Hammer. Schließlich ist die Presse auch ökonomischer und die Qualität der ge- puddelten Chargen ergiebt eine höhere Werthziffer, wie dies aus den interessanten Ausführungen Benedix Meyer's hervorgeht, unter dessen Verwaltung der Huld- schinsky'schen Hüttenwerke die erste hydraulische Luppenpresse daselbst aufgestellt wurde.
Die Walzwerke.
Wenn es sich darum handelt, viele gleichartig geformte Stücke herzustellen, beziehungsweise Blechen und Platten größter Dimension, denen mit dem Dampf- hammer nicht mehr beizukommen ist, eine gleichmäßige Gestalt zu geben, bedient man sich besonderer hüttentechnischer Anlagen, welche Walzwerke genannt werden. Das Princip derselben ist, daß zwei dicke gußeiserne Cylinder derart zwischen eisernen Rahmen ("Walzenständern") angebracht sind, daß zwischen ihnen ein regulir- barer Zwischenraum frei bleibt, damit der zu walzende Gegenstand hindurchgezwängt ("gestochen") werden kann. Die Walzen müssen also gegeneinander laufen, um das Walzstück fassen zu können. Da hierzu mitunter ein bedeutender Kraftaufwand nothwendig ist, erhalten die Walzen ihre Bewegung durch kraftvolle Maschinen, bei denen noch überdies fallweise ein Schwungrad in Wirksamkeit tritt, wodurch beim Leergehen der Walzen eine Kraftaufspeicherung stattfindet.
Jedes Walzenstück muß mehrmals die Walzen passiren, wobei der Abstand zwischen ihnen verkleinert wird. Da die Abkühlung des Walzenstückes rasch vor sich geht und bei öfterer Wiederholung des "Stiches" ein nochmaliges Erhitzen erforderlich wird, sind theils besondere Vorsichtsmaßregeln, theils besondere An- ordnungen der Walzwerke nothwendig. Ein größerer Block (oder Packet), der den Walzen zugebracht wird, hat zwar äußerlich eine leichte erstarrte Kruste, ist jedoch im Innern noch flüssig. Die Folge müßte nun die sein, daß durch den enormen Druck der flüssige Kern des Walzstückes ausspritzen und die beschäftigten Arbeiter schweren Gefahren aussetzen würde. Man bedient sich daher in solchen Fällen der zuerst durch den englischen Hüttenmann Gjers angewendeten "Wärmeausgleich- gruben" -- im Boden der Hütte angebrachte und gut verschließbare Behälter mit Wänden aus feuerfesten Steinen, n welche die Walzstücke gebracht werden. Bei öfterer Wiederholung dieser Operation werden die Wände selbst hellroth glühend. Läßt man nun die Walzstücke einige Zeit (1/2 bis 2 Stunden) in den fraglichen Behältern, so findet zwischen der Kruste und dem Innern des Walzstückes ein Temperaturausgleich statt, welcher der Walzbarkeit keinen Eintrag thut, dagegen die vorstehend erwähnte Gefahr für die Walzer beseitigt.
Hat das Walzenstück den ersten Stich durchgemacht und soll es ohne nennenswerthen Zeitverlust zum zweitenmale gestochen werden, so ist es klar, daß das Walzwerk zum Stillstand gebracht und den Walzen eine entgegengesetzte Be- wegung ertheilt werden muß. Es erfolgt also eine Umsteuerung, und solche Werke werden demgemäß Reversirwalzwerke (Umkehrwalzwerke) genannt. Bei ihnen ist
Vierter Abſchnitt.
Hammer. Schließlich iſt die Preſſe auch ökonomiſcher und die Qualität der ge- puddelten Chargen ergiebt eine höhere Werthziffer, wie dies aus den intereſſanten Ausführungen Benedix Meyer's hervorgeht, unter deſſen Verwaltung der Huld- ſchinsky'ſchen Hüttenwerke die erſte hydrauliſche Luppenpreſſe daſelbſt aufgeſtellt wurde.
Die Walzwerke.
Wenn es ſich darum handelt, viele gleichartig geformte Stücke herzuſtellen, beziehungsweiſe Blechen und Platten größter Dimenſion, denen mit dem Dampf- hammer nicht mehr beizukommen iſt, eine gleichmäßige Geſtalt zu geben, bedient man ſich beſonderer hüttentechniſcher Anlagen, welche Walzwerke genannt werden. Das Princip derſelben iſt, daß zwei dicke gußeiſerne Cylinder derart zwiſchen eiſernen Rahmen (»Walzenſtändern«) angebracht ſind, daß zwiſchen ihnen ein regulir- barer Zwiſchenraum frei bleibt, damit der zu walzende Gegenſtand hindurchgezwängt (»geſtochen«) werden kann. Die Walzen müſſen alſo gegeneinander laufen, um das Walzſtück faſſen zu können. Da hierzu mitunter ein bedeutender Kraftaufwand nothwendig iſt, erhalten die Walzen ihre Bewegung durch kraftvolle Maſchinen, bei denen noch überdies fallweiſe ein Schwungrad in Wirkſamkeit tritt, wodurch beim Leergehen der Walzen eine Kraftaufſpeicherung ſtattfindet.
