Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717.Cap. VI. Art und Weise sers kein Bier trincken dürffe,* wie nicht wenigemit einem solchen Verbot von ihren Medicis hergesandt werden. Unsere meisten Brunnen- Gäste sind keine Weinländer, sondern sie sind fast alle zu dem Biere, als ihrem ordentlichen Geträncke gewöhnet, und können also den Durst mit dem Wein alleine nicht stillen, oder sie müssen dessen zu viel trincken, und sich da- durch erhitzen. Es ist also besser, daß ein ieder hierinnen bey seiner Gewohnheit bleibe, und zu Vergnügung des Durstes das Bier, weiß oder braunes gebrauche, wie einem jeden aus eige- ner Erfahrung bekannt, nach welchem er sich am besten befinde. Die Biere aber müssen ihre rechte Art und Alter haben, nicht zu frisch und voller Hefen, auch nicht zu alt und sauer, sondern sollen wohl gekocht, helle, gelind, schärff- lich und spirituös seyn. §. 31. Es ist ein grosser Irrthum, daß man (da * Ob man Bier bey der Brunnen-Cur trincken dürffe. ** Das Wasser schwächet den Magen nicht.
Cap. VI. Art und Weiſe ſers kein Bier trincken duͤrffe,* wie nicht wenigemit einem ſolchen Verbot von ihren Medicis hergeſandt werden. Unſere meiſten Brunnen- Gaͤſte ſind keine Weinlaͤnder, ſondern ſie ſind faſt alle zu dem Biere, als ihrem ordentlichen Getraͤncke gewoͤhnet, und koͤnnen alſo den Durſt mit dem Wein alleine nicht ſtillen, oder ſie muͤſſen deſſen zu viel trincken, und ſich da- durch erhitzen. Es iſt alſo beſſer, daß ein ieder hierinnen bey ſeiner Gewohnheit bleibe, und zu Vergnuͤgung des Durſtes das Bier, weiß oder braunes gebrauche, wie einem jeden aus eige- ner Erfahrung bekannt, nach welchem er ſich am beſten befinde. Die Biere aber muͤſſen ihre rechte Art und Alter haben, nicht zu friſch und voller Hefen, auch nicht zu alt und ſauer, ſondern ſollen wohl gekocht, helle, gelind, ſchaͤrff- lich und ſpirituös ſeyn. §. 31. Es iſt ein groſſer Irrthum, daß man (da * Ob man Bier bey der Brunnen-Cur trincken duͤrffe. ** Das Waſſer ſchwaͤchet den Magen nicht.
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Cap. VI. Art und Weiſe
ſers kein Bier trincken duͤrffe, * wie nicht wenige
mit einem ſolchen Verbot von ihren Medicis
hergeſandt werden. Unſere meiſten Brunnen-
Gaͤſte ſind keine Weinlaͤnder, ſondern ſie ſind
faſt alle zu dem Biere, als ihrem ordentlichen
Getraͤncke gewoͤhnet, und koͤnnen alſo den
Durſt mit dem Wein alleine nicht ſtillen, oder
ſie muͤſſen deſſen zu viel trincken, und ſich da-
durch erhitzen. Es iſt alſo beſſer, daß ein ieder
hierinnen bey ſeiner Gewohnheit bleibe, und zu
Vergnuͤgung des Durſtes das Bier, weiß oder
braunes gebrauche, wie einem jeden aus eige-
ner Erfahrung bekannt, nach welchem er ſich
am beſten befinde. Die Biere aber muͤſſen
ihre rechte Art und Alter haben, nicht zu friſch
und voller Hefen, auch nicht zu alt und ſauer,
ſondern ſollen wohl gekocht, helle, gelind, ſchaͤrff-
lich und ſpirituös ſeyn.
§. 31. Es iſt ein groſſer Irrthum, daß man
insgemein den ſchwachen Magen vorſchuͤtzet,
weil das Waſſer den Magen ſchwaͤche, ** muͤſſe
man viel Wein trincken. Das Gegentheil
aber iſt die Wahrheit, daß nehmlich das Pyr-
montiſche Waſſer den Magen ſtaͤrcke, wie
durchgehends der gute Appetit anzeiget; Noch
mehr aber lehren es die vielfaͤltigen Exempel
derjenigen Perſonen, welche gantz verdorbene
Magen, langwierige Durchfaͤlle, Lienterias,
(da
* Ob man Bier bey der Brunnen-Cur trincken duͤrffe.
** Das Waſſer ſchwaͤchet den Magen nicht.
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