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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
2. Kapitel. Der immaterielle Nutzen des Waldes.

§ 1. Der Einfluss des Waldes auf Wärme, Niederschlagsmenge und
Luftbewegung
. Der Einfluss des Waldes auf das von ihm bedeckte
Terrain und dessen Umgebung ist ein ebenso viel erörtertes, als lebhaft
bestrittenes Thema.

Noch vor 20--30 Jahren glaubte man dem Walde einen ausser-
ordentlich weitgehenden günstigen Einfluss auf Temperatur, Regenmenge,
Feuchtigkeit, Verhütung von Überschwemmungen, Gesundheit u. s. w.
zuschreiben zu müssen, inzwischen hat eine erheblich nüchternere Auf-
fassung Platz gegriffen, welche in ihrer extremsten Form im Wald nur
eine grosse Holzerzeugungsanstalt sehen will und jede weitere Einwir-
kung des Waldes auf Klima, Wasserstand u. s. w. leugnet. 1)

Um diese Frage näher besprechen zu können, ist es nötig, die ver-
schiedenen Richtungen, nach welchen sich ein Einfluss des Waldes geltend
machen soll, im einzelnen zu untersuchen.

Als solche werden genannt:

1. das Klima und zwar sowohl jenes der bewaldeten Fläche
selbst, als auch jenes der Umgebung;
2. die ober- und unterirdische Abfuhr der Gewässer;
3. die Bindung des Bodens;
4. der Gesundheitszustand der Bewohner.

§ 2. Die Einwirkung des Waldes auf das an die Bodenoberfläche
gelangte Wasser
. Es darf wohl als unbestritten vorausgesetzt werden,
dass das Klima einer Gegend hauptsächlich von der Zone, in welcher
sie liegt, sowie durch terrestrische und tellurische Ursachen be-
dingt wird; erst in letzter Linie kommt gegenüber den anderen mäch-
tigen Faktoren der Einfluss der Vegetationsdecke, soweit diese durch
menschliche Thätigkeit hervorgerufen werden kann, in Betracht. Man
kann daher von einem Einfluss des Waldes nur da sprechen, wo die
Existenz eines solchen durch die übrigen klimatischen Faktoren, namentlich
durch Menge und Verteilung der Niederschläge überhaupt ermöglicht ist. 2)

Woeikof sagt daher sehr mit Recht, dass es Utopien seien, wenn
man hoffe, "Wüsten durch Pflanzen von Wald in paradiesische Gegenden
verwandeln zu können".

Bezüglich der Einwirkung des Waldes auf die einzelnen Faktoren,
welche in ihrer Gesamtwirkung das Klima darstellen, dürfte in ge-
drängter Kürze folgendes anzuführen sein:


1) Ph. Geyer, Der Wald im nationalen Wirtschaftsleben, Leipzig 1879, sagt:
Wer nach zehn oder fünfzehn Jahren über die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes
schreibt, wird vielleicht nicht mehr notwendig haben, seiner Schrift auch ein Kapitel
über die klimatischen Eigenschaften des Waldes beizugeben.
2) Mayr, Die Waldungen von Nordamerika, S. 4, nimmt an, dass zur Existenz
des Waldes in der gemässigten Zone etwa 50 mm Niederschläge und 50 % relativer
Feuchtigkeit während der Wachstumszeit notwendig sind.
Schwappach, Forstpolitik. 4
II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
2. Kapitel. Der immaterielle Nutzen des Waldes.

§ 1. Der Einfluſs des Waldes auf Wärme, Niederschlagsmenge und
Luftbewegung
. Der Einfluſs des Waldes auf das von ihm bedeckte
Terrain und dessen Umgebung ist ein ebenso viel erörtertes, als lebhaft
bestrittenes Thema.

Noch vor 20—30 Jahren glaubte man dem Walde einen auſser-
ordentlich weitgehenden günstigen Einfluſs auf Temperatur, Regenmenge,
Feuchtigkeit, Verhütung von Überschwemmungen, Gesundheit u. s. w.
zuschreiben zu müssen, inzwischen hat eine erheblich nüchternere Auf-
fassung Platz gegriffen, welche in ihrer extremsten Form im Wald nur
eine groſse Holzerzeugungsanstalt sehen will und jede weitere Einwir-
kung des Waldes auf Klima, Wasserstand u. s. w. leugnet. 1)

Um diese Frage näher besprechen zu können, ist es nötig, die ver-
schiedenen Richtungen, nach welchen sich ein Einfluſs des Waldes geltend
machen soll, im einzelnen zu untersuchen.

Als solche werden genannt:

1. das Klima und zwar sowohl jenes der bewaldeten Fläche
selbst, als auch jenes der Umgebung;
2. die ober- und unterirdische Abfuhr der Gewässer;
3. die Bindung des Bodens;
4. der Gesundheitszustand der Bewohner.

