ben-Ofen geleget werden, verliehren dieselben allen Glantz und Durchsichtigkeit, wie auch durch die Calcination in offenem Feuer, und werden zu einem weissen Pulver, welches selbst den Schnee an Weisse und Reinigkeit über- trifft. Es hat aber solches gantz die Art nicht wie Kalck, denn es erhitzet sich nach der Calci- nation nicht, wenn Wasser darüber gegossen wird, wallet auch mit sauren Sachen gar nicht auf, mit einem Wort, wie ein reiner Lapis se- lenites ist, so findet man diese crystallinische Materie nach allen Haupt-Qualitäten.
§. 120.
Daß ich aber folche auch mit dem Berg-Crystall verglichen, ist die Ursache, weil diese Materie, nachdem man mit der Evapora- tion langsamer oder geschwinder umgangen, sich auf so mancherley Art in lauter kleine läng- liche Spiesse und Stacheln crystallisiren lässet, welches man bey der natürlichen Zeugung des Lapidis selenitae nicht also observiret, sondern bey derselben setzet sich gemeiniglich immer ein dünnes Blätlein auf das andere, und werden also lauter platte, breite Stücke daraus formi- ret.
§. 121.
Es ist auch zu vermuthen, daß der Berg-Crystall, Tropff-Stein und allerley crystallinisches, durchsichtiges Gesteine und Drüsen in denen Bergwercken, auf eben eine solche Art generiret werden, indem der natür- liche, säuerliche, salinische Spiritus allerhand
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der Pyrmontiſchen Geſund-Brunnen.
ben-Ofen geleget werden, verliehren dieſelben allen Glantz und Durchſichtigkeit, wie auch durch die Calcination in offenem Feuer, und werden zu einem weiſſen Pulver, welches ſelbſt den Schnee an Weiſſe und Reinigkeit uͤber- trifft. Es hat aber ſolches gantz die Art nicht wie Kalck, denn es erhitzet ſich nach der Calci- nation nicht, wenn Waſſer daruͤber gegoſſen wird, wallet auch mit ſauren Sachen gar nicht auf, mit einem Wort, wie ein reiner Lapis ſe- lenites iſt, ſo findet man dieſe cryſtalliniſche Materie nach allen Haupt-Qualitaͤten.
§. 120.
Daß ich aber folche auch mit dem Berg-Cryſtall verglichen, iſt die Urſache, weil dieſe Materie, nachdem man mit der Evapora- tion langſamer oder geſchwinder umgangen, ſich auf ſo mancherley Art in lauter kleine laͤng- liche Spieſſe und Stacheln cryſtalliſiren laͤſſet, welches man bey der natuͤrlichen Zeugung des Lapidis ſelenitæ nicht alſo obſerviret, ſondern bey derſelben ſetzet ſich gemeiniglich immer ein duͤnnes Blaͤtlein auf das andere, und werden alſo lauter platte, breite Stuͤcke daraus formi- ret.
§. 121.
Es iſt auch zu vermuthen, daß der Berg-Cryſtall, Tropff-Stein und allerley cryſtalliniſches, durchſichtiges Geſteine und Druͤſen in denen Bergwercken, auf eben eine ſolche Art generiret werden, indem der natuͤr- liche, ſaͤuerliche, ſaliniſche Spiritus allerhand
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der Pyrmontiſchen Geſund-Brunnen.
ben-Ofen geleget werden, verliehren dieſelben
allen Glantz und Durchſichtigkeit, wie auch
durch die Calcination in offenem Feuer, und
werden zu einem weiſſen Pulver, welches ſelbſt
den Schnee an Weiſſe und Reinigkeit uͤber-
trifft. Es hat aber ſolches gantz die Art nicht
wie Kalck, denn es erhitzet ſich nach der Calci-
nation nicht, wenn Waſſer daruͤber gegoſſen
wird, wallet auch mit ſauren Sachen gar nicht
auf, mit einem Wort, wie ein reiner Lapis ſe-
lenites iſt, ſo findet man dieſe cryſtalliniſche
Materie nach allen Haupt-Qualitaͤten.
§. 120. Daß ich aber folche auch mit dem
Berg-Cryſtall verglichen, iſt die Urſache, weil
dieſe Materie, nachdem man mit der Evapora-
tion langſamer oder geſchwinder umgangen,
ſich auf ſo mancherley Art in lauter kleine laͤng-
liche Spieſſe und Stacheln cryſtalliſiren laͤſſet,
welches man bey der natuͤrlichen Zeugung des
Lapidis ſelenitæ nicht alſo obſerviret, ſondern
bey derſelben ſetzet ſich gemeiniglich immer ein
duͤnnes Blaͤtlein auf das andere, und werden
alſo lauter platte, breite Stuͤcke daraus formi-
ret.
§. 121. Es iſt auch zu vermuthen, daß der
Berg-Cryſtall, Tropff-Stein und allerley
cryſtalliniſches, durchſichtiges Geſteine und
Druͤſen in denen Bergwercken, auf eben eine
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liche, ſaͤuerliche, ſaliniſche Spiritus allerhand
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Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717/173>, abgerufen am 06.01.2025.
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