sicher unterscheiden, da beim Pigment keine Bewegung aus einer Zelle in die andere Statt findet. Man sollte es aber vermuthen, weil man sonst an der Stelle, wo die Ver- längerungen zusammenstossen, eine Unterbrechung des Pig- ments, entsprechend der doppelten Dicke der Zellenwand, sehen müsste. Die von den Zellen ausgehenden Fasern werden oft zuletzt sehr fein, und man sieht daraus, dass die Feinheit der Fasern ihr Hohlsein nicht ausschliesst.
3) Nägel.
Untersucht man einen Nagel eines ausgetragenen Kin- des unmittelbar nach der Geburt, oder noch besser eines reifen, aber noch ungebornen menschlichen Fötus, so sieht man auf feinen Längenschnitten, dass derselbe aus Schich- ten besteht, die der Fläche nach über einander gelagert sind. Diese Schichten sind aber an der untern auf der Haut liegenden Fläche um so undeutlicher, je mehr man sich dem in der Hautfalte an der Wurzel des Nagels lie- genden Theile nähert, und etwa die hintere Hälfte des in dieser Hautfalte verborgenen Theils des Nagels zeigt gar keine Schichtung, sondern besteht aus kleinen polyedri- schen Zellen, von denen viele ganz deutliche Zellenkerne zeigen. Schneidet oder reisst man ein Stückchen von einem solchen Nagel nach der Fläche ab, so kann man schon aus der Form der Ränder, an denen sich glatte eckige Vorsprünge zeigen, vermuthen, dass die Lamellen des Nagels nicht strukturlos sind, sondern durch die Zu- sammenfügung epitheliumartiger Plättchen hervorgebracht werden. Behandelt man solche Lamellen mit Essigsäure oder koncentrirter Schwefelsäure, so trennen sich die Plätt- chen leichter, und in einzelnen seltenen Fällen erkennt man in einem solchen Plättchen einen undeutlichen Kern. In der Wurzel des Nagels sieht man, wenn man die anhän- gende Lamelle der Epidermis abgeschabt hat, keine solche Plättchen, sondern hier sind polyedrische Zellen, die viel kleiner sind als die Plättchen. Bekanntlich wächst nun
sicher unterscheiden, da beim Pigment keine Bewegung aus einer Zelle in die andere Statt findet. Man sollte es aber vermuthen, weil man sonst an der Stelle, wo die Ver- längerungen zusammenstoſsen, eine Unterbrechung des Pig- ments, entsprechend der doppelten Dicke der Zellenwand, sehen müſste. Die von den Zellen ausgehenden Fasern werden oft zuletzt sehr fein, und man sieht daraus, daſs die Feinheit der Fasern ihr Hohlsein nicht ausschlieſst.
3) Nägel.
Untersucht man einen Nagel eines ausgetragenen Kin- des unmittelbar nach der Geburt, oder noch besser eines reifen, aber noch ungebornen menschlichen Fötus, so sieht man auf feinen Längenschnitten, daſs derselbe aus Schich- ten besteht, die der Fläche nach über einander gelagert sind. Diese Schichten sind aber an der untern auf der Haut liegenden Fläche um so undeutlicher, je mehr man sich dem in der Hautfalte an der Wurzel des Nagels lie- genden Theile nähert, und etwa die hintere Hälfte des in dieser Hautfalte verborgenen Theils des Nagels zeigt gar keine Schichtung, sondern besteht aus kleinen polyedri- schen Zellen, von denen viele ganz deutliche Zellenkerne zeigen. Schneidet oder reiſst man ein Stückchen von einem solchen Nagel nach der Fläche ab, so kann man schon aus der Form der Ränder, an denen sich glatte eckige Vorsprünge zeigen, vermuthen, daſs die Lamellen des Nagels nicht strukturlos sind, sondern durch die Zu- sammenfügung epitheliumartiger Plättchen hervorgebracht werden. Behandelt man solche Lamellen mit Essigsäure oder koncentrirter Schwefelsäure, so trennen sich die Plätt- chen leichter, und in einzelnen seltenen Fällen erkennt man in einem solchen Plättchen einen undeutlichen Kern. In der Wurzel des Nagels sieht man, wenn man die anhän- gende Lamelle der Epidermis abgeschabt hat, keine solche Plättchen, sondern hier sind polyedrische Zellen, die viel kleiner sind als die Plättchen. Bekanntlich wächst nun
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sicher unterscheiden, da beim Pigment keine Bewegung
aus einer Zelle in die andere Statt findet. Man sollte es
aber vermuthen, weil man sonst an der Stelle, wo die Ver-
längerungen zusammenstoſsen, eine Unterbrechung des Pig-
ments, entsprechend der doppelten Dicke der Zellenwand,
sehen müſste. Die von den Zellen ausgehenden Fasern
werden oft zuletzt sehr fein, und man sieht daraus, daſs
die Feinheit der Fasern ihr Hohlsein nicht ausschlieſst.
3) Nägel.
Untersucht man einen Nagel eines ausgetragenen Kin-
des unmittelbar nach der Geburt, oder noch besser eines
reifen, aber noch ungebornen menschlichen Fötus, so sieht
man auf feinen Längenschnitten, daſs derselbe aus Schich-
ten besteht, die der Fläche nach über einander gelagert
sind. Diese Schichten sind aber an der untern auf der
Haut liegenden Fläche um so undeutlicher, je mehr man
sich dem in der Hautfalte an der Wurzel des Nagels lie-
genden Theile nähert, und etwa die hintere Hälfte des in
dieser Hautfalte verborgenen Theils des Nagels zeigt gar
keine Schichtung, sondern besteht aus kleinen polyedri-
schen Zellen, von denen viele ganz deutliche Zellenkerne
zeigen. Schneidet oder reiſst man ein Stückchen von
einem solchen Nagel nach der Fläche ab, so kann man
schon aus der Form der Ränder, an denen sich glatte
eckige Vorsprünge zeigen, vermuthen, daſs die Lamellen
des Nagels nicht strukturlos sind, sondern durch die Zu-
sammenfügung epitheliumartiger Plättchen hervorgebracht
werden. Behandelt man solche Lamellen mit Essigsäure
oder koncentrirter Schwefelsäure, so trennen sich die Plätt-
chen leichter, und in einzelnen seltenen Fällen erkennt
man in einem solchen Plättchen einen undeutlichen Kern. In
der Wurzel des Nagels sieht man, wenn man die anhän-
gende Lamelle der Epidermis abgeschabt hat, keine solche
Plättchen, sondern hier sind polyedrische Zellen, die viel
kleiner sind als die Plättchen. Bekanntlich wächst nun
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/114>, abgerufen am 21.11.2024.
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