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Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

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II.
Die Riffe und das Leben im Meere.

Tief und senkrecht aus dem Meere heraus bauen die Polypen ihre Häuser von Stein, und erst, indem sie durch eigne oder durch unterirdische Kräfte gehoben, bis nahe an die Oberfläche des Meeres gelangen, bildet sich das Riff aus. Die Brandung reisst an der senkrechten Wand Korallentrümmer ab, die bei niedrigem Wasserstande über den Rand des sich an die Küste anlehnenden Walles von Korallen hinaufgeworfen werden; solche abgestorbene Trümmer vereinigen sich miteinander durch Sand, und allmählig erhöht sich so der Rand des Riffes selbst über die höchste Fluthlinie. Nun bezeichnet eine beständige Linie weisser schäumender Wellen, sogenannter "Brecher", den Rand des Aussenriffes, welches sich bald eng an die Küsten anschmiegt und mit völliger Treue die Umrisse des Landes wiederholt, bald auch auf untermeerischen Rücken fortlaufend weit in den Ocean vorspringende Riffzungen bildet. Solche austretende Riffe finden sich vorzüglich an den Küsten, welche dem offenen Meere zugewandt sind; denn hier hat die constante Wirkung der herrschenden Winde und Meeresströmungen gar häufig Stücke des Landes abgelöst und zerstört, deren untermeerische Grundfelsen dann den günstigen Boden zur Ausbildung der Korallenriffe boten. Anders bilden sich Riffe aus in stillen Buchten und in den engen Strassen zwischen den Inseln. Die bald constanten, bald sehr wechselnden Strömungen der Luft; die durch Ebbe und Fluth hervorgerufenen und die partiellen vom nordpacifischen Aequatorialstrom abgeleiteten

II.
Die Riffe und das Leben im Meere.

Tief und senkrecht aus dem Meere heraus bauen die Polypen ihre Häuser von Stein, und erst, indem sie durch eigne oder durch unterirdische Kräfte gehoben, bis nahe an die Oberfläche des Meeres gelangen, bildet sich das Riff aus. Die Brandung reisst an der senkrechten Wand Korallentrümmer ab, die bei niedrigem Wasserstande über den Rand des sich an die Küste anlehnenden Walles von Korallen hinaufgeworfen werden; solche abgestorbene Trümmer vereinigen sich miteinander durch Sand, und allmählig erhöht sich so der Rand des Riffes selbst über die höchste Fluthlinie. Nun bezeichnet eine beständige Linie weisser schäumender Wellen, sogenannter “Brecher”, den Rand des Aussenriffes, welches sich bald eng an die Küsten anschmiegt und mit völliger Treue die Umrisse des Landes wiederholt, bald auch auf untermeerischen Rücken fortlaufend weit in den Ocean vorspringende Riffzungen bildet. Solche austretende Riffe finden sich vorzüglich an den Küsten, welche dem offenen Meere zugewandt sind; denn hier hat die constante Wirkung der herrschenden Winde und Meeresströmungen gar häufig Stücke des Landes abgelöst und zerstört, deren untermeerische Grundfelsen dann den günstigen Boden zur Ausbildung der Korallenriffe boten. Anders bilden sich Riffe aus in stillen Buchten und in den engen Strassen zwischen den Inseln. Die bald constanten, bald sehr wechselnden Strömungen der Luft; die durch Ebbe und Fluth hervorgerufenen und die partiellen vom nordpacifischen Aequatorialstrom abgeleiteten

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[22/0022] II. Die Riffe und das Leben im Meere. Tief und senkrecht aus dem Meere heraus bauen die Polypen ihre Häuser von Stein, und erst, indem sie durch eigne oder durch unterirdische Kräfte gehoben, bis nahe an die Oberfläche des Meeres gelangen, bildet sich das Riff aus. Die Brandung reisst an der senkrechten Wand Korallentrümmer ab, die bei niedrigem Wasserstande über den Rand des sich an die Küste anlehnenden Walles von Korallen hinaufgeworfen werden; solche abgestorbene Trümmer vereinigen sich miteinander durch Sand, und allmählig erhöht sich so der Rand des Riffes selbst über die höchste Fluthlinie. Nun bezeichnet eine beständige Linie weisser schäumender Wellen, sogenannter “Brecher”, den Rand des Aussenriffes, welches sich bald eng an die Küsten anschmiegt und mit völliger Treue die Umrisse des Landes wiederholt, bald auch auf untermeerischen Rücken fortlaufend weit in den Ocean vorspringende Riffzungen bildet. Solche austretende Riffe finden sich vorzüglich an den Küsten, welche dem offenen Meere zugewandt sind; denn hier hat die constante Wirkung der herrschenden Winde und Meeresströmungen gar häufig Stücke des Landes abgelöst und zerstört, deren untermeerische Grundfelsen dann den günstigen Boden zur Ausbildung der Korallenriffe boten. Anders bilden sich Riffe aus in stillen Buchten und in den engen Strassen zwischen den Inseln. Die bald constanten, bald sehr wechselnden Strömungen der Luft; die durch Ebbe und Fluth hervorgerufenen und die partiellen vom nordpacifischen Aequatorialstrom abgeleiteten

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Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/22>, abgerufen am 21.11.2024.