Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.IV. Die Negrito's und die heidnischen malaiischen Stämme. Auf der Bühne, deren Bretter und Coulissen, Drähte und Maschinen wir jetzt hinreichend kennen gelernt haben, spielte seit Jahrhunderten, wie überall, der Mensch sein blutiges Drama. Auf den Philippinen, wie bei uns, ist das erste Auftreten des Menschen in fast undurchdringliches Dunkel gehüllt. Wie aber in Europa die Ueberreste der Pfahlbauten mit ihren Waffen und Kochgeschirren, Schmuckgegenständen und Skeletten unsere Phantasie im Aufbau einer vorkeltischen Menschenperiode Europa's unterstützen; so haben uns die früheren Bewohner der Philippinen zwar keine Denkmäler, wohl aber einige lebende Stämme überliefert, die uns in ihren Sitten und Gebräuchen ein ziemlich getreues Bild vergangener Jahrhunderte liefern. Hier scheinen nun Negerstämme die ersten Besitzer des Landes gewesen zu sein; wenigstens hat man von anderen Völkern, die ihnen vorangegangen wären, keine Kunde, und auch die Steinbeile1, welche man mitunter auf diesen Inseln findet, lassen sich ganz ohne Zwang auf eine schwarze Bevölkerung beziehen. Der Papua-Race auf Neu-Guinea und den angrenzenden Inseln, sowie den Bewohnern der Fidji-Inseln und anderer Inselgruppen im stillen Ocean nahe verwandt2 in psychischer Beziehung und in vielen ihrer Sitten und Gebräuche, stehen sie doch in Bezug auf Cultur und Gesittung auf einer viel niedrigeren Stufe, als die Negerracen der Inseln im stillen Ocean. So könnte man entweder IV. Die Negrito’s und die heidnischen malaiischen Stämme. Auf der Bühne, deren Bretter und Coulissen, Drähte und Maschinen wir jetzt hinreichend kennen gelernt haben, spielte seit Jahrhunderten, wie überall, der Mensch sein blutiges Drama. Auf den Philippinen, wie bei uns, ist das erste Auftreten des Menschen in fast undurchdringliches Dunkel gehüllt. Wie aber in Europa die Ueberreste der Pfahlbauten mit ihren Waffen und Kochgeschirren, Schmuckgegenständen und Skeletten unsere Phantasie im Aufbau einer vorkeltischen Menschenperiode Europa’s unterstützen; so haben uns die früheren Bewohner der Philippinen zwar keine Denkmäler, wohl aber einige lebende Stämme überliefert, die uns in ihren Sitten und Gebräuchen ein ziemlich getreues Bild vergangener Jahrhunderte liefern. Hier scheinen nun Negerstämme die ersten Besitzer des Landes gewesen zu sein; wenigstens hat man von anderen Völkern, die ihnen vorangegangen wären, keine Kunde, und auch die Steinbeile1, welche man mitunter auf diesen Inseln findet, lassen sich ganz ohne Zwang auf eine schwarze Bevölkerung beziehen. Der Papua-Race auf Neu-Guinea und den angrenzenden Inseln, sowie den Bewohnern der Fidji-Inseln und anderer Inselgruppen im stillen Ocean nahe verwandt2 in psychischer Beziehung und in vielen ihrer Sitten und Gebräuche, stehen sie doch in Bezug auf Cultur und Gesittung auf einer viel niedrigeren Stufe, als die Negerracen der Inseln im stillen Ocean. So könnte man entweder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0051" n="51"/> </p> </div> <div n="1"> <head>IV.</head><lb/> <head>Die Negrito’s und die heidnischen malaiischen Stämme.</head><lb/> <p>Auf der Bühne, deren Bretter und Coulissen, Drähte und Maschinen wir jetzt hinreichend kennen gelernt haben, spielte seit Jahrhunderten, wie überall, der Mensch sein blutiges Drama. Auf den Philippinen, wie bei uns, ist das erste Auftreten des Menschen in fast undurchdringliches Dunkel gehüllt. Wie aber in Europa die Ueberreste der Pfahlbauten mit ihren Waffen und Kochgeschirren, Schmuckgegenständen und Skeletten unsere Phantasie im Aufbau einer vorkeltischen Menschenperiode Europa’s unterstützen; so haben uns die früheren Bewohner der Philippinen zwar keine Denkmäler, wohl aber einige lebende Stämme überliefert, die uns in ihren Sitten und Gebräuchen ein ziemlich getreues Bild vergangener Jahrhunderte liefern. </p> <p>Hier scheinen nun Negerstämme die ersten Besitzer des Landes gewesen zu sein; wenigstens hat man von anderen Völkern, die ihnen vorangegangen wären, keine Kunde, und auch die Steinbeile<note xml:id="n4.1-sign" n="1" place="end" next="n4.1"/>, welche man mitunter auf diesen Inseln findet, lassen sich ganz ohne Zwang auf eine schwarze Bevölkerung beziehen. Der Papua-Race auf Neu-Guinea und den angrenzenden Inseln, sowie den Bewohnern der Fidji-Inseln und anderer Inselgruppen im stillen Ocean nahe verwandt<note xml:id="n4.2-sign" n="2" place="end" next="n4.2"/> in psychischer Beziehung und in vielen ihrer Sitten und Gebräuche, stehen sie doch in Bezug auf Cultur und Gesittung auf einer viel niedrigeren Stufe, als die Negerracen der Inseln im stillen Ocean. So könnte man entweder </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0051]
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Die Negrito’s und die heidnischen malaiischen Stämme.
Auf der Bühne, deren Bretter und Coulissen, Drähte und Maschinen wir jetzt hinreichend kennen gelernt haben, spielte seit Jahrhunderten, wie überall, der Mensch sein blutiges Drama. Auf den Philippinen, wie bei uns, ist das erste Auftreten des Menschen in fast undurchdringliches Dunkel gehüllt. Wie aber in Europa die Ueberreste der Pfahlbauten mit ihren Waffen und Kochgeschirren, Schmuckgegenständen und Skeletten unsere Phantasie im Aufbau einer vorkeltischen Menschenperiode Europa’s unterstützen; so haben uns die früheren Bewohner der Philippinen zwar keine Denkmäler, wohl aber einige lebende Stämme überliefert, die uns in ihren Sitten und Gebräuchen ein ziemlich getreues Bild vergangener Jahrhunderte liefern.
Hier scheinen nun Negerstämme die ersten Besitzer des Landes gewesen zu sein; wenigstens hat man von anderen Völkern, die ihnen vorangegangen wären, keine Kunde, und auch die Steinbeile
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, welche man mitunter auf diesen Inseln findet, lassen sich ganz ohne Zwang auf eine schwarze Bevölkerung beziehen. Der Papua-Race auf Neu-Guinea und den angrenzenden Inseln, sowie den Bewohnern der Fidji-Inseln und anderer Inselgruppen im stillen Ocean nahe verwandt
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in psychischer Beziehung und in vielen ihrer Sitten und Gebräuche, stehen sie doch in Bezug auf Cultur und Gesittung auf einer viel niedrigeren Stufe, als die Negerracen der Inseln im stillen Ocean. So könnte man entweder
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