Nachdem er so gesprochen, ließ der alte König aus seinem herrlichen Marstall, in welchem an hohen Krip¬ pen dreihundert der schmucksten Rosse standen, für jeden Trojaner ein mit Purpur gedecktes Pferd herbeiführen; goldene Ketten hingen den Rossen bis an die Brust her¬ ab, das Geschirr und der Zaum ihres Mundes war von Gold. Dem Aeneas selbst aber sandte er einen Wagen samt einem Doppelgespann, schnaubende Rosse aus un¬ sterblichem Saamen gezeugt.
Juno facht Krieg an. Amata. Turnus. Die Jagd der Trojaner.
Dieses Glück des Aeneas konnte seine Feindin Juno nicht mit gleichgültigen Augen betrachten. Sie rief die Furie Alekto aus der Unterwelt herauf, um die Eintracht im Keime zu zerstören. Diese schwebte zuerst nach La¬ tium und nahm Besitz von dem stillen Gemache der Amata; sie warf der Königin, der ohnedem schon peinliche Sorgen über das Herannahen der Trojaner und die er¬ sehnte Vermählung ihrer Tochter Lavinia mit dem Ru¬ tulerfürsten Turnus das Herz zernagten, heimlich aus ihrem Schlangenhaare eine der Nattern auf die Brust, damit sie von diesem Scheusal angefressen, das ganze Haus in Verwirrung bringe. Die Schlange verwandelte sich sofort in Amata's goldenen Halsring, in ihren lan¬ gen Schleier, ihr Lockengeschmeide und durchschlüpfte und umirrte ihr so alle Glieder. Zu gleicher Zeit träu¬ felte sie unvermerkt ihr Gift auf die Haut, und dieses fing an den Leib zu durchrieseln. So lang es noch nicht bis ins Mark der Gebeine durchgedrungen war,
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Nachdem er ſo geſprochen, ließ der alte König aus ſeinem herrlichen Marſtall, in welchem an hohen Krip¬ pen dreihundert der ſchmuckſten Roſſe ſtanden, für jeden Trojaner ein mit Purpur gedecktes Pferd herbeiführen; goldene Ketten hingen den Roſſen bis an die Bruſt her¬ ab, das Geſchirr und der Zaum ihres Mundes war von Gold. Dem Aeneas ſelbſt aber ſandte er einen Wagen ſamt einem Doppelgeſpann, ſchnaubende Roſſe aus un¬ ſterblichem Saamen gezeugt.
Juno facht Krieg an. Amata. Turnus. Die Jagd der Trojaner.
Dieſes Glück des Aeneas konnte ſeine Feindin Juno nicht mit gleichgültigen Augen betrachten. Sie rief die Furie Alekto aus der Unterwelt herauf, um die Eintracht im Keime zu zerſtören. Dieſe ſchwebte zuerſt nach La¬ tium und nahm Beſitz von dem ſtillen Gemache der Amata; ſie warf der Königin, der ohnedem ſchon peinliche Sorgen über das Herannahen der Trojaner und die er¬ ſehnte Vermählung ihrer Tochter Lavinia mit dem Ru¬ tulerfürſten Turnus das Herz zernagten, heimlich aus ihrem Schlangenhaare eine der Nattern auf die Bruſt, damit ſie von dieſem Scheuſal angefreſſen, das ganze Haus in Verwirrung bringe. Die Schlange verwandelte ſich ſofort in Amata's goldenen Halsring, in ihren lan¬ gen Schleier, ihr Lockengeſchmeide und durchſchlüpfte und umirrte ihr ſo alle Glieder. Zu gleicher Zeit träu¬ felte ſie unvermerkt ihr Gift auf die Haut, und dieſes fing an den Leib zu durchrieſeln. So lang es noch nicht bis ins Mark der Gebeine durchgedrungen war,
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Nachdem er ſo geſprochen, ließ der alte König aus
ſeinem herrlichen Marſtall, in welchem an hohen Krip¬
pen dreihundert der ſchmuckſten Roſſe ſtanden, für jeden
Trojaner ein mit Purpur gedecktes Pferd herbeiführen;
goldene Ketten hingen den Roſſen bis an die Bruſt her¬
ab, das Geſchirr und der Zaum ihres Mundes war von
Gold. Dem Aeneas ſelbſt aber ſandte er einen Wagen
ſamt einem Doppelgeſpann, ſchnaubende Roſſe aus un¬
ſterblichem Saamen gezeugt.
Juno facht Krieg an. Amata. Turnus. Die Jagd
der Trojaner.
Dieſes Glück des Aeneas konnte ſeine Feindin Juno
nicht mit gleichgültigen Augen betrachten. Sie rief die
Furie Alekto aus der Unterwelt herauf, um die Eintracht
im Keime zu zerſtören. Dieſe ſchwebte zuerſt nach La¬
tium und nahm Beſitz von dem ſtillen Gemache der Amata;
ſie warf der Königin, der ohnedem ſchon peinliche
Sorgen über das Herannahen der Trojaner und die er¬
ſehnte Vermählung ihrer Tochter Lavinia mit dem Ru¬
tulerfürſten Turnus das Herz zernagten, heimlich aus
ihrem Schlangenhaare eine der Nattern auf die Bruſt,
damit ſie von dieſem Scheuſal angefreſſen, das ganze
Haus in Verwirrung bringe. Die Schlange verwandelte
ſich ſofort in Amata's goldenen Halsring, in ihren lan¬
gen Schleier, ihr Lockengeſchmeide und durchſchlüpfte
und umirrte ihr ſo alle Glieder. Zu gleicher Zeit träu¬
felte ſie unvermerkt ihr Gift auf die Haut, und dieſes
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nicht bis ins Mark der Gebeine durchgedrungen war,
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/377>, abgerufen am 22.12.2024.
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