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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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Verwarung hatten/ und hielten/ fast müde; Alß ich auch
vor ihm saß/ und GOtt anrieff/ und das Paradießgärtlein
des Herrn Arndten in Händen hatte/ schlug er mit der Hand
nach mir/ und traff mir das Knie/ doch ohne Schmertzen/
und weiter das Buch/ daß ichs kaum erhalten konte/ zufo-
derst aber war merckwürdig/ daß damahls sich zu erst deut-
lich ereugete/ wie ungern der Satan den theuren Namen
JEsus hörete; Denn so offt derselbe genennet und ange-
ruffen ward/ (wie wir denn in solchem Schrecken fast ohn
Unterlaß rieffen: Ach JEsu! JEsu! hilff! Ach JEsu
du Sohn David erbarme dich unser! Ach JEsu tritt den
Satan unter unser Füsse! Laß dich dieses armen Menschen
jammern/ du mitleidigessüsses JEsus Hertz!) so ward der
Patient hoch in die Höhe ja auch gantz herumb vom Rücken
auffs Gesicht/ einmahl auch gar von der Banck herunter
geworffen/ und kriegte so grausame Hertzensstösse/ daß es ei-
nem Wunder name/ wie ers außhalten könte.

§. 67.

Jch komme aber wider zu dem vorigen (davon
§. 62.) Und alß ich nun diesen Abend/ nach dem geistlichen
Zustand/ eine ziemliche Veränderung und Verbesserung bey
ihm spürete/ so bediente ich mich solcher guten Gelegenheit/
und berichtete ihn mit Fleiß von der waren Busse/ wie sie
nehmlich nicht nur auß Knechtischer Furcht müste herrüh-
ren/ sondern zufoderst auß Liebe zu GOtt/ ihr müsset/ sprach
ich/ nicht nur darumb ewer Sünde bereuen/ weil ihr darüber
in diese Quaal und Pein des Satans/ auß GOttes gerech-
tem Gericht gefallen seid/ sondern/ das muß euch am meisten
leid seyn/ daß ihr ewern GOtt Vater/ Schöpffer/ Erlöser/
und Trößter/ so schändlich habt verlassen/ Jhn mit ewern
schweren grossen Sünden beleidiget/ und seinen Bund/ in
der Heiligen Tauffe mit euch gemacht/ so liederlich/ auß den

Au-

Verwarung hatten/ und hielten/ faſt muͤde; Alß ich auch
vor ihm ſaß/ und GOtt anrieff/ und das Paradießgaͤrtlein
des Herrn Arndten in Haͤnden hatte/ ſchlug er mit der Hand
nach mir/ und traff mir das Knie/ doch ohne Schmertzen/
und weiter das Buch/ daß ichs kaum erhalten konte/ zufo-
derſt aber war merckwuͤrdig/ daß damahls ſich zu erſt deut-
lich ereugete/ wie ungern der Satan den theuren Namen
JEſus hoͤrete; Denn ſo offt derſelbe genennet und ange-
ruffen ward/ (wie wir denn in ſolchem Schrecken faſt ohn
Unterlaß rieffen: Ach JEſu! JEſu! hilff! Ach JEſu
du Sohn David erbarme dich unſer! Ach JEſu tritt den
Satan unter unſer Fuͤſſe! Laß dich dieſes armen Menſchen
jammern/ du mitleidigesſuͤſſes JEſus Hertz!) ſo ward der
Patient hoch in die Hoͤhe ja auch gantz herumb vom Ruͤcken
auffs Geſicht/ einmahl auch gar von der Banck herunter
geworffen/ und kriegte ſo grauſame Hertzensſtoͤſſe/ daß es ei-
nem Wunder name/ wie ers außhalten koͤnte.

§. 67.

Jch komme aber wider zu dem vorigen (davon
§. 62.) Und alß ich nun dieſen Abend/ nach dem geiſtlichen
Zuſtand/ eine ziemliche Veraͤnderung und Verbeſſerung bey
ihm ſpuͤrete/ ſo bediente ich mich ſolcher guten Gelegenheit/
und berichtete ihn mit Fleiß von der waren Buſſe/ wie ſie
nehmlich nicht nur auß Knechtiſcher Furcht muͤſte herruͤh-
ren/ ſondern zufoderſt auß Liebe zu GOtt/ ihr muͤſſet/ ſprach
ich/ nicht nur darumb ewer Suͤnde bereuen/ weil ihr daruͤber
in dieſe Quaal und Pein des Satans/ auß GOttes gerech-
tem Gericht gefallen ſeid/ ſondern/ das muß euch am meiſten
leid ſeyn/ daß ihr ewern GOtt Vater/ Schoͤpffer/ Erloͤſer/
und Troͤßter/ ſo ſchaͤndlich habt verlaſſen/ Jhn mit ewern
ſchweren groſſen Suͤnden beleidiget/ und ſeinen Bund/ in
der Heiligen Tauffe mit euch gemacht/ ſo liederlich/ auß den

Au-
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[0160] Verwarung hatten/ und hielten/ faſt muͤde; Alß ich auch vor ihm ſaß/ und GOtt anrieff/ und das Paradießgaͤrtlein des Herrn Arndten in Haͤnden hatte/ ſchlug er mit der Hand nach mir/ und traff mir das Knie/ doch ohne Schmertzen/ und weiter das Buch/ daß ichs kaum erhalten konte/ zufo- derſt aber war merckwuͤrdig/ daß damahls ſich zu erſt deut- lich ereugete/ wie ungern der Satan den theuren Namen JEſus hoͤrete; Denn ſo offt derſelbe genennet und ange- ruffen ward/ (wie wir denn in ſolchem Schrecken faſt ohn Unterlaß rieffen: Ach JEſu! JEſu! hilff! Ach JEſu du Sohn David erbarme dich unſer! Ach JEſu tritt den Satan unter unſer Fuͤſſe! Laß dich dieſes armen Menſchen jammern/ du mitleidigesſuͤſſes JEſus Hertz!) ſo ward der Patient hoch in die Hoͤhe ja auch gantz herumb vom Ruͤcken auffs Geſicht/ einmahl auch gar von der Banck herunter geworffen/ und kriegte ſo grauſame Hertzensſtoͤſſe/ daß es ei- nem Wunder name/ wie ers außhalten koͤnte. §. 67.Jch komme aber wider zu dem vorigen (davon §. 62.) Und alß ich nun dieſen Abend/ nach dem geiſtlichen Zuſtand/ eine ziemliche Veraͤnderung und Verbeſſerung bey ihm ſpuͤrete/ ſo bediente ich mich ſolcher guten Gelegenheit/ und berichtete ihn mit Fleiß von der waren Buſſe/ wie ſie nehmlich nicht nur auß Knechtiſcher Furcht muͤſte herruͤh- ren/ ſondern zufoderſt auß Liebe zu GOtt/ ihr muͤſſet/ ſprach ich/ nicht nur darumb ewer Suͤnde bereuen/ weil ihr daruͤber in dieſe Quaal und Pein des Satans/ auß GOttes gerech- tem Gericht gefallen ſeid/ ſondern/ das muß euch am meiſten leid ſeyn/ daß ihr ewern GOtt Vater/ Schoͤpffer/ Erloͤſer/ und Troͤßter/ ſo ſchaͤndlich habt verlaſſen/ Jhn mit ewern ſchweren groſſen Suͤnden beleidiget/ und ſeinen Bund/ in der Heiligen Tauffe mit euch gemacht/ ſo liederlich/ auß den Au-

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/160>, abgerufen am 21.11.2024.