immer sprachlos da saß. Odysseus kehrte sich ihr wohl¬ wollenden Sinnes zu: "Niemals, o Weib," sprach er zu ihr, "soll ein Anderer dich als Sklavin schauen. So lange Teucer und ich leben, sollst du mit deinem Kinde gepflegt und geborgen seyn, als stände euch Ajax selbst noch zur Seite, er, die Schutzwehr der Achiver.
Die Atriden schämten sich, gegen die edlen Vorstellun¬ gen des Odysseus Einwendungen zu machen. Der riesige Leib wurde mit vereinter Heldenkraft vom Boden gehoben und nach den Schiffen getragen, dort von dem Blute ge¬ reinigt, das ihn zugleich mit der Rüstung und dem Staube umgab, und endlich auf einem nicht minder stattlichen Scheiterhaufen verbrannt, als Achilles selbst, der in seinem Tode noch die Ursache eines zweiten, unersetzlichen Ver¬ lustes für die Griechen geworden war.
Machaon und Podalirius.
Am andern Tage strömten die Danaer in die Volks¬ versammlung, welche der Völkerhirt Menelaus berufen hatte. Als Alle beisammen waren, stand er selbst auf und hub also an zu reden: "Höret mich an, ihr Fürsten des Volkes! Mir blutet das Herz, wenn ich unsre Schaaren so vor uns hinsinken sehe. Für mich ist das Volk in den Kampf gezogen, und nun soll am Ende Keiner mehr Hei¬ math und Verwandte begrüßen! Ehe dieß geschieht, laßt uns diesen unheilvollen Strand verlassen, und was noch übrig ist, mag mit den Schiffen, Jeder in sein Vaterland, zurücksegeln. Seit Achilles und Ajax dahingesunken sind,
Schwab, das klass. Alterthum. II. 24
immer ſprachlos da ſaß. Odyſſeus kehrte ſich ihr wohl¬ wollenden Sinnes zu: „Niemals, o Weib,“ ſprach er zu ihr, „ſoll ein Anderer dich als Sklavin ſchauen. So lange Teucer und ich leben, ſollſt du mit deinem Kinde gepflegt und geborgen ſeyn, als ſtände euch Ajax ſelbſt noch zur Seite, er, die Schutzwehr der Achiver.
Die Atriden ſchämten ſich, gegen die edlen Vorſtellun¬ gen des Odyſſeus Einwendungen zu machen. Der rieſige Leib wurde mit vereinter Heldenkraft vom Boden gehoben und nach den Schiffen getragen, dort von dem Blute ge¬ reinigt, das ihn zugleich mit der Rüſtung und dem Staube umgab, und endlich auf einem nicht minder ſtattlichen Scheiterhaufen verbrannt, als Achilles ſelbſt, der in ſeinem Tode noch die Urſache eines zweiten, unerſetzlichen Ver¬ luſtes für die Griechen geworden war.
Machaon und Podalirius.
Am andern Tage ſtrömten die Danaer in die Volks¬ verſammlung, welche der Völkerhirt Menelaus berufen hatte. Als Alle beiſammen waren, ſtand er ſelbſt auf und hub alſo an zu reden: „Höret mich an, ihr Fürſten des Volkes! Mir blutet das Herz, wenn ich unſre Schaaren ſo vor uns hinſinken ſehe. Für mich iſt das Volk in den Kampf gezogen, und nun ſoll am Ende Keiner mehr Hei¬ math und Verwandte begrüßen! Ehe dieß geſchieht, laßt uns dieſen unheilvollen Strand verlaſſen, und was noch übrig iſt, mag mit den Schiffen, Jeder in ſein Vaterland, zurückſegeln. Seit Achilles und Ajax dahingeſunken ſind,
Schwab, das klaſſ. Alterthum. II. 24
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immer ſprachlos da ſaß. Odyſſeus kehrte ſich ihr wohl¬
wollenden Sinnes zu: „Niemals, o Weib,“ ſprach er zu
ihr, „ſoll ein Anderer dich als Sklavin ſchauen. So lange
Teucer und ich leben, ſollſt du mit deinem Kinde gepflegt
und geborgen ſeyn, als ſtände euch Ajax ſelbſt noch zur
Seite, er, die Schutzwehr der Achiver.
Die Atriden ſchämten ſich, gegen die edlen Vorſtellun¬
gen des Odyſſeus Einwendungen zu machen. Der rieſige
Leib wurde mit vereinter Heldenkraft vom Boden gehoben
und nach den Schiffen getragen, dort von dem Blute ge¬
reinigt, das ihn zugleich mit der Rüſtung und dem Staube
umgab, und endlich auf einem nicht minder ſtattlichen
Scheiterhaufen verbrannt, als Achilles ſelbſt, der in ſeinem
Tode noch die Urſache eines zweiten, unerſetzlichen Ver¬
luſtes für die Griechen geworden war.
Machaon und Podalirius.
Am andern Tage ſtrömten die Danaer in die Volks¬
verſammlung, welche der Völkerhirt Menelaus berufen
hatte. Als Alle beiſammen waren, ſtand er ſelbſt auf und
hub alſo an zu reden: „Höret mich an, ihr Fürſten des
Volkes! Mir blutet das Herz, wenn ich unſre Schaaren
ſo vor uns hinſinken ſehe. Für mich iſt das Volk in den
Kampf gezogen, und nun ſoll am Ende Keiner mehr Hei¬
math und Verwandte begrüßen! Ehe dieß geſchieht, laßt
uns dieſen unheilvollen Strand verlaſſen, und was noch
übrig iſt, mag mit den Schiffen, Jeder in ſein Vaterland,
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/391>, abgerufen am 17.11.2024.
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