Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

stellte der Vater ihn der Versammlung des Volkes vor,
dem er die Abentheuer seiner Reise erzählen mußte, und
das den früh erprobten Helden mit freudigem Jauchzen
begrüßte. Gegen die falsche Medea hatte der König Ae¬
geus jetzt einen Abscheu gefaßt, und die mordlustige Zau¬
berin wurde aus dem Lande vertrieben.


Theseus bei Minos .

Die erste That, die Theseus verrichtete, seitdem er
als Königssohn und Erbe des attischen Throns an seines
Vaters Seite lebte, war die Aufreibung der fünfzig Söhne
seines Oheims Pallas, welche früher gehofft hatten, den
Thron zu erlangen, wenn Aegeus ohne Kinder stürbe,
und welche ergrimmt waren, daß jetzt nicht bloß ein ange¬
nommener Sohn des Pandion, wie Aegeus war, König
der Athener sey, sondern daß auch in Zukunft ein herge¬
laufener Fremdling die Herrschaft über sie und das Land
führen sollte. Sie griffen daher zu den Waffen und leg¬
ten dem Ankömmling einen Hinterhalt. Aber der Herold,
den sie mit sich führten und der ein fremder Mann war, ver¬
rieth diesen Plan dem Theseus, der nun plötzlich ihren
Hinterhalt überfiel und alle fünfzig niedermachte. Um
durch diese blutige Nothwehr die Gemüther des Volkes
nicht von sich abzukehren, zog hierauf Theseus auf ein
gemeinnützliches Wagestück aus, bezwang den Maratho¬
nischen Stier, der den Bewohnern der attischen Stadt
Tetrapolis nicht wenig Noth verursacht hatte, führte ihn
zur Schau durch die Stadt, und opferte ihn endlich dem
Apollo.

ſtellte der Vater ihn der Verſammlung des Volkes vor,
dem er die Abentheuer ſeiner Reiſe erzählen mußte, und
das den früh erprobten Helden mit freudigem Jauchzen
begrüßte. Gegen die falſche Medea hatte der König Ae¬
geus jetzt einen Abſcheu gefaßt, und die mordluſtige Zau¬
berin wurde aus dem Lande vertrieben.


Theſeus bei Minos .

