Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717.Cap. VI. Art und Weise nem negligit, Animam seu vitam suam odit,wer nicht wohl käuet, hasset sein eigen Leben. Denn weil der Appetit bey dem Brunnen- Trincken insgemein ungewöhnlich starck ist, so pfleget man öffters gar zu geschwind zu essen, da denn die Speisen nicht gnug zertheilet, und mit dem Speichel als dem wahren Däuungs- und Gährungs-Safft vermischet werden, und also Undäuen, Magendrücken, Blehungen und al- lerhand Ungelegenheiten davon entstehen müs- sen. Auch verleitet insonderheit die Varietät und der Uberfluß von allerhand Speisen zu Uberladung des Magens, daher es besser, daß man sich einige wenige und gute Speisen, und nicht gar zu viele Gerüchte, auftragen lässet, da- mit man sich nicht mit gar zu vielem Essen be- schwehre, und die Cur dadurch hindere und zu- rück setze. §. 29. Das Abend-Essen* muß nicht zu spät, Die Fürnehmen und Grossen pflegen es abge- * Das Abend-Essen.
Cap. VI. Art und Weiſe nem negligit, Animam ſeu vitam ſuam odit,wer nicht wohl kaͤuet, haſſet ſein eigen Leben. Denn weil der Appetit bey dem Brunnen- Trincken insgemein ungewoͤhnlich ſtarck iſt, ſo pfleget man oͤffters gar zu geſchwind zu eſſen, da denn die Speiſen nicht gnug zertheilet, und mit dem Speichel als dem wahren Daͤuungs- und Gaͤhrungs-Safft vermiſchet werden, und alſo Undaͤuen, Magendruͤcken, Blehungen und al- lerhand Ungelegenheiten davon entſtehen muͤſ- ſen. Auch verleitet inſonderheit die Varietaͤt und der Uberfluß von allerhand Speiſen zu Uberladung des Magens, daher es beſſer, daß man ſich einige wenige und gute Speiſen, und nicht gar zu viele Geruͤchte, auftragen laͤſſet, da- mit man ſich nicht mit gar zu vielem Eſſen be- ſchwehre, und die Cur dadurch hindere und zu- ruͤck ſetze. §. 29. Das Abend-Eſſen* muß nicht zu ſpaͤt, Die Fuͤrnehmen und Groſſen pflegen es abge- * Das Abend-Eſſen.
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Cap. VI. Art und Weiſe
nem negligit, Animam ſeu vitam ſuam odit,
wer nicht wohl kaͤuet, haſſet ſein eigen Leben.
Denn weil der Appetit bey dem Brunnen-
Trincken insgemein ungewoͤhnlich ſtarck iſt, ſo
pfleget man oͤffters gar zu geſchwind zu eſſen, da
denn die Speiſen nicht gnug zertheilet, und mit
dem Speichel als dem wahren Daͤuungs- und
Gaͤhrungs-Safft vermiſchet werden, und alſo
Undaͤuen, Magendruͤcken, Blehungen und al-
lerhand Ungelegenheiten davon entſtehen muͤſ-
ſen. Auch verleitet inſonderheit die Varietaͤt
und der Uberfluß von allerhand Speiſen zu
Uberladung des Magens, daher es beſſer, daß
man ſich einige wenige und gute Speiſen, und
nicht gar zu viele Geruͤchte, auftragen laͤſſet, da-
mit man ſich nicht mit gar zu vielem Eſſen be-
ſchwehre, und die Cur dadurch hindere und zu-
ruͤck ſetze.
§. 29. Das Abend-Eſſen * muß nicht zu ſpaͤt,
und laͤngſtens um 7 Uhr gehalten werden, auch
nur in einer Suppe, und gar wenig gekochten
Fleiſch, (denn das gebratne ſtopffet mehr) etwa
von gutem wohlverdaulichen Gefluͤgel, und ein
wenig gekochtem Obſt beſtehen.
Die Fuͤrnehmen und Groſſen pflegen es
hierinnen mehrentheils zu verſehen, an deren
Geſundheit und Conſervation doch am aller-
meiſten gelegen waͤre. Denn es muͤſſen oͤff-
ters die Balls und andere Divertiſſements erſt
abge-
* Das Abend-Eſſen.
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