ihrem Beifallrufe. Es wurde ein Waffenstillstand auf zwölf Tage geschlossen, und nun schweiften im Schutze desselben Latiner und Trojaner durcheinander ungefährdet auf den waldigen Berghöhen umher; die Esche, die Fichte sank unter dem Streiche der Axt; die Eiche, die Ceder, die Buche wurde mit Keulen gespalten, und seufzende Wagen, schwer mit Holz beladen, fuhren der Stadt der Latiner zu.
Inzwischen war das Gerücht von dem Tode des Pallas zur Stadt des Evander gedrungen, die bisher nur von den Siegen ihres Königssohnes vernommen und geträumt hatte. Unaussprechliche Niedergeschlagenheit be¬ mächtigte sich des Königes und aller Bürger. Leichen¬ fackeln in der Hand, stürzten die Arkadier zu den Tho¬ ren hinaus, und, vom langen Zuge der Flammen leuchtete der Weg. Auf der andern Seite kam ihnen die weh¬ klagende Schaar der Phrygier mit dem Leichnam entgegen.
Als die Frauen der Arkadier den Zug auf die Häu¬ ser der Stadt zukommen sahen, erfüllten sie die Straßen mit lautem Heulen. Jetzt vermochte auch den König Evander keine Gewalt mehr zurückzuhalten; er ging der Schaar entgegen, und als die Tragbahr niedergestellt ward, warf er sich über die Leiche seines Sohnes, und ließ seinem Schmerz in lautem Schluchzen und abge¬ brochenen Worten des Jammers den Lauf.
Volksversammlung der Latiner.
Trojaner und Latiner hatten ihre Todten unter Thrä¬ nen und Opfern bestattet, die lauteste Wehklage und
ihrem Beifallrufe. Es wurde ein Waffenſtillſtand auf zwölf Tage geſchloſſen, und nun ſchweiften im Schutze deſſelben Latiner und Trojaner durcheinander ungefährdet auf den waldigen Berghöhen umher; die Eſche, die Fichte ſank unter dem Streiche der Axt; die Eiche, die Ceder, die Buche wurde mit Keulen geſpalten, und ſeufzende Wagen, ſchwer mit Holz beladen, fuhren der Stadt der Latiner zu.
Inzwiſchen war das Gerücht von dem Tode des Pallas zur Stadt des Evander gedrungen, die bisher nur von den Siegen ihres Königsſohnes vernommen und geträumt hatte. Unausſprechliche Niedergeſchlagenheit be¬ mächtigte ſich des Königes und aller Bürger. Leichen¬ fackeln in der Hand, ſtürzten die Arkadier zu den Tho¬ ren hinaus, und, vom langen Zuge der Flammen leuchtete der Weg. Auf der andern Seite kam ihnen die weh¬ klagende Schaar der Phrygier mit dem Leichnam entgegen.
Als die Frauen der Arkadier den Zug auf die Häu¬ ſer der Stadt zukommen ſahen, erfüllten ſie die Straßen mit lautem Heulen. Jetzt vermochte auch den König Evander keine Gewalt mehr zurückzuhalten; er ging der Schaar entgegen, und als die Tragbahr niedergeſtellt ward, warf er ſich über die Leiche ſeines Sohnes, und ließ ſeinem Schmerz in lautem Schluchzen und abge¬ brochenen Worten des Jammers den Lauf.
Volksverſammlung der Latiner.
Trojaner und Latiner hatten ihre Todten unter Thrä¬ nen und Opfern beſtattet, die lauteſte Wehklage und
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ihrem Beifallrufe. Es wurde ein Waffenſtillſtand auf
zwölf Tage geſchloſſen, und nun ſchweiften im Schutze
deſſelben Latiner und Trojaner durcheinander ungefährdet
auf den waldigen Berghöhen umher; die Eſche, die Fichte
ſank unter dem Streiche der Axt; die Eiche, die Ceder,
die Buche wurde mit Keulen geſpalten, und ſeufzende
Wagen, ſchwer mit Holz beladen, fuhren der Stadt der
Latiner zu.
Inzwiſchen war das Gerücht von dem Tode des
Pallas zur Stadt des Evander gedrungen, die bisher
nur von den Siegen ihres Königsſohnes vernommen und
geträumt hatte. Unausſprechliche Niedergeſchlagenheit be¬
mächtigte ſich des Königes und aller Bürger. Leichen¬
fackeln in der Hand, ſtürzten die Arkadier zu den Tho¬
ren hinaus, und, vom langen Zuge der Flammen leuchtete
der Weg. Auf der andern Seite kam ihnen die weh¬
klagende Schaar der Phrygier mit dem Leichnam entgegen.
Als die Frauen der Arkadier den Zug auf die Häu¬
ſer der Stadt zukommen ſahen, erfüllten ſie die Straßen
mit lautem Heulen. Jetzt vermochte auch den König
Evander keine Gewalt mehr zurückzuhalten; er ging der
Schaar entgegen, und als die Tragbahr niedergeſtellt
ward, warf er ſich über die Leiche ſeines Sohnes, und
ließ ſeinem Schmerz in lautem Schluchzen und abge¬
brochenen Worten des Jammers den Lauf.
Volksverſammlung der Latiner.
Trojaner und Latiner hatten ihre Todten unter Thrä¬
nen und Opfern beſtattet, die lauteſte Wehklage und
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/430>, abgerufen am 21.11.2024.
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