Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.Fünffzehender Theil der Erquickstunden. Schreiner war/ ob es müglich/ ein Holtz mit einer Hacken oder Beyl ebnervnd glätter zu hawen/ als ein Schreiner mit einem Hobel? Er aber fragt mich hingegen/ ob es müglich/ mit einem Beyl oder Hacken eine bessere vnd künstlichere Fuge zumachen/ als ein Schreiner mit seinem Hobel? Solche beede fragen wurden also auffgelöst: Wann der Schreiner nur einen blo- sen hobel ohne Eisen brauchte/ oder das Eisen gantz nicht zugerichtet were/ were es gut zuerachten/ daß mit dem Beyl ein holtz besser zuebnen/ als mit eim solchen hobel. Das ander ist: Wann man mit einer Hacken nur ein Holtz von einander klibet oder spaltet/ so sey schon eine künstliche Fuge zum leimen zugerichtet/ welche gewiß ein Schreiner mit seinem Hobel nit nach- machen würde/ wann gleich das beste Eisen darin. Diß musten alle vmb- stehende mit lachendem Mund passiren lassen. Die XXVII. Auffgab. Ein Ginmaul zumachen. Die Alten Künstler haben zwey Brättlein mit dreyen Bändlein so [Abbildung]
serrück dick/ abcd, aefc, in allem einer grösse/darnach schneide drey schmale Pergamentene Riemlein/ welche auff beyden seiten eben der Brettlein Farb haben/ dann also wird die Kunst besser verdeckt/ sie müssen aber alle etwas wenigs länger seyn/ als ein Brettlein/ das eine nagel mit einem ende neben an m auff das brettlein abdc, mit dem andern an das l deß Brettleins aefc, also wann man beede Brettlein auff einander leget/ daß das Riemlein eben so lang sey daß sie davon just können auff einander ligen/ eben also handel auch mit dem andern Riemlein in ik. Das dritte nagel mit einem ende in h ans Brettlein aefc, mit dem andern ins g deß Brettleins abdc. so ist das Ginmaul bereitet/ vnd bleibt wie in vorher gesetzter Figur zu sehen/ das Brettlein
Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. Schreiner war/ ob es muͤglich/ ein Holtz mit einer Hacken oder Beyl ebnervnd glaͤtter zu hawen/ als ein Schreiner mit einem Hobel? Er aber fragt mich hingegen/ ob es muͤglich/ mit einem Beyl oder Hacken eine beſſere vnd kuͤnſtlichere Fuge zumachen/ als ein Schreiner mit ſeinem Hobel? Solche beede fragen wurden alſo auffgeloͤſt: Wann der Schreiner nur einen blo- ſen hobel ohne Eiſen brauchte/ oder das Eiſen gantz nicht zugerichtet were/ were es gut zuerachten/ daß mit dem Beyl ein holtz beſſer zuebnen/ als mit eim ſolchen hobel. Das ander iſt: Wann man mit einer Hacken nur ein Holtz von einander klibet oder ſpaltet/ ſo ſey ſchon eine kuͤnſtliche Fuge zum leimen zugerichtet/ welche gewiß ein Schreiner mit ſeinem Hobel nit nach- machen wuͤrde/ wann gleich das beſte Eiſen darin. Diß muſten alle vmb- ſtehende mit lachendem Mund paſſiren laſſen. Die XXVII. Auffgab. Ein Ginmaul zumachen. Die Alten Kuͤnſtler haben zwey Braͤttlein mit dreyen Baͤndlein ſo [Abbildung]
ſerruͤck dick/ abcd, aefc, in allem einer groͤſſe/darnach ſchneide drey ſchmale Pergamentene Riemlein/ welche auff beyden ſeiten eben der Brettlein Farb haben/ dann alſo wird die Kunſt beſſer verdeckt/ ſie muͤſſen aber alle etwas wenigs laͤnger ſeyn/ als ein Brettlein/ das eine nagel mit einem ende neben an m auff das brettlein abdc, mit dem andern an das l deß Brettleins aefc, alſo wann man beede Brettlein auff einander leget/ daß das Riemlein eben ſo lang ſey daß ſie davon juſt koͤnnen auff einander ligen/ eben alſo handel auch mit dem andern Riemlein in ik. Das dritte nagel mit einem ende in h ans Brettlein aefc, mit dem andern ins g deß Brettleins abdc. ſo iſt das Ginmaul bereitet/ vnd bleibt wie in vorher geſetzter Figur zu ſehen/ das Brettlein
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Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden.
Schreiner war/ ob es muͤglich/ ein Holtz mit einer Hacken oder Beyl ebner
vnd glaͤtter zu hawen/ als ein Schreiner mit einem Hobel? Er aber fragt
mich hingegen/ ob es muͤglich/ mit einem Beyl oder Hacken eine beſſere vnd
kuͤnſtlichere Fuge zumachen/ als ein Schreiner mit ſeinem Hobel? Solche
beede fragen wurden alſo auffgeloͤſt: Wann der Schreiner nur einen blo-
ſen hobel ohne Eiſen brauchte/ oder das Eiſen gantz nicht zugerichtet were/
were es gut zuerachten/ daß mit dem Beyl ein holtz beſſer zuebnen/ als mit
eim ſolchen hobel. Das ander iſt: Wann man mit einer Hacken nur ein
Holtz von einander klibet oder ſpaltet/ ſo ſey ſchon eine kuͤnſtliche Fuge zum
leimen zugerichtet/ welche gewiß ein Schreiner mit ſeinem Hobel nit nach-
machen wuͤrde/ wann gleich das beſte Eiſen darin. Diß muſten alle vmb-
ſtehende mit lachendem Mund paſſiren laſſen.
Die XXVII. Auffgab.
Ein Ginmaul zumachen.
Die Alten Kuͤnſtler haben zwey Braͤttlein mit dreyen Baͤndlein ſo
kuͤnſtlich zuſamm gehefftet/ daß ſie/ wann man das eine an die Duͤllen gena-
gelt/ das ander auff zweyen ſeiten daran hangen koͤnnen/ wie wir dꝛoben von
einer Thuͤr geſagt/ welche an beeden Orten auff vnd zugehet/ vnd diß haben
ſie ein Ginmaul genennet. Mach zwey viereckichte Brettlein/ nit gar einer
foͤrdern Spann lang/ vnd vngefaͤhr ein drittel der Laͤng braͤit/ auch 3 Meſ-
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ſerruͤck dick/ abcd, aefc, in allem einer groͤſſe/
darnach ſchneide drey ſchmale Pergamentene
Riemlein/ welche auff beyden ſeiten eben der
Brettlein Farb haben/ dann alſo wird die Kunſt
beſſer verdeckt/ ſie muͤſſen aber alle etwas wenigs
laͤnger ſeyn/ als ein Brettlein/ das eine nagel mit
einem ende neben an m auff das brettlein abdc,
mit dem andern an das l deß Brettleins aefc,
alſo wann man beede Brettlein auff einander leget/ daß das Riemlein eben
ſo lang ſey daß ſie davon juſt koͤnnen auff einander ligen/ eben alſo handel
auch mit dem andern Riemlein in ik. Das dritte nagel mit einem ende in
h ans Brettlein aefc, mit dem andern ins g deß Brettleins abdc. ſo iſt
das Ginmaul bereitet/ vnd bleibt wie in vorher geſetzter Figur zu ſehen/ das
Brettlein
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