insofern diese die gemeinsame Grundlage aller späteren Gewebe abgeben. Die zweite Abtheilung umfasst die blei- benden Gewebe des thierischen Körpers, wobei aber die schon abgehandelten Gewebe, Chorda dorsalis und Knor- pel, übergangen werden.
Erste Abtheilung. Ueber das Ei und die Keimhaut.
Bekanntlich liegt das Säugethierei innerhalb des Graaf- schen Bläschens. Ob das Graafsche Bläschen die Bedeu- tung einer Zelle hat, habe ich nicht untersucht. Es ist zwar eine Zelle im allgemeinen Sinne dieses Wortes, näm- lich eine Höhle in der Substanz des Eierstocks; es hat so- gar eine eigenthümliche Haut; allein da wir hier das Wort Zelle nur in der Bedeutung als das Elementargebilde der Thiere und Pflanzen nehmen, so kommt es darauf an, zu untersuchen, ob diese Haut nicht etwa erst sekundär durch die Aneinanderfügung anderer Elementargebilde zusammen- gesetzt wird. Die Entwicklungsgeschichte des Graafschen Bläschens muss darüber Aufschlus geben, ob diess der Fall ist, oder ob es sich durch blosses Wachsthum einer mit einer strukturlosen Zellenmembran versehenen Zelle, die vielleicht früher noch einen Kern haben mag, entsteht. Innerhalb desselben liegt das Eichen oder Bärsche Bläs- chen in einer Körnerschicht eingebettet. Untersucht man diese Körner bei 450facher Vergrösserung, so erkennt man bald, dass sie Zellen sind, nämlich runde Bläschen mit einem Kern innerhalb derselben an ihrer inneren Wand- fläche. Der Kern ist granulös, dunkler und fällt daher zunächst auf. Er enthält ein oder zwei Kernkörperchen. Die ihn umgebende Zelle ist von verschiedener Grösse, im Mittel etwa um die Hälfte im Durchmesser grösser, manche sind viel grösser. Die Zellen sind meistens äusserst blass und im isolirten Zustande rund. Im Zusammenhange plat- ten sie sich oft gegen einander zu einer polyedrischen
insofern diese die gemeinsame Grundlage aller späteren Gewebe abgeben. Die zweite Abtheilung umfaſst die blei- benden Gewebe des thierischen Körpers, wobei aber die schon abgehandelten Gewebe, Chorda dorsalis und Knor- pel, übergangen werden.
Erste Abtheilung. Ueber das Ei und die Keimhaut.
Bekanntlich liegt das Säugethierei innerhalb des Graaf- schen Bläschens. Ob das Graafsche Bläschen die Bedeu- tung einer Zelle hat, habe ich nicht untersucht. Es ist zwar eine Zelle im allgemeinen Sinne dieses Wortes, näm- lich eine Höhle in der Substanz des Eierstocks; es hat so- gar eine eigenthümliche Haut; allein da wir hier das Wort Zelle nur in der Bedeutung als das Elementargebilde der Thiere und Pflanzen nehmen, so kommt es darauf an, zu untersuchen, ob diese Haut nicht etwa erst sekundär durch die Aneinanderfügung anderer Elementargebilde zusammen- gesetzt wird. Die Entwicklungsgeschichte des Graafschen Bläschens muſs darüber Aufschlus geben, ob dieſs der Fall ist, oder ob es sich durch bloſses Wachsthum einer mit einer strukturlosen Zellenmembran versehenen Zelle, die vielleicht früher noch einen Kern haben mag, entsteht. Innerhalb desselben liegt das Eichen oder Bärsche Bläs- chen in einer Körnerschicht eingebettet. Untersucht man diese Körner bei 450facher Vergröſserung, so erkennt man bald, daſs sie Zellen sind, nämlich runde Bläschen mit einem Kern innerhalb derselben an ihrer inneren Wand- fläche. Der Kern ist granulös, dunkler und fällt daher zunächst auf. Er enthält ein oder zwei Kernkörperchen. Die ihn umgebende Zelle ist von verschiedener Gröſse, im Mittel etwa um die Hälfte im Durchmesser gröſser, manche sind viel gröſser. Die Zellen sind meistens äuſserst blaſs und im isolirten Zustande rund. Im Zusammenhange plat- ten sie sich oft gegen einander zu einer polyedrischen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0070"n="46"/>
insofern diese die gemeinsame Grundlage aller späteren<lb/>
Gewebe abgeben. Die zweite Abtheilung umfaſst die blei-<lb/>
benden Gewebe des thierischen Körpers, wobei aber die<lb/>
