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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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Hierauf befahl Odysseus der Schaffnerin Euryklea,
Glut und Schwefel auf einer Pfanne zu bringen, und
Saal, Haus und Vorhof zu durchräuchern. Noch ehe
sie aber dieses Geschäft vornahm, brachte sie ihrem kö¬
niglichen Herrn Mantel und Leibrock. "Du sollst mir,"
sprach sie, "lieber Sohn, und unser Aller Herr, nicht
mehr so mit Lumpen bedeckt im Saale dastehen, du, die
herrliche Heldengestalt. Das wäre ja ganz unziemlich."
Odysseus aber ließ die Kleider noch liegen, und hieß die
Alte an ihr Geschäft gehen. Während diese nun den
Saal und das ganze Haus durchräucherte, rief sie auch
die treu gebliebenen Dienerinnen herbei. Diese drängten
sich bald um ihren geliebten Herrn, hießen ihn mit Freuden¬
thränen willkommen, drückten ihr Angesicht auf seine
Hände, und konnten sich mit Küssen nicht ersättigen.
Odysseus aber weinte und schluchzte vor Freuden; denn
jetzt erkannte er, wer ihm treu geblieben war.


Odysseus und Penelope.

Als das Mütterchen mit der Räucherung fertig war,
stieg es empor zum Söller, um jetzt endlich der gelieb¬
ten Herrin zu verkündigen, daß ihr Gemahl Odysseus es
sey und kein Anderer, der in die Heimath zurückgekom¬
men. Die Füße der Alten trippelten hurtig, aber die
Kniee versagten ihr beinahe. So trat sie vor das Lager
Penelope's, und, die Schlummernde weckend, sprach sie:
"Liebe Tochter, erwache, du sollst mit deinen eigenen

Hierauf befahl Odyſſeus der Schaffnerin Euryklea,
Glut und Schwefel auf einer Pfanne zu bringen, und
Saal, Haus und Vorhof zu durchräuchern. Noch ehe
ſie aber dieſes Geſchäft vornahm, brachte ſie ihrem kö¬
niglichen Herrn Mantel und Leibrock. „Du ſollſt mir,“
ſprach ſie, „lieber Sohn, und unſer Aller Herr, nicht
mehr ſo mit Lumpen bedeckt im Saale daſtehen, du, die
herrliche Heldengeſtalt. Das wäre ja ganz unziemlich.“
Odyſſeus aber ließ die Kleider noch liegen, und hieß die
Alte an ihr Geſchäft gehen. Während dieſe nun den
Saal und das ganze Haus durchräucherte, rief ſie auch
die treu gebliebenen Dienerinnen herbei. Dieſe drängten
ſich bald um ihren geliebten Herrn, hießen ihn mit Freuden¬
thränen willkommen, drückten ihr Angeſicht auf ſeine
Hände, und konnten ſich mit Küſſen nicht erſättigen.
Odyſſeus aber weinte und ſchluchzte vor Freuden; denn
jetzt erkannte er, wer ihm treu geblieben war.


Odyſſeus und Penelope.

Als das Mütterchen mit der Räucherung fertig war,
ſtieg es empor zum Söller, um jetzt endlich der gelieb¬
ten Herrin zu verkündigen, daß ihr Gemahl Odyſſeus es
ſey und kein Anderer, der in die Heimath zurückgekom¬
men. Die Füße der Alten trippelten hurtig, aber die
Kniee verſagten ihr beinahe. So trat ſie vor das Lager
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„Liebe Tochter, erwache, du ſollſt mit deinen eigenen

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[269/0291] Hierauf befahl Odyſſeus der Schaffnerin Euryklea, Glut und Schwefel auf einer Pfanne zu bringen, und Saal, Haus und Vorhof zu durchräuchern. Noch ehe ſie aber dieſes Geſchäft vornahm, brachte ſie ihrem kö¬ niglichen Herrn Mantel und Leibrock. „Du ſollſt mir,“ ſprach ſie, „lieber Sohn, und unſer Aller Herr, nicht mehr ſo mit Lumpen bedeckt im Saale daſtehen, du, die herrliche Heldengeſtalt. Das wäre ja ganz unziemlich.“ Odyſſeus aber ließ die Kleider noch liegen, und hieß die Alte an ihr Geſchäft gehen. Während dieſe nun den Saal und das ganze Haus durchräucherte, rief ſie auch die treu gebliebenen Dienerinnen herbei. Dieſe drängten ſich bald um ihren geliebten Herrn, hießen ihn mit Freuden¬ thränen willkommen, drückten ihr Angeſicht auf ſeine Hände, und konnten ſich mit Küſſen nicht erſättigen. Odyſſeus aber weinte und ſchluchzte vor Freuden; denn jetzt erkannte er, wer ihm treu geblieben war. Odyſſeus und Penelope. Als das Mütterchen mit der Räucherung fertig war, ſtieg es empor zum Söller, um jetzt endlich der gelieb¬ ten Herrin zu verkündigen, daß ihr Gemahl Odyſſeus es ſey und kein Anderer, der in die Heimath zurückgekom¬ men. Die Füße der Alten trippelten hurtig, aber die Kniee verſagten ihr beinahe. So trat ſie vor das Lager Penelope's, und, die Schlummernde weckend, ſprach ſie: „Liebe Tochter, erwache, du ſollſt mit deinen eigenen

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/291>, abgerufen am 21.11.2024.