und Muth. Sie baute auf den Wahrheit verkündenden Morgentraum.
Inzwischen hatten die Freier ungehindert ihr Schiff gerüstet und Antinous hatte es mit zwanzig tapferen Ru¬ derern bestiegen. Mitten in der Meerstraße, welche die Inseln Ithaka und Same trennt, lag ein Felseneiland voll schroffer Klippen. Auf dieses steuerten sie los und legten sich dort in einen lauernden Hinterhalt.
Odysseus scheidet von Kalypso, und scheitert im Sturm.
Jupiters Bote, Merkur, schwang sich aus dem Aether in's Meer, eilte wie eine Möwe durch die Wogen, und kam, wie in der Götterversammlung beschlossen worden war, auf Ogygia, der Insel Kalypso's, an. Auch fand er die schöngelockte Nymphe wirklich zu Hause. Auf dem Heerd brannte eine lodernde Flamme, und der Dunst des gespaltenen, brennenden Zedernholzes wallte würzig über das Eiland hin. Kalypso aber sang mit klangreicher Stimme in der Kammer und wirkte dazu mit goldener Spule ein herrliches Gewebe. Die Grotte, in welcher ihre Gemächer waren, beschattete ein grünender Hayn mit Erlen, Pappeln und Zypressen, in welchen bunte Vögel nisteten, Habichte, Eulen und Krähen. Auch ein Weinstock breitete sich über das Felsengewölbe aus, voll reifender Trauben, die aus dichtem Laube hervorblickten. Vier Quellen entsprangen in der Nähe und schlängelten sich nachbarlich dahin und dorthin; von ihnen bewässert
und Muth. Sie baute auf den Wahrheit verkündenden Morgentraum.
Inzwiſchen hatten die Freier ungehindert ihr Schiff gerüſtet und Antinous hatte es mit zwanzig tapferen Ru¬ derern beſtiegen. Mitten in der Meerſtraße, welche die Inſeln Ithaka und Same trennt, lag ein Felſeneiland voll ſchroffer Klippen. Auf dieſes ſteuerten ſie los und legten ſich dort in einen lauernden Hinterhalt.
Odyſſeus ſcheidet von Kalypſo, und ſcheitert im Sturm.
Jupiters Bote, Merkur, ſchwang ſich aus dem Aether in's Meer, eilte wie eine Möwe durch die Wogen, und kam, wie in der Götterverſammlung beſchloſſen worden war, auf Ogygia, der Inſel Kalypſo's, an. Auch fand er die ſchöngelockte Nymphe wirklich zu Hauſe. Auf dem Heerd brannte eine lodernde Flamme, und der Dunſt des geſpaltenen, brennenden Zedernholzes wallte würzig über das Eiland hin. Kalypſo aber ſang mit klangreicher Stimme in der Kammer und wirkte dazu mit goldener Spule ein herrliches Gewebe. Die Grotte, in welcher ihre Gemächer waren, beſchattete ein grünender Hayn mit Erlen, Pappeln und Zypreſſen, in welchen bunte Vögel niſteten, Habichte, Eulen und Krähen. Auch ein Weinſtock breitete ſich über das Felſengewölbe aus, voll reifender Trauben, die aus dichtem Laube hervorblickten. Vier Quellen entſprangen in der Nähe und ſchlängelten ſich nachbarlich dahin und dorthin; von ihnen bewäſſert
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und Muth. Sie baute auf den Wahrheit verkündenden
Morgentraum.
Inzwiſchen hatten die Freier ungehindert ihr Schiff
gerüſtet und Antinous hatte es mit zwanzig tapferen Ru¬
derern beſtiegen. Mitten in der Meerſtraße, welche die
Inſeln Ithaka und Same trennt, lag ein Felſeneiland
voll ſchroffer Klippen. Auf dieſes ſteuerten ſie los und
legten ſich dort in einen lauernden Hinterhalt.
Odyſſeus ſcheidet von Kalypſo, und ſcheitert
im Sturm.
Jupiters Bote, Merkur, ſchwang ſich aus dem Aether
in's Meer, eilte wie eine Möwe durch die Wogen, und
kam, wie in der Götterverſammlung beſchloſſen worden
war, auf Ogygia, der Inſel Kalypſo's, an. Auch fand
er die ſchöngelockte Nymphe wirklich zu Hauſe. Auf dem
Heerd brannte eine lodernde Flamme, und der Dunſt des
geſpaltenen, brennenden Zedernholzes wallte würzig über
das Eiland hin. Kalypſo aber ſang mit klangreicher
Stimme in der Kammer und wirkte dazu mit goldener
Spule ein herrliches Gewebe. Die Grotte, in welcher
ihre Gemächer waren, beſchattete ein grünender Hayn
mit Erlen, Pappeln und Zypreſſen, in welchen bunte
Vögel niſteten, Habichte, Eulen und Krähen. Auch ein
Weinſtock breitete ſich über das Felſengewölbe aus, voll
reifender Trauben, die aus dichtem Laube hervorblickten.
Vier Quellen entſprangen in der Nähe und ſchlängelten
ſich nachbarlich dahin und dorthin; von ihnen bewäſſert
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/117>, abgerufen am 21.11.2024.
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