sondern durch eine sonderbahre Bewegung des Engels, jedesmahl auffs neue die Krafft em- pfangen muste.
Ob man nun genugsame Nachricht und Ur- sache habe, dergleichen von unserm Wasser zu gedencken, mag ein jeder selbst urtheilen. Es ist zwar leicht zu erachten, daß damahls bey der gar grossen Menge des Volcks viele Unord- nungen und Sünden mögen vorgangen seyn, es bleibet aber doch die Frage, ob die heutige Welt frömmer, und ob nach dem sechzehenden Seculo mehr Danckbahre wegen des göttli- chen Segens im Brunnen, und wieder erlang- ter Gesundheit, als vor solcher Zeit, gefunden werden.
§. 19.
Andere Ursachen * aber der schleuni- gen Verachtung des Brunnens nach solcher Zeit, sind offenbahr und am Tage. Als erst- lich darff man nicht weit nachsuchen, sondern nur einige Umstände, welche angeführte Auto- res melden, erwegen, so wird man bald finden, daß es nothwendig so ergehen müssen. Da man angefangen unmögliche Dinge von dem Wasser zu praetendiren, alte Weiber dadurch wieder jung machen wollen, wie Bünting redet, da alle von Mutterleibe Blinde, Taube, Stum- me, Lahme und Krüppeln, als von Christo selbst haben wollen curiret seyn, auch den Teufel aus Besessenen damit vertreiben wollen, wie einige
Nach-
* Ursachen desselben.
von denen Pyrmont. Geſund-Brunnen.
ſondern durch eine ſonderbahre Bewegung des Engels, jedesmahl auffs neue die Krafft em- pfangen muſte.
Ob man nun genugſame Nachricht und Ur- ſache habe, dergleichen von unſerm Waſſer zu gedencken, mag ein jeder ſelbſt urtheilen. Es iſt zwar leicht zu erachten, daß damahls bey der gar groſſen Menge des Volcks viele Unord- nungen und Suͤnden moͤgen vorgangen ſeyn, es bleibet aber doch die Frage, ob die heutige Welt froͤmmer, und ob nach dem ſechzehenden Seculo mehr Danckbahre wegen des goͤttli- chen Segens im Brunnen, und wieder erlang- ter Geſundheit, als vor ſolcher Zeit, gefunden werden.
§. 19.
Andere Urſachen * aber der ſchleuni- gen Verachtung des Brunnens nach ſolcher Zeit, ſind offenbahr und am Tage. Als erſt- lich darff man nicht weit nachſuchen, ſondern nur einige Umſtaͤnde, welche angefuͤhrte Auto- res melden, erwegen, ſo wird man bald finden, daß es nothwendig ſo ergehen muͤſſen. Da man angefangen unmoͤgliche Dinge von dem Waſſer zu prætendiren, alte Weiber dadurch wieder jung machen wollen, wie Bünting redet, da alle von Mutterleibe Blinde, Taube, Stum- me, Lahme und Kruͤppeln, als von Chriſto ſelbſt haben wollen curiret ſeyn, auch den Teufel aus Beſeſſenen damit vertreiben wollen, wie einige
Nach-
* Urſachen deſſelben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbn="31"facs="#f0051"/><fwtype="header"place="top">von denen Pyrmont. Geſund-Brunnen.</fw><lb/>ſondern durch eine ſonderbahre Bewegung des<lb/>
Engels, jedesmahl auffs neue die Krafft em-<lb/>
pfangen muſte.</p><lb/><p>Ob man nun genugſame Nachricht und Ur-<lb/>ſache habe, dergleichen von unſerm Waſſer zu<lb/>
gedencken, mag ein jeder ſelbſt urtheilen.<lb/>
Es iſt zwar leicht zu erachten, daß damahls bey<lb/>
der gar groſſen Menge des Volcks viele Unord-<lb/>
nungen und Suͤnden moͤgen vorgangen ſeyn,<lb/>
es bleibet aber doch die Frage, ob die heutige<lb/>
Welt froͤmmer, und ob nach dem ſechzehenden<lb/><hirendition="#aq">Seculo</hi> mehr Danckbahre wegen des goͤttli-<lb/>
chen Segens im Brunnen, und wieder erlang-<lb/>
ter Geſundheit, als vor ſolcher Zeit, gefunden<lb/>
werden.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 19.</head><p>Andere Urſachen <noteplace="foot"n="*">Urſachen deſſelben.</note> aber der ſchleuni-<lb/>
gen Verachtung des Brunnens nach ſolcher<lb/>
Zeit, ſind offenbahr und am Tage. Als erſt-<lb/>
lich darff man nicht weit nachſuchen, ſondern<lb/>
nur einige Umſtaͤnde, welche angefuͤhrte <hirendition="#aq">Auto-<lb/>
res</hi> melden, erwegen, ſo wird man bald finden,<lb/>
daß es nothwendig ſo ergehen muͤſſen. Da<lb/>
man angefangen unmoͤgliche Dinge von dem<lb/>
Waſſer zu <hirendition="#aq">prætendi</hi>ren, alte Weiber dadurch<lb/>
wieder jung machen wollen, wie <hirendition="#aq">Bünting</hi> redet,<lb/>
da alle von Mutterleibe Blinde, Taube, Stum-<lb/>
me, Lahme und Kruͤppeln, als von Chriſto ſelbſt<lb/>
haben wollen <hirendition="#aq">curi</hi>ret ſeyn, auch den Teufel aus<lb/>
Beſeſſenen damit vertreiben wollen, wie einige<lb/><fwtype="catch"place="bottom">Nach-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[31/0051]
von denen Pyrmont. Geſund-Brunnen.
ſondern durch eine ſonderbahre Bewegung des
Engels, jedesmahl auffs neue die Krafft em-
pfangen muſte.
Ob man nun genugſame Nachricht und Ur-
ſache habe, dergleichen von unſerm Waſſer zu
gedencken, mag ein jeder ſelbſt urtheilen.
Es iſt zwar leicht zu erachten, daß damahls bey
der gar groſſen Menge des Volcks viele Unord-
nungen und Suͤnden moͤgen vorgangen ſeyn,
es bleibet aber doch die Frage, ob die heutige
Welt froͤmmer, und ob nach dem ſechzehenden
Seculo mehr Danckbahre wegen des goͤttli-
chen Segens im Brunnen, und wieder erlang-
ter Geſundheit, als vor ſolcher Zeit, gefunden
werden.
§. 19. Andere Urſachen * aber der ſchleuni-
gen Verachtung des Brunnens nach ſolcher
Zeit, ſind offenbahr und am Tage. Als erſt-
lich darff man nicht weit nachſuchen, ſondern
nur einige Umſtaͤnde, welche angefuͤhrte Auto-
res melden, erwegen, ſo wird man bald finden,
daß es nothwendig ſo ergehen muͤſſen. Da
man angefangen unmoͤgliche Dinge von dem
Waſſer zu prætendiren, alte Weiber dadurch
wieder jung machen wollen, wie Bünting redet,
da alle von Mutterleibe Blinde, Taube, Stum-
me, Lahme und Kruͤppeln, als von Chriſto ſelbſt
haben wollen curiret ſeyn, auch den Teufel aus
Beſeſſenen damit vertreiben wollen, wie einige
Nach-
* Urſachen deſſelben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717/51>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.