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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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auch die Wiege unseres Volksstammes. Und wie Troja's
Hauptgebirg, heißt auch die waldige Bergkette, die sich
durch dieses Inselland zieht, das Idagebirg. Zu seinen
Füßen dehnen sich die fruchtbarsten Fluren, und mit
hundert Städten ist das Land geschmückt. Dorther soll
unser Stammvater Teucer ins troische Land gekommen
seyn, dorther all unser Götterdienst stammen, und gewiß,
dorthin führt uns auch jetzt Apollo's Befehl, lasset uns ihm
folgen! Die Reise dorthin ist nicht allzuweit, schickt uns
Jupiter Fahrwind, so befindet sich unsere Flotte am drit¬
ten Morgen im Angesichte der Insel Kreta."


Den Flüchtlingen wird Italien versprochen.

Ueber diese Deutung waren die Auswanderer hoch
erfreut. Ehe sie wieder zu Schiffe gingen, schlachteten
sie dem Meeresgotte Neptunus (Poseidon) und dem
Apollo, der sie mit seinem Orakel getröstet hatte, jedem
einen Stier, und den mächtigsten Winden Lämmer, dem
wilden Sturm ein schwarzes, dem sanften Zephyr ein
weißes. Dann verließen sie den Hafen von Delos,
und ihre Schiffe durchflogen mit dem günstigsten Fahr¬
winde die Wellen; es war das Inselmeer der Cykladen,
das Gewässer schien ganz von Eilanden zu wimmeln, die
da und dort mit ihren schneeweißen Marmorfelsen aus
den Fluten stiegen. Der heiterste Himmel begünstigte
die Fahrt; in die Wette steuerten die Fahrzeuge dahin, und
von allen Seiten ertönte fröhliches Geschrei der Schif¬
fenden: "Auf, ihr Freunde, Kreta gesucht, das theure
Heimathland unserer Väter aufgefunden!"

auch die Wiege unſeres Volksſtammes. Und wie Troja's
Hauptgebirg, heißt auch die waldige Bergkette, die ſich
durch dieſes Inſelland zieht, das Idagebirg. Zu ſeinen
Füßen dehnen ſich die fruchtbarſten Fluren, und mit
hundert Städten iſt das Land geſchmückt. Dorther ſoll
unſer Stammvater Teucer ins troiſche Land gekommen
ſeyn, dorther all unſer Götterdienſt ſtammen, und gewiß,
dorthin führt uns auch jetzt Apollo's Befehl, laſſet uns ihm
folgen! Die Reiſe dorthin iſt nicht allzuweit, ſchickt uns
Jupiter Fahrwind, ſo befindet ſich unſere Flotte am drit¬
ten Morgen im Angeſichte der Inſel Kreta.“


Den Flüchtlingen wird Italien verſprochen.

Ueber dieſe Deutung waren die Auswanderer hoch
erfreut. Ehe ſie wieder zu Schiffe gingen, ſchlachteten
ſie dem Meeresgotte Neptunus (Poſeidon) und dem
Apollo, der ſie mit ſeinem Orakel getröſtet hatte, jedem
einen Stier, und den mächtigſten Winden Lämmer, dem
wilden Sturm ein ſchwarzes, dem ſanften Zephyr ein
weißes. Dann verließen ſie den Hafen von Delos,
und ihre Schiffe durchflogen mit dem günſtigſten Fahr¬
winde die Wellen; es war das Inſelmeer der Cykladen,
das Gewäſſer ſchien ganz von Eilanden zu wimmeln, die
da und dort mit ihren ſchneeweißen Marmorfelſen aus
den Fluten ſtiegen. Der heiterſte Himmel begünſtigte
die Fahrt; in die Wette ſteuerten die Fahrzeuge dahin, und
von allen Seiten ertönte fröhliches Geſchrei der Schif¬
fenden: „Auf, ihr Freunde, Kreta geſucht, das theure
Heimathland unſerer Väter aufgefunden!“

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[298/0320] auch die Wiege unſeres Volksſtammes. Und wie Troja's Hauptgebirg, heißt auch die waldige Bergkette, die ſich durch dieſes Inſelland zieht, das Idagebirg. Zu ſeinen Füßen dehnen ſich die fruchtbarſten Fluren, und mit hundert Städten iſt das Land geſchmückt. Dorther ſoll unſer Stammvater Teucer ins troiſche Land gekommen ſeyn, dorther all unſer Götterdienſt ſtammen, und gewiß, dorthin führt uns auch jetzt Apollo's Befehl, laſſet uns ihm folgen! Die Reiſe dorthin iſt nicht allzuweit, ſchickt uns Jupiter Fahrwind, ſo befindet ſich unſere Flotte am drit¬ ten Morgen im Angeſichte der Inſel Kreta.“ Den Flüchtlingen wird Italien verſprochen. Ueber dieſe Deutung waren die Auswanderer hoch erfreut. Ehe ſie wieder zu Schiffe gingen, ſchlachteten ſie dem Meeresgotte Neptunus (Poſeidon) und dem Apollo, der ſie mit ſeinem Orakel getröſtet hatte, jedem einen Stier, und den mächtigſten Winden Lämmer, dem wilden Sturm ein ſchwarzes, dem ſanften Zephyr ein weißes. Dann verließen ſie den Hafen von Delos, und ihre Schiffe durchflogen mit dem günſtigſten Fahr¬ winde die Wellen; es war das Inſelmeer der Cykladen, das Gewäſſer ſchien ganz von Eilanden zu wimmeln, die da und dort mit ihren ſchneeweißen Marmorfelſen aus den Fluten ſtiegen. Der heiterſte Himmel begünſtigte die Fahrt; in die Wette ſteuerten die Fahrzeuge dahin, und von allen Seiten ertönte fröhliches Geſchrei der Schif¬ fenden: „Auf, ihr Freunde, Kreta geſucht, das theure Heimathland unſerer Väter aufgefunden!“

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/320>, abgerufen am 21.11.2024.