k1) Ich glaube, die elementarste aller deduktiven Disziplinen nicht einleiten zu dürfen, ohne zuvörderst auf die enorme Wichtigkeit des Zeichens, das ja an sich als ein unbedeutendes Ding erscheint, ge- bührend hinzuweisen, und schliesse ich mich dabei grösstenteils -- in freier Weise -- an die Ausführungen Trendelenburg's2 (Bd. III, p. 1 .. 4) an.
Erst mit dem Eintritt der "bezeichnenden" oder "symbolisirenden" Thätigkeit (zu welcher aus der bildenden Thätigkeit auch noch die abbildende gerechnet werden mag) scheint in der That das Menschen- geschlecht sich aus dem absoluten Nullpunkte der Civilisation und über das Niveau des Tieres erhoben zu haben, und kaum einer wirk- lichen Sache dürfte der Menschengeist soviel Fortschritte zu verdanken haben, als wie dem Zeichen der Sachen.
Das Zeichen, welches in der Geberde und im Ton zum Affekt, zur Lebensstimmung spricht, spricht in Wort und Satz zum Intellekt und hat nach den Gesetzen der Ideenassoziation die Kraft, in dem, der es vernimmt oder anwendet, bestimmte Vorstellungen zu erzeugen und in ihrer Abfolge zu richten.
Indem es mit der Vorstellung zusammenwächst, verschmilzt, wirkt es selber auch auf das Denken zurück. Durch das Zeichen werden die sonst in einander fliessenden, zuletzt zerfliessenden, Vorstellungen gesondert und als getrennte Elemente ein bleibender Besitz, über welchen der Denkende fortan verfügen kann. Mittelst des Zeichens wird unterschieden, das Unterschiedene fixirt und das Fixirte zu neuen und eigentümlichen Verbindungen tauglich gemacht; das Zeichen wird uns zur Handhabe, an welcher wir die Gedankendinge packen. Erst durch das Zeichen löst die Vorstellung von dem sinnlichen Eindrucke, an welchem sie sonst haftet, sich los, und vermag nun in das All- gemeine sich zu erheben. So wird das Denken durch das Zeichen des Worts nach der einen Seite frei, auf der andern bestimmt.
Ferner gibt es nur durch das Zeichen, durch welches in Vielen derselbe Gedanke, derselbe Zweck -- ein Wille und eine Seele -- möglich wird, jene Gemeinschaft der menschlichen Kräfte, auf welcher das Leben der Menschen als ein Leben der Individuen im ganzen Geschlecht, auf welcher Gesittung und Bildung beruht.
Diese Wirkung schon des ausgesprochenen Zeichens steigert sich noch ausserordentlich in der Schrift.
Einleitung.
B. Vorbetrachtungen über Zeichen und Namen.
ϰ1) Ich glaube, die elementarste aller deduktiven Disziplinen nicht einleiten zu dürfen, ohne zuvörderst auf die enorme Wichtigkeit des Zeichens, das ja an sich als ein unbedeutendes Ding erscheint, ge- bührend hinzuweisen, und schliesse ich mich dabei grösstenteils — in freier Weise — an die Ausführungen Trendelenburg's2 (Bd. III, p. 1 ‥ 4) an.
Erst mit dem Eintritt der „bezeichnenden“ oder „symbolisirenden“ Thätigkeit (zu welcher aus der bildenden Thätigkeit auch noch die abbildende gerechnet werden mag) scheint in der That das Menschen- geschlecht sich aus dem absoluten Nullpunkte der Civilisation und über das Niveau des Tieres erhoben zu haben, und kaum einer wirk- lichen Sache dürfte der Menschengeist soviel Fortschritte zu verdanken haben, als wie dem Zeichen der Sachen.
Das Zeichen, welches in der Geberde und im Ton zum Affekt, zur Lebensstimmung spricht, spricht in Wort und Satz zum Intellekt und hat nach den Gesetzen der Ideenassoziation die Kraft, in dem, der es vernimmt oder anwendet, bestimmte Vorstellungen zu erzeugen und in ihrer Abfolge zu richten.
