Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.V. Die Muhamedaner und der Anfang der christlichen Periode. Die malaiische Race hatte sich längst über alle hinterindischen und philippinischen Inseln ausgebreitet, ehe es den handeltreibenden Bekennern des Islam, den Arabern, gelang, ihrem Glauben unter einzelnen Stämmen derselben Eingang zu verschaffen. In dem ungefähr 1252 (von den aus Singapore vertriebenen Malaien) gegründeten heidnischen Staat Malacca bekehrte sich der Sultan Muhammed Shah 1276 zum Islam und erwarb durch die Ausbreitung des neuen Glaubens grossen Ruhm während seiner langjährigen Regierung. Mehr als ein Jahrhundert später, im Jahre 1391, machten ein Fremder, Raja Charmen, und ein Araber, Maulana Ibrahim, einen unglücklichen Versuch die Javanesen zum Islam zu bekehren. Obgleich schon ein ähnliches Unternehmen 1328 erwähnt wird, und die Einwanderung muhamedanischer Kaufleute vom Westen gewiss schon lange vorher begonnen hatte, so scheiterten doch diese ersten Versuche weniger an dem Gegensatz zwischen dem in Java herrschenden buddhistischen Glauben und Mohamed's Religion, als an der Macht der buddhistischen Staaten selbst. Erst als Raden Patah, ein Muhamedaner aus königlichem Geblüt und mit Talent und ehrgeizigem Sinn begabt, seine Glaubensgenossen um sich versammelt und durch Intriguen und den Glanz seines Namens eine mächtige Partei gebildet hatte, gelang es ihm nach der Zerstörung (1478) des bis dahin mächtigsten Reiches von Java, des weitberühmten Majapahit, V. Die Muhamedaner und der Anfang der christlichen Periode. Die malaiische Race hatte sich längst über alle hinterindischen und philippinischen Inseln ausgebreitet, ehe es den handeltreibenden Bekennern des Islam, den Arabern, gelang, ihrem Glauben unter einzelnen Stämmen derselben Eingang zu verschaffen. In dem ungefähr 1252 (von den aus Singapore vertriebenen Malaien) gegründeten heidnischen Staat Malacca bekehrte sich der Sultan Muhammed Shah 1276 zum Islam und erwarb durch die Ausbreitung des neuen Glaubens grossen Ruhm während seiner langjährigen Regierung. Mehr als ein Jahrhundert später, im Jahre 1391, machten ein Fremder, Raja Charmen, und ein Araber, Maulana Ibrahim, einen unglücklichen Versuch die Javanesen zum Islam zu bekehren. Obgleich schon ein ähnliches Unternehmen 1328 erwähnt wird, und die Einwanderung muhamedanischer Kaufleute vom Westen gewiss schon lange vorher begonnen hatte, so scheiterten doch diese ersten Versuche weniger an dem Gegensatz zwischen dem in Java herrschenden buddhistischen Glauben und Mohamed’s Religion, als an der Macht der buddhistischen Staaten selbst. Erst als Raden Patah, ein Muhamedaner aus königlichem Geblüt und mit Talent und ehrgeizigem Sinn begabt, seine Glaubensgenossen um sich versammelt und durch Intriguen und den Glanz seines Namens eine mächtige Partei gebildet hatte, gelang es ihm nach der Zerstörung (1478) des bis dahin mächtigsten Reiches von Java, des weitberühmten Majapahit, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0068" n="68"/> </p> </div> <div n="1"> <head>V.</head><lb/> <head>Die Muhamedaner und der Anfang der christlichen Periode.</head><lb/> <p>Die malaiische Race hatte sich längst über alle hinterindischen und philippinischen Inseln ausgebreitet, ehe es den handeltreibenden Bekennern des Islam, den Arabern, gelang, ihrem Glauben unter einzelnen Stämmen derselben Eingang zu verschaffen. In dem ungefähr 1252 (von den aus Singapore vertriebenen Malaien) gegründeten heidnischen Staat Malacca bekehrte sich der Sultan Muhammed Shah 1276 zum Islam und erwarb durch die Ausbreitung des neuen Glaubens grossen Ruhm während seiner langjährigen Regierung. Mehr als ein Jahrhundert später, im Jahre 1391, machten ein Fremder, Raja Charmen, und ein Araber, Maulana Ibrahim, einen unglücklichen Versuch die Javanesen zum Islam zu bekehren. Obgleich schon ein ähnliches Unternehmen 1328 erwähnt wird, und die Einwanderung muhamedanischer Kaufleute vom Westen gewiss schon lange vorher begonnen hatte, so scheiterten doch diese ersten Versuche weniger an dem Gegensatz zwischen dem in Java herrschenden buddhistischen Glauben und Mohamed’s Religion, als an der Macht der buddhistischen Staaten selbst. Erst als Raden Patah, ein Muhamedaner aus königlichem Geblüt und mit Talent und ehrgeizigem Sinn begabt, seine Glaubensgenossen um sich versammelt und durch Intriguen und den Glanz seines Namens eine mächtige Partei gebildet hatte, gelang es ihm nach der Zerstörung (1478) des bis dahin mächtigsten Reiches von Java, des weitberühmten Majapahit, </p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0068]
V.
Die Muhamedaner und der Anfang der christlichen Periode.
Die malaiische Race hatte sich längst über alle hinterindischen und philippinischen Inseln ausgebreitet, ehe es den handeltreibenden Bekennern des Islam, den Arabern, gelang, ihrem Glauben unter einzelnen Stämmen derselben Eingang zu verschaffen. In dem ungefähr 1252 (von den aus Singapore vertriebenen Malaien) gegründeten heidnischen Staat Malacca bekehrte sich der Sultan Muhammed Shah 1276 zum Islam und erwarb durch die Ausbreitung des neuen Glaubens grossen Ruhm während seiner langjährigen Regierung. Mehr als ein Jahrhundert später, im Jahre 1391, machten ein Fremder, Raja Charmen, und ein Araber, Maulana Ibrahim, einen unglücklichen Versuch die Javanesen zum Islam zu bekehren. Obgleich schon ein ähnliches Unternehmen 1328 erwähnt wird, und die Einwanderung muhamedanischer Kaufleute vom Westen gewiss schon lange vorher begonnen hatte, so scheiterten doch diese ersten Versuche weniger an dem Gegensatz zwischen dem in Java herrschenden buddhistischen Glauben und Mohamed’s Religion, als an der Macht der buddhistischen Staaten selbst. Erst als Raden Patah, ein Muhamedaner aus königlichem Geblüt und mit Talent und ehrgeizigem Sinn begabt, seine Glaubensgenossen um sich versammelt und durch Intriguen und den Glanz seines Namens eine mächtige Partei gebildet hatte, gelang es ihm nach der Zerstörung (1478) des bis dahin mächtigsten Reiches von Java, des weitberühmten Majapahit,
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