Jedes Walzenſtück muß mehrmals die Walzen paſſiren, wobei der Abſtand zwiſchen ihnen verkleinert wird. Da die Abkühlung des Walzenſtückes raſch vor ſich geht und bei öfterer Wiederholung des »Stiches« ein nochmaliges Erhitzen erforderlich wird, ſind theils beſondere Vorſichtsmaßregeln, theils beſondere An- ordnungen der Walzwerke nothwendig. Ein größerer Block (oder Packet), der den Walzen zugebracht wird, hat zwar äußerlich eine leichte erſtarrte Kruſte, iſt jedoch im Innern noch flüſſig. Die Folge müßte nun die ſein, daß durch den enormen Druck der flüſſige Kern des Walzſtückes ausſpritzen und die beſchäftigten Arbeiter ſchweren Gefahren ausſetzen würde. Man bedient ſich daher in ſolchen Fällen der zuerſt durch den engliſchen Hüttenmann Gjers angewendeten »Wärmeausgleich- gruben« — im Boden der Hütte angebrachte und gut verſchließbare Behälter mit Wänden aus feuerfeſten Steinen, n welche die Walzſtücke gebracht werden. Bei öfterer Wiederholung dieſer Operation werden die Wände ſelbſt hellroth glühend. Läßt man nun die Walzſtücke einige Zeit (½ bis 2 Stunden) in den fraglichen Behältern, ſo findet zwiſchen der Kruſte und dem Innern des Walzſtückes ein Temperaturausgleich ſtatt, welcher der Walzbarkeit keinen Eintrag thut, dagegen die vorſtehend erwähnte Gefahr für die Walzer beſeitigt.
Hat das Walzenſtück den erſten Stich durchgemacht und ſoll es ohne nennenswerthen Zeitverluſt zum zweitenmale geſtochen werden, ſo iſt es klar, daß das Walzwerk zum Stillſtand gebracht und den Walzen eine entgegengeſetzte Be- wegung ertheilt werden muß. Es erfolgt alſo eine Umſteuerung, und ſolche Werke werden demgemäß Reverſirwalzwerke (Umkehrwalzwerke) genannt. Bei ihnen iſt
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Ausführungen Benedix Meyer's hervorgeht, unter deſſen Verwaltung der Huld-
ſchinsky'ſchen Hüttenwerke die erſte hydrauliſche Luppenpreſſe daſelbſt aufgeſtellt
wurde.
Die Walzwerke.
Wenn es ſich darum handelt, viele gleichartig geformte Stücke herzuſtellen,
beziehungsweiſe Blechen und Platten größter Dimenſion, denen mit dem Dampf-
hammer nicht mehr beizukommen iſt, eine gleichmäßige Geſtalt zu geben, bedient
man ſich beſonderer hüttentechniſcher Anlagen, welche Walzwerke genannt werden.
Das Princip derſelben iſt, daß zwei dicke gußeiſerne Cylinder derart zwiſchen
eiſernen Rahmen (»Walzenſtändern«) angebracht ſind, daß zwiſchen ihnen ein regulir-
barer Zwiſchenraum frei bleibt, damit der zu walzende Gegenſtand hindurchgezwängt
(»geſtochen«) werden kann. Die Walzen müſſen alſo gegeneinander laufen, um
das Walzſtück faſſen zu können. Da hierzu mitunter ein bedeutender Kraftaufwand
nothwendig iſt, erhalten die Walzen ihre Bewegung durch kraftvolle Maſchinen, bei
denen noch überdies fallweiſe ein Schwungrad in Wirkſamkeit tritt, wodurch beim
Leergehen der Walzen eine Kraftaufſpeicherung ſtattfindet.
Jedes Walzenſtück muß mehrmals die Walzen paſſiren, wobei der Abſtand
zwiſchen ihnen verkleinert wird. Da die Abkühlung des Walzenſtückes raſch vor
ſich geht und bei öfterer Wiederholung des »Stiches« ein nochmaliges Erhitzen
erforderlich wird, ſind theils beſondere Vorſichtsmaßregeln, theils beſondere An-
ordnungen der Walzwerke nothwendig. Ein größerer Block (oder Packet), der den
Walzen zugebracht wird, hat zwar äußerlich eine leichte erſtarrte Kruſte, iſt jedoch
im Innern noch flüſſig. Die Folge müßte nun die ſein, daß durch den enormen
Druck der flüſſige Kern des Walzſtückes ausſpritzen und die beſchäftigten Arbeiter
ſchweren Gefahren ausſetzen würde. Man bedient ſich daher in ſolchen Fällen der
zuerſt durch den engliſchen Hüttenmann Gjers angewendeten »Wärmeausgleich-
gruben« — im Boden der Hütte angebrachte und gut verſchließbare Behälter mit
Wänden aus feuerfeſten Steinen, n welche die Walzſtücke gebracht werden. Bei
öfterer Wiederholung dieſer Operation werden die Wände ſelbſt hellroth glühend.
Läßt man nun die Walzſtücke einige Zeit (½ bis 2 Stunden) in den fraglichen
Behältern, ſo findet zwiſchen der Kruſte und dem Innern des Walzſtückes ein
Temperaturausgleich ſtatt, welcher der Walzbarkeit keinen Eintrag thut, dagegen
die vorſtehend erwähnte Gefahr für die Walzer beſeitigt.
Hat das Walzenſtück den erſten Stich durchgemacht und ſoll es ohne
nennenswerthen Zeitverluſt zum zweitenmale geſtochen werden, ſo iſt es klar, daß
das Walzwerk zum Stillſtand gebracht und den Walzen eine entgegengeſetzte Be-
wegung ertheilt werden muß. Es erfolgt alſo eine Umſteuerung, und ſolche Werke
werden demgemäß Reverſirwalzwerke (Umkehrwalzwerke) genannt. Bei ihnen iſt
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/126>, abgerufen am 22.12.2024.
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