Indem es mit der Vorstellung zusammenwächst, verschmilzt, wirkt es selber auch auf das Denken zurück. Durch das Zeichen werden die sonst in einander fliessenden, zuletzt zerfliessenden, Vorstellungen gesondert und als getrennte Elemente ein bleibender Besitz, über welchen der Denkende fortan verfügen kann. Mittelst des Zeichens wird unterschieden, das Unterschiedene fixirt und das Fixirte zu neuen und eigentümlichen Verbindungen tauglich gemacht; das Zeichen wird uns zur Handhabe, an welcher wir die Gedankendinge packen. Erst durch das Zeichen löst die Vorstellung von dem sinnlichen Eindrucke, an welchem sie sonst haftet, sich los, und vermag nun in das All- gemeine sich zu erheben. So wird das Denken durch das Zeichen des Worts nach der einen Seite frei, auf der andern bestimmt.
Ferner gibt es nur durch das Zeichen, durch welches in Vielen derselbe Gedanke, derselbe Zweck — ein Wille und eine Seele — möglich wird, jene Gemeinschaft der menschlichen Kräfte, auf welcher das Leben der Menschen als ein Leben der Individuen im ganzen Geschlecht, auf welcher Gesittung und Bildung beruht.
Diese Wirkung schon des ausgesprochenen Zeichens steigert sich noch ausserordentlich in der Schrift.
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Einleitung.
B. Vorbetrachtungen über Zeichen und Namen.
ϰ1) Ich glaube, die elementarste aller deduktiven Disziplinen nicht
einleiten zu dürfen, ohne zuvörderst auf die enorme Wichtigkeit des
Zeichens, das ja an sich als ein unbedeutendes Ding erscheint, ge-
bührend hinzuweisen, und schliesse ich mich dabei grösstenteils —
in freier Weise — an die Ausführungen Trendelenburg's2 (Bd. III,
p. 1 ‥ 4) an.
Erst mit dem Eintritt der „bezeichnenden“ oder „symbolisirenden“
Thätigkeit (zu welcher aus der bildenden Thätigkeit auch noch die
abbildende gerechnet werden mag) scheint in der That das Menschen-
geschlecht sich aus dem absoluten Nullpunkte der Civilisation und
über das Niveau des Tieres erhoben zu haben, und kaum einer wirk-
lichen Sache dürfte der Menschengeist soviel Fortschritte zu verdanken
haben, als wie dem Zeichen der Sachen.
Das Zeichen, welches in der Geberde und im Ton zum Affekt,
zur Lebensstimmung spricht, spricht in Wort und Satz zum Intellekt
und hat nach den Gesetzen der Ideenassoziation die Kraft, in dem, der
es vernimmt oder anwendet, bestimmte Vorstellungen zu erzeugen und
in ihrer Abfolge zu richten.
Indem es mit der Vorstellung zusammenwächst, verschmilzt, wirkt
es selber auch auf das Denken zurück. Durch das Zeichen werden
die sonst in einander fliessenden, zuletzt zerfliessenden, Vorstellungen
gesondert und als getrennte Elemente ein bleibender Besitz, über
welchen der Denkende fortan verfügen kann. Mittelst des Zeichens
wird unterschieden, das Unterschiedene fixirt und das Fixirte zu neuen
und eigentümlichen Verbindungen tauglich gemacht; das Zeichen wird
uns zur Handhabe, an welcher wir die Gedankendinge packen. Erst
durch das Zeichen löst die Vorstellung von dem sinnlichen Eindrucke,
an welchem sie sonst haftet, sich los, und vermag nun in das All-
gemeine sich zu erheben. So wird das Denken durch das Zeichen des
Worts nach der einen Seite frei, auf der andern bestimmt.
Ferner gibt es nur durch das Zeichen, durch welches in Vielen
derselbe Gedanke, derselbe Zweck — ein Wille und eine Seele —
möglich wird, jene Gemeinschaft der menschlichen Kräfte, auf welcher
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Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/58>, abgerufen am 21.11.2024.
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