schon abgehandelten Gewebe, Chorda dorsalis und Knor-<lb/>
pel, übergangen werden.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Erste Abtheilung.<lb/>
Ueber das Ei und die Keimhaut</hi>.</head><lb/><p>Bekanntlich liegt das Säugethierei innerhalb des Graaf-<lb/>
schen Bläschens. Ob das Graafsche Bläschen die Bedeu-<lb/>
tung einer Zelle hat, habe ich nicht untersucht. Es ist<lb/>
zwar eine Zelle im allgemeinen Sinne dieses Wortes, näm-<lb/>
lich eine Höhle in der Substanz des Eierstocks; es hat so-<lb/>
gar eine eigenthümliche Haut; allein da wir hier das Wort<lb/>
Zelle nur in der Bedeutung als das Elementargebilde der<lb/>
Thiere und Pflanzen nehmen, so kommt es darauf an, zu<lb/>
untersuchen, ob diese Haut nicht etwa erst sekundär durch<lb/>
die Aneinanderfügung anderer Elementargebilde zusammen-<lb/>
gesetzt wird. Die Entwicklungsgeschichte des Graafschen<lb/>
Bläschens muſs darüber Aufschlus geben, ob dieſs der<lb/>
Fall ist, oder ob es sich durch bloſses Wachsthum einer<lb/>
mit einer strukturlosen Zellenmembran versehenen Zelle,<lb/>
die vielleicht früher noch einen Kern haben mag, entsteht.<lb/>
Innerhalb desselben liegt das Eichen oder Bärsche Bläs-<lb/>
chen in einer Körnerschicht eingebettet. Untersucht man<lb/>
diese Körner bei 450facher Vergröſserung, so erkennt<lb/>
man bald, daſs sie Zellen sind, nämlich runde Bläschen<lb/>
mit einem Kern innerhalb derselben an ihrer inneren Wand-<lb/>
fläche. Der Kern ist granulös, dunkler und fällt daher<lb/>
zunächst auf. Er enthält ein oder zwei Kernkörperchen.<lb/>
Die ihn umgebende Zelle ist von verschiedener Gröſse, im<lb/>
Mittel etwa um die Hälfte im Durchmesser gröſser, manche<lb/>
sind viel gröſser. Die Zellen sind meistens äuſserst blaſs<lb/>
und im isolirten Zustande rund. Im Zusammenhange plat-<lb/>
ten sie sich oft gegen einander zu einer polyedrischen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[46/0070]
insofern diese die gemeinsame Grundlage aller späteren
Gewebe abgeben. Die zweite Abtheilung umfaſst die blei-
benden Gewebe des thierischen Körpers, wobei aber die
schon abgehandelten Gewebe, Chorda dorsalis und Knor-
pel, übergangen werden.
Erste Abtheilung.
Ueber das Ei und die Keimhaut.
Bekanntlich liegt das Säugethierei innerhalb des Graaf-
schen Bläschens. Ob das Graafsche Bläschen die Bedeu-
tung einer Zelle hat, habe ich nicht untersucht. Es ist
zwar eine Zelle im allgemeinen Sinne dieses Wortes, näm-
lich eine Höhle in der Substanz des Eierstocks; es hat so-
gar eine eigenthümliche Haut; allein da wir hier das Wort
Zelle nur in der Bedeutung als das Elementargebilde der
Thiere und Pflanzen nehmen, so kommt es darauf an, zu
untersuchen, ob diese Haut nicht etwa erst sekundär durch
die Aneinanderfügung anderer Elementargebilde zusammen-
gesetzt wird. Die Entwicklungsgeschichte des Graafschen
Bläschens muſs darüber Aufschlus geben, ob dieſs der
Fall ist, oder ob es sich durch bloſses Wachsthum einer
mit einer strukturlosen Zellenmembran versehenen Zelle,
die vielleicht früher noch einen Kern haben mag, entsteht.
Innerhalb desselben liegt das Eichen oder Bärsche Bläs-
chen in einer Körnerschicht eingebettet. Untersucht man
diese Körner bei 450facher Vergröſserung, so erkennt
man bald, daſs sie Zellen sind, nämlich runde Bläschen
mit einem Kern innerhalb derselben an ihrer inneren Wand-
fläche. Der Kern ist granulös, dunkler und fällt daher
zunächst auf. Er enthält ein oder zwei Kernkörperchen.
Die ihn umgebende Zelle ist von verschiedener Gröſse, im
Mittel etwa um die Hälfte im Durchmesser gröſser, manche
sind viel gröſser. Die Zellen sind meistens äuſserst blaſs
und im isolirten Zustande rund. Im Zusammenhange plat-
ten sie sich oft gegen einander zu einer polyedrischen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/70>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.