freunde mit uns
und pilgerten von Prag aus weiter. Wo ich nichts
gesehen habe, kann ich Dir natürlicher Weise nichts

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0044" n="18"/>
Rücksicht der Franzosen Recht hatte, ist eine an¬<lb/>
dere Frage: ab er in seiner Freude bey der furchtba¬<lb/>
ren Krise des Vaterlandes lag ein gro&#x017F;ser Sinn, der<lb/>
wohl beherzigt zu werden verdiente, und der auch<lb/>
vielleicht den Frieden mehr beschleunigt hat als die<lb/>
verlornen Schlachten.</p><lb/>
        <p>Die Leute jagen uns hier Angst ein, da&#x017F;s rund<lb/>
umher in der Gegend Räuber und Mörder streifen.<lb/>
Das könnten sie nun wohl bleiben lassen; denn<lb/>
fort müssen wir. In Leutmeritz sollen über hundert<lb/>
sitzen, und in Prag nicht viel weniger. Die Auflö¬<lb/>
sung der militärischen Korps ist immer von solchen<lb/>
Uebeln begleitet, so wie bey uns die Einrichtungen<lb/>
gewöhnlich sind. Ich gehe getrost vorwärts und ver¬<lb/>
lasse mich etwas auf einen guten, schwerbezwingten<lb/>
Knotenstock, mit dem ich tüchtig schlagen und noch<lb/>
einige Zoll in die Rippen nachsto&#x017F;sen kann. Freund<lb/>
Schnorr wird auch das seinige thun, und so müssen<lb/>
es schon drey gut bewaffnete entschlossene Kerle seyn,<lb/>
die uns anfallen wollen. Wir sehen nicht aus als ob<lb/>
wir viel bey uns trügen, und auch wohl nicht, als ob<lb/>
wir das wenige das wir tragen so leicht hergeben<lb/>
würden<choice><sic>,</sic><corr>.</corr></choice></p><lb/>
      </div>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Znaym</hi>.</hi> </dateline><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>ir nahmen den Segen unsrer Freunde mit uns<lb/>
und pilgerten von Prag aus weiter. Wo ich nichts<lb/>
gesehen habe, kann ich Dir natürlicher Weise nichts<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0044] Rücksicht der Franzosen Recht hatte, ist eine an¬ dere Frage: ab er in seiner Freude bey der furchtba¬ ren Krise des Vaterlandes lag ein groſser Sinn, der wohl beherzigt zu werden verdiente, und der auch vielleicht den Frieden mehr beschleunigt hat als die verlornen Schlachten. Die Leute jagen uns hier Angst ein, daſs rund umher in der Gegend Räuber und Mörder streifen. Das könnten sie nun wohl bleiben lassen; denn fort müssen wir. In Leutmeritz sollen über hundert sitzen, und in Prag nicht viel weniger. Die Auflö¬ sung der militärischen Korps ist immer von solchen Uebeln begleitet, so wie bey uns die Einrichtungen gewöhnlich sind. Ich gehe getrost vorwärts und ver¬ lasse mich etwas auf einen guten, schwerbezwingten Knotenstock, mit dem ich tüchtig schlagen und noch einige Zoll in die Rippen nachstoſsen kann. Freund Schnorr wird auch das seinige thun, und so müssen es schon drey gut bewaffnete entschlossene Kerle seyn, die uns anfallen wollen. Wir sehen nicht aus als ob wir viel bey uns trügen, und auch wohl nicht, als ob wir das wenige das wir tragen so leicht hergeben würden. Znaym. Wir nahmen den Segen unsrer Freunde mit uns und pilgerten von Prag aus weiter. Wo ich nichts gesehen habe, kann ich Dir natürlicher Weise nichts

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/44
Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/44>, abgerufen am 22.12.2024.