Die erſte That, die Theſeus verrichtete, ſeitdem er
als Königsſohn und Erbe des attiſchen Throns an ſeines
Vaters Seite lebte, war die Aufreibung der fünfzig Söhne
ſeines Oheims Pallas, welche früher gehofft hatten, den
Thron zu erlangen, wenn Aegeus ohne Kinder ſtürbe,
und welche ergrimmt waren, daß jetzt nicht bloß ein ange¬
nommener Sohn des Pandion, wie Aegeus war, König
der Athener ſey, ſondern daß auch in Zukunft ein herge¬
laufener Fremdling die Herrſchaft über ſie und das Land
führen ſollte. Sie griffen daher zu den Waffen und leg¬
ten dem Ankömmling einen Hinterhalt. Aber der Herold,
den ſie mit ſich führten und der ein fremder Mann war, ver¬
rieth dieſen Plan dem Theſeus, der nun plötzlich ihren
Hinterhalt überfiel und alle fünfzig niedermachte. Um
durch dieſe blutige Nothwehr die Gemüther des Volkes
nicht von ſich abzukehren, zog hierauf Theſeus auf ein
gemeinnützliches Wageſtück aus, bezwang den Maratho¬
niſchen Stier, der den Bewohnern der attiſchen Stadt
Tetrapolis nicht wenig Noth verurſacht hatte, führte ihn
zur Schau durch die Stadt, und opferte ihn endlich dem
Apollo.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0311" n="285"/>
&#x017F;tellte der Vater ihn der Ver&#x017F;ammlung des Volkes vor,<lb/>
dem er die Abentheuer &#x017F;einer Rei&#x017F;e erzählen mußte, und<lb/>
das den früh erprobten Helden mit freudigem Jauchzen<lb/>
begrüßte. Gegen die fal&#x017F;che Medea hatte der König Ae¬<lb/>
geus jetzt einen Ab&#x017F;cheu gefaßt, und die mordlu&#x017F;tige Zau¬<lb/>
berin wurde aus dem Lande vertrieben.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr #g">The&#x017F;eus bei Minos</hi> <hi rendition="#g">.</hi><lb/>
            </head>
            <p>Die er&#x017F;te That, die The&#x017F;eus verrichtete, &#x017F;eitdem er<lb/>
als Königs&#x017F;ohn und Erbe des atti&#x017F;chen Throns an &#x017F;eines<lb/>
Vaters Seite lebte, war die Aufreibung der fünfzig Söhne<lb/>
&#x017F;eines Oheims Pallas, welche früher gehofft hatten, den<lb/>
Thron zu erlangen, wenn Aegeus ohne Kinder &#x017F;türbe,<lb/>
und welche ergrimmt waren, daß jetzt nicht bloß ein ange¬<lb/>
nommener Sohn des Pandion, wie Aegeus war, König<lb/>
der Athener &#x017F;ey, &#x017F;ondern daß auch in Zukunft ein herge¬<lb/>
laufener Fremdling die Herr&#x017F;chaft über &#x017F;ie und das Land<lb/>
führen &#x017F;ollte. Sie griffen daher zu den Waffen und leg¬<lb/>
ten dem Ankömmling einen Hinterhalt. Aber der Herold,<lb/>
den &#x017F;ie mit &#x017F;ich führten und der ein fremder Mann war, ver¬<lb/>
rieth die&#x017F;en Plan dem The&#x017F;eus, der nun plötzlich ihren<lb/>
Hinterhalt überfiel und alle fünfzig niedermachte. Um<lb/>
durch die&#x017F;e blutige Nothwehr die Gemüther des Volkes<lb/>
nicht von &#x017F;ich abzukehren, zog hierauf The&#x017F;eus auf ein<lb/>
gemeinnützliches Wage&#x017F;tück aus, bezwang den Maratho¬<lb/>
ni&#x017F;chen Stier, der den Bewohnern der atti&#x017F;chen Stadt<lb/>
Tetrapolis nicht wenig Noth verur&#x017F;acht hatte, führte ihn<lb/>
zur Schau durch die Stadt, und opferte ihn endlich dem<lb/>
Apollo.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0311] ſtellte der Vater ihn der Verſammlung des Volkes vor, dem er die Abentheuer ſeiner Reiſe erzählen mußte, und das den früh erprobten Helden mit freudigem Jauchzen begrüßte. Gegen die falſche Medea hatte der König Ae¬ geus jetzt einen Abſcheu gefaßt, und die mordluſtige Zau¬ berin wurde aus dem Lande vertrieben. Theſeus bei Minos . Die erſte That, die Theſeus verrichtete, ſeitdem er als Königsſohn und Erbe des attiſchen Throns an ſeines Vaters Seite lebte, war die Aufreibung der fünfzig Söhne ſeines Oheims Pallas, welche früher gehofft hatten, den Thron zu erlangen, wenn Aegeus ohne Kinder ſtürbe, und welche ergrimmt waren, daß jetzt nicht bloß ein ange¬ nommener Sohn des Pandion, wie Aegeus war, König der Athener ſey, ſondern daß auch in Zukunft ein herge¬ laufener Fremdling die Herrſchaft über ſie und das Land führen ſollte. Sie griffen daher zu den Waffen und leg¬ ten dem Ankömmling einen Hinterhalt. Aber der Herold, den ſie mit ſich führten und der ein fremder Mann war, ver¬ rieth dieſen Plan dem Theſeus, der nun plötzlich ihren Hinterhalt überfiel und alle fünfzig niedermachte. Um durch dieſe blutige Nothwehr die Gemüther des Volkes nicht von ſich abzukehren, zog hierauf Theſeus auf ein gemeinnützliches Wageſtück aus, bezwang den Maratho¬ niſchen Stier, der den Bewohnern der attiſchen Stadt Tetrapolis nicht wenig Noth verurſacht hatte, führte ihn zur Schau durch die Stadt, und opferte ihn endlich dem Apollo.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/311
Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/311>, abgerufen am 17.11.2024.