fäß, das sie bei der Hand hatte, und bewahrte es ohne Wissen des Herkules auf, der zu ferne stand, um zu sehen was sie that. Sie kamen darauf nach einigen andern Abentheuern miteinander glücklich zu Ceyx, dem Könige von Trachin, und ließen sich mit ihren Begleitern aus Arkadien, die dem Herkules überall hin folgten, dort häus¬ lich nieder.
Herkules, Jole und Deianira. Sein Ende.
Die letzte Fehde, die Herkules bestand, war sein
Feldzug gegen Eurytus, den König von Oechalia, gegen welchen er einen alten Groll hegte, weil derselbe ihm seine Tochter Jole verweigert hatte. Er versammelte ein großes Heer von Griechen, und zog nach Euböa, den Eurytus und seine Söhne in ihrer Stadt Oechalia zu be¬ lagern. Der Sieg folgte ihm: die hohe Burg wurde in den Staub geworfen, der König mit seinen drei Söhnen er¬ schlagen, die Stadt vertilgt. Jole, noch immer jung und schön, wurde die Gefangene des Herkules.
Derweil hatte Deianira in Sorgen zu Hause auf Nachricht von ihrem Gatten geharrt. Endlich jauchzte im Pallaste Freudengeschrei empor. Ein Bote kam heran¬ gesprengt; "dein Gemahl, o Fürstin, lebt" -- so meldete er der ängstlich auf seine Botschaft horchenden -- "naht in Siegesruhm und führt jetzt eben die Erstlinge des Kampfes den heimathlichen Göttern zu. Sein Diener Lichas, den er hinter mir her gesendet hat, verkündet auf offener Wiese dem Volke den Sieg. Seine eigene An¬
fäß, das ſie bei der Hand hatte, und bewahrte es ohne Wiſſen des Herkules auf, der zu ferne ſtand, um zu ſehen was ſie that. Sie kamen darauf nach einigen andern Abentheuern miteinander glücklich zu Ceyx, dem Könige von Trachin, und ließen ſich mit ihren Begleitern aus Arkadien, die dem Herkules überall hin folgten, dort häus¬ lich nieder.
Herkules, Jole und Deïanira. Sein Ende.
Die letzte Fehde, die Herkules beſtand, war ſein
Feldzug gegen Eurytus, den König von Oechalia, gegen welchen er einen alten Groll hegte, weil derſelbe ihm ſeine Tochter Jole verweigert hatte. Er verſammelte ein großes Heer von Griechen, und zog nach Euböa, den Eurytus und ſeine Söhne in ihrer Stadt Oechalia zu be¬ lagern. Der Sieg folgte ihm: die hohe Burg wurde in den Staub geworfen, der König mit ſeinen drei Söhnen er¬ ſchlagen, die Stadt vertilgt. Jole, noch immer jung und ſchön, wurde die Gefangene des Herkules.
Derweil hatte Deïanira in Sorgen zu Hauſe auf Nachricht von ihrem Gatten geharrt. Endlich jauchzte im Pallaſte Freudengeſchrei empor. Ein Bote kam heran¬ geſprengt; „dein Gemahl, o Fürſtin, lebt“ — ſo meldete er der ängſtlich auf ſeine Botſchaft horchenden — „naht in Siegesruhm und führt jetzt eben die Erſtlinge des Kampfes den heimathlichen Göttern zu. Sein Diener Lichas, den er hinter mir her geſendet hat, verkündet auf offener Wieſe dem Volke den Sieg. Seine eigene An¬
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fäß, das ſie bei der Hand hatte, und bewahrte es ohne
Wiſſen des Herkules auf, der zu ferne ſtand, um zu ſehen
was ſie that. Sie kamen darauf nach einigen andern
Abentheuern miteinander glücklich zu Ceyx, dem Könige
von Trachin, und ließen ſich mit ihren Begleitern aus
Arkadien, die dem Herkules überall hin folgten, dort häus¬
lich nieder.
Herkules, Jole und Deïanira.
Sein Ende.
Die letzte Fehde, die Herkules beſtand, war ſein
Feldzug gegen Eurytus, den König von Oechalia, gegen
welchen er einen alten Groll hegte, weil derſelbe ihm
ſeine Tochter Jole verweigert hatte. Er verſammelte ein
großes Heer von Griechen, und zog nach Euböa, den
Eurytus und ſeine Söhne in ihrer Stadt Oechalia zu be¬
lagern. Der Sieg folgte ihm: die hohe Burg wurde in den
Staub geworfen, der König mit ſeinen drei Söhnen er¬
ſchlagen, die Stadt vertilgt. Jole, noch immer jung und
ſchön, wurde die Gefangene des Herkules.
Derweil hatte Deïanira in Sorgen zu Hauſe auf
Nachricht von ihrem Gatten geharrt. Endlich jauchzte
im Pallaſte Freudengeſchrei empor. Ein Bote kam heran¬
geſprengt; „dein Gemahl, o Fürſtin, lebt“ — ſo meldete
er der ängſtlich auf ſeine Botſchaft horchenden — „naht
in Siegesruhm und führt jetzt eben die Erſtlinge des
Kampfes den heimathlichen Göttern zu. Sein Diener
Lichas, den er hinter mir her geſendet hat, verkündet
auf offener Wieſe dem Volke den Sieg. Seine eigene An¬
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/286>, abgerufen am 17.11.2024.
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