Zwölfte Vorlesung. Ueber die in einem jetzigen Daseyn schlummernden Kräfte eines künftigen.
Wir sprachen in einigen der vorhergehenden Vorle- sungen von Reihen organischer Wesen, davon wir noch in der letzten die eine bis wenigstens in die Nähe des Menschen hinaufführten. Nicht ohne Bedeutung war hierbey das Wort aufsteigend, denn es scheint mehr als wahrscheinlich, daß das allgemeine Leben wie aus einem tiefen Schlaf an der Gränze des Anorgischen erwachend, aus der Tiefe des Materiellen, in wel- cher es der Planet dem es vorhin untergeordnet gewe- sen, mit sich hinabgezogen, eines allmäligen Hinauf- steigens und mannigfaltiger Uebergänge bis zum Da- seyn des Menschen bedürfe. Vielleicht daß in kurzen wissenschaftliche Beweise andrer Art für den tiefen Zu- sammenhang des (z. B. thierischen) Daseyns auf einer niedern Stufe mit dem auf einer höheren, und wie sich dieses schon aus jenem nothwendig herleiten lasse, ge- geben werden können, hier aber sey es erlaubt, einige Worte von einem Zusammenhange andrer Art, der
Zwoͤlfte Vorleſung. Ueber die in einem jetzigen Daſeyn ſchlummernden Kraͤfte eines kuͤnftigen.
Wir ſprachen in einigen der vorhergehenden Vorle- ſungen von Reihen organiſcher Weſen, davon wir noch in der letzten die eine bis wenigſtens in die Naͤhe des Menſchen hinauffuͤhrten. Nicht ohne Bedeutung war hierbey das Wort aufſteigend, denn es ſcheint mehr als wahrſcheinlich, daß das allgemeine Leben wie aus einem tiefen Schlaf an der Graͤnze des Anorgiſchen erwachend, aus der Tiefe des Materiellen, in wel- cher es der Planet dem es vorhin untergeordnet gewe- ſen, mit ſich hinabgezogen, eines allmaͤligen Hinauf- ſteigens und mannigfaltiger Uebergaͤnge bis zum Da- ſeyn des Menſchen beduͤrfe. Vielleicht daß in kurzen wiſſenſchaftliche Beweiſe andrer Art fuͤr den tiefen Zu- ſammenhang des (z. B. thieriſchen) Daſeyns auf einer niedern Stufe mit dem auf einer hoͤheren, und wie ſich dieſes ſchon aus jenem nothwendig herleiten laſſe, ge- geben werden koͤnnen, hier aber ſey es erlaubt, einige Worte von einem Zuſammenhange andrer Art, der
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Zwoͤlfte Vorleſung.
Ueber die in einem jetzigen Daſeyn
ſchlummernden Kraͤfte eines
kuͤnftigen.
Wir ſprachen in einigen der vorhergehenden Vorle-
ſungen von Reihen organiſcher Weſen, davon wir noch
in der letzten die eine bis wenigſtens in die Naͤhe des
Menſchen hinauffuͤhrten. Nicht ohne Bedeutung war
hierbey das Wort aufſteigend, denn es ſcheint mehr
als wahrſcheinlich, daß das allgemeine Leben wie aus
einem tiefen Schlaf an der Graͤnze des Anorgiſchen
erwachend, aus der Tiefe des Materiellen, in wel-
cher es der Planet dem es vorhin untergeordnet gewe-
ſen, mit ſich hinabgezogen, eines allmaͤligen Hinauf-
ſteigens und mannigfaltiger Uebergaͤnge bis zum Da-
ſeyn des Menſchen beduͤrfe. Vielleicht daß in kurzen
wiſſenſchaftliche Beweiſe andrer Art fuͤr den tiefen Zu-
ſammenhang des (z. B. thieriſchen) Daſeyns auf einer
niedern Stufe mit dem auf einer hoͤheren, und wie ſich
dieſes ſchon aus jenem nothwendig herleiten laſſe, ge-
geben werden koͤnnen, hier aber ſey es erlaubt, einige
Worte von einem Zuſammenhange andrer Art, der
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/315>, abgerufen am 21.11.2024.
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