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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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mein Weg gefällt mir bißhero wol/ solt er mich wol auch
zum Tdde führen? Solts auch wol der breite Weg seyn/
der zum Verdamniß abführet? (Matth. VII. 13.) Seid
doch nicht wie die Säue/ die gemästet werden/ welche/ wann
eine auß ihrem Mittel erhaschet und gewürget wird/ grun-
tzen und häuffig herzulauffen/ so bald aber jene auffhöret zu
schreyen/ alles vergessen/ und zu ihrem Troge/ und Koth wi-
der eilen! Bedencket doch allezeit/ den hochwichtigen
Denckspruch der lieben Alten:

Hie Zeitlich/ Dort Ewig/ Darnach richte dich.

§. 21.

Diese Warnung und treuhertzliche Ermanung
will ich mit Erzählung einer denckwürdigen Geschicht
schliessen/ und in ewern Hertzen versiegeln/ welche Herr Mar-
tin Grundmann in seinem nützlichen Büchlein/ die Geist-
und Weltliche Geschichtschule benamet/ (pag. 123. ss.) auff-
gezeichnet hat. Für nicht vielen Jahren/ spricht er/ begab
sichs in einer fürnehmen Stadt unsers Deutschlandes/ daß
eine junge von hohem Stand erborne Person/ nach dem sie
der Hand und Obsicht des Hofemeisters zu bald entlassen/
und ihre noch nicht zeitige Freyheit erlangt hatte/ ein unsöti-
ges/ wollüstiges/ verruchtes Leben anfienge/ solcher gestalt/
daß sie keine Laster/ Schand- und Frevelthaten wider die
heiligste GOttes Gebot anzugeben errötete/ auch hiermit
alle Gottes- und Menschen-Scheu ausser Augen setzte.

§. 22.

Darnebens fieng sie an GOtt im Himmel selb-
sten (welchs erschrecklich) bey sich gleich zu hassen/ fluchte
und lästerte unmenschlich/ verschwure sich/ an GOtt nim-
mermehr zu gedencken/ kein Gebet nicht lebenslang zu thun/
zu welchen Ende sie auch ihr Gebetbuch in einen heimlichen
unsaubern Ort versenckte/ gebahrte sich also/ sam weder
GOtt im Himmel noch einiger Teuffel in der Höll mehr ü-
brig were.

§. 23. Als

mein Weg gefaͤllt mir bißhero wol/ ſolt er mich wol auch
zum Tdde fuͤhren? Solts auch wol der breite Weg ſeyn/
der zum Verdamniß abfuͤhret? (Matth. VII. 13.) Seid
doch nicht wie die Saͤue/ die gemaͤſtet werden/ welche/ wann
eine auß ihrem Mittel erhaſchet und gewuͤrget wird/ grun-
tzen und haͤuffig herzulauffen/ ſo bald aber jene auffhoͤret zu
ſchreyen/ alles vergeſſen/ und zu ihrem Troge/ und Koth wi-
der eilen! Bedencket doch allezeit/ den hochwichtigen
Denckſpruch der lieben Alten:

Hie Zeitlich/ Dort Ewig/ Darnach richte dich.

§. 21.

Dieſe Warnung und treuhertzliche Ermanung
will ich mit Erzaͤhlung einer denckwuͤrdigen Geſchicht
ſchlieſſen/ und in ewern Hertzen verſiegeln/ welche Herr Mar-
tin Grundmann in ſeinem nuͤtzlichen Buͤchlein/ die Geiſt-
und Weltliche Geſchichtſchule benamet/ (pag. 123. ſſ.) auff-
gezeichnet hat. Fuͤr nicht vielen Jahren/ ſpricht er/ begab
ſichs in einer fuͤrnehmen Stadt unſers Deutſchlandes/ daß
eine junge von hohem Stand erborne Perſon/ nach dem ſie
der Hand und Obſicht des Hofemeiſters zu bald entlaſſen/
und ihre noch nicht zeitige Freyheit erlangt hatte/ ein unſoͤti-
ges/ wolluͤſtiges/ verruchtes Leben anfienge/ ſolcher geſtalt/
daß ſie keine Laſter/ Schand- und Frevelthaten wider die
heiligſte GOttes Gebot anzugeben erroͤtete/ auch hiermit
alle Gottes- und Menſchen-Scheu auſſer Augen ſetzte.

§. 22.

Darnebens fieng ſie an GOtt im Himmel ſelb-
ſten (welchs erſchrecklich) bey ſich gleich zu haſſen/ fluchte
und laͤſterte unmenſchlich/ verſchwure ſich/ an GOtt nim-
mermehr zu gedencken/ kein Gebet nicht lebenslang zu thun/
zu welchen Ende ſie auch ihr Gebetbuch in einen heimlichen
unſaubern Ort verſenckte/ gebahrte ſich alſo/ ſam weder
GOtt im Himmel noch einiger Teuffel in der Hoͤll mehr uͤ-
brig were.

§. 23. Als
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[0094] mein Weg gefaͤllt mir bißhero wol/ ſolt er mich wol auch zum Tdde fuͤhren? Solts auch wol der breite Weg ſeyn/ der zum Verdamniß abfuͤhret? (Matth. VII. 13.) Seid doch nicht wie die Saͤue/ die gemaͤſtet werden/ welche/ wann eine auß ihrem Mittel erhaſchet und gewuͤrget wird/ grun- tzen und haͤuffig herzulauffen/ ſo bald aber jene auffhoͤret zu ſchreyen/ alles vergeſſen/ und zu ihrem Troge/ und Koth wi- der eilen! Bedencket doch allezeit/ den hochwichtigen Denckſpruch der lieben Alten: Hie Zeitlich/ Dort Ewig/ Darnach richte dich. §. 21.Dieſe Warnung und treuhertzliche Ermanung will ich mit Erzaͤhlung einer denckwuͤrdigen Geſchicht ſchlieſſen/ und in ewern Hertzen verſiegeln/ welche Herr Mar- tin Grundmann in ſeinem nuͤtzlichen Buͤchlein/ die Geiſt- und Weltliche Geſchichtſchule benamet/ (pag. 123. ſſ.) auff- gezeichnet hat. Fuͤr nicht vielen Jahren/ ſpricht er/ begab ſichs in einer fuͤrnehmen Stadt unſers Deutſchlandes/ daß eine junge von hohem Stand erborne Perſon/ nach dem ſie der Hand und Obſicht des Hofemeiſters zu bald entlaſſen/ und ihre noch nicht zeitige Freyheit erlangt hatte/ ein unſoͤti- ges/ wolluͤſtiges/ verruchtes Leben anfienge/ ſolcher geſtalt/ daß ſie keine Laſter/ Schand- und Frevelthaten wider die heiligſte GOttes Gebot anzugeben erroͤtete/ auch hiermit alle Gottes- und Menſchen-Scheu auſſer Augen ſetzte. §. 22.Darnebens fieng ſie an GOtt im Himmel ſelb- ſten (welchs erſchrecklich) bey ſich gleich zu haſſen/ fluchte und laͤſterte unmenſchlich/ verſchwure ſich/ an GOtt nim- mermehr zu gedencken/ kein Gebet nicht lebenslang zu thun/ zu welchen Ende ſie auch ihr Gebetbuch in einen heimlichen unſaubern Ort verſenckte/ gebahrte ſich alſo/ ſam weder GOtt im Himmel noch einiger Teuffel in der Hoͤll mehr uͤ- brig were. §. 23. Als

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/94>, abgerufen am 13.11.2024.