§ 2. Die Einwirkung des Waldes auf das an die Bodenoberfläche
gelangte Wasser
. Es darf wohl als unbestritten vorausgesetzt werden,
daſs das Klima einer Gegend hauptsächlich von der Zone, in welcher
sie liegt, sowie durch terrestrische und tellurische Ursachen be-
dingt wird; erst in letzter Linie kommt gegenüber den anderen mäch-
tigen Faktoren der Einfluſs der Vegetationsdecke, soweit diese durch
menschliche Thätigkeit hervorgerufen werden kann, in Betracht. Man
kann daher von einem Einfluſs des Waldes nur da sprechen, wo die
Existenz eines solchen durch die übrigen klimatischen Faktoren, namentlich
durch Menge und Verteilung der Niederschläge überhaupt ermöglicht ist. 2)

Woeikof sagt daher sehr mit Recht, daſs es Utopien seien, wenn
man hoffe, „Wüsten durch Pflanzen von Wald in paradiesische Gegenden
verwandeln zu können“.

Bezüglich der Einwirkung des Waldes auf die einzelnen Faktoren,
welche in ihrer Gesamtwirkung das Klima darstellen, dürfte in ge-
drängter Kürze folgendes anzuführen sein:


1) Ph. Geyer, Der Wald im nationalen Wirtschaftsleben, Leipzig 1879, sagt:
Wer nach zehn oder fünfzehn Jahren über die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes
schreibt, wird vielleicht nicht mehr notwendig haben, seiner Schrift auch ein Kapitel
über die klimatischen Eigenschaften des Waldes beizugeben.
2) Mayr, Die Waldungen von Nordamerika, S. 4, nimmt an, daſs zur Existenz
des Waldes in der gemäſsigten Zone etwa 50 mm Niederschläge und 50 % relativer
Feuchtigkeit während der Wachstumszeit notwendig sind.
Schwappach, Forstpolitik. 4
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[49/0067] II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes. 2. Kapitel. Der immaterielle Nutzen des Waldes. § 1. Der Einfluſs des Waldes auf Wärme, Niederschlagsmenge und Luftbewegung. Der Einfluſs des Waldes auf das von ihm bedeckte Terrain und dessen Umgebung ist ein ebenso viel erörtertes, als lebhaft bestrittenes Thema. Noch vor 20—30 Jahren glaubte man dem Walde einen auſser- ordentlich weitgehenden günstigen Einfluſs auf Temperatur, Regenmenge, Feuchtigkeit, Verhütung von Überschwemmungen, Gesundheit u. s. w. zuschreiben zu müssen, inzwischen hat eine erheblich nüchternere Auf- fassung Platz gegriffen, welche in ihrer extremsten Form im Wald nur eine groſse Holzerzeugungsanstalt sehen will und jede weitere Einwir- kung des Waldes auf Klima, Wasserstand u. s. w. leugnet. 1) Um diese Frage näher besprechen zu können, ist es nötig, die ver- schiedenen Richtungen, nach welchen sich ein Einfluſs des Waldes geltend machen soll, im einzelnen zu untersuchen. Als solche werden genannt: 1. das Klima und zwar sowohl jenes der bewaldeten Fläche selbst, als auch jenes der Umgebung; 2. die ober- und unterirdische Abfuhr der Gewässer; 3. die Bindung des Bodens; 4. der Gesundheitszustand der Bewohner. § 2. Die Einwirkung des Waldes auf das an die Bodenoberfläche gelangte Wasser. Es darf wohl als unbestritten vorausgesetzt werden, daſs das Klima einer Gegend hauptsächlich von der Zone, in welcher sie liegt, sowie durch terrestrische und tellurische Ursachen be- dingt wird; erst in letzter Linie kommt gegenüber den anderen mäch- tigen Faktoren der Einfluſs der Vegetationsdecke, soweit diese durch menschliche Thätigkeit hervorgerufen werden kann, in Betracht. Man kann daher von einem Einfluſs des Waldes nur da sprechen, wo die Existenz eines solchen durch die übrigen klimatischen Faktoren, namentlich durch Menge und Verteilung der Niederschläge überhaupt ermöglicht ist. 2) Woeikof sagt daher sehr mit Recht, daſs es Utopien seien, wenn man hoffe, „Wüsten durch Pflanzen von Wald in paradiesische Gegenden verwandeln zu können“. Bezüglich der Einwirkung des Waldes auf die einzelnen Faktoren, welche in ihrer Gesamtwirkung das Klima darstellen, dürfte in ge- drängter Kürze folgendes anzuführen sein: 1) Ph. Geyer, Der Wald im nationalen Wirtschaftsleben, Leipzig 1879, sagt: Wer nach zehn oder fünfzehn Jahren über die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes schreibt, wird vielleicht nicht mehr notwendig haben, seiner Schrift auch ein Kapitel über die klimatischen Eigenschaften des Waldes beizugeben. 2) Mayr, Die Waldungen von Nordamerika, S. 4, nimmt an, daſs zur Existenz des Waldes in der gemäſsigten Zone etwa 50 mm Niederschläge und 50 % relativer Feuchtigkeit während der Wachstumszeit notwendig sind. Schwappach, Forstpolitik. 4

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/67>, abgerufen am 03.12.2024.