Nachdem wir Operationen kennen gelernt haben, dienlich um aus gegebenen Gebieten oder Klassen deren neue abzuleiten, müssen wir uns über die Eigenschaften der Ausdrücke orientiren, welche mittelst dieser Operationen aufgebaut oder zusammengesetzt werden können. Auf dieses Ziel steuern wir nunmehr hin.
42+) Theorem.
Jedes Gebiet y lässt sich durch jedes andre Gebiet x und dessen Ne- gation x1 "linear und homogen" ausdrücken in der Form: y = a x + b x1.
Beweis. Geometrisch wäre dies zwar evident für die Bedeutungen
[Abbildung]
[Abbildung]
Fig. 19.
von a = A, b = B der Fig. 19 in welcher x und y die Kreisflächen, dagegen A und B die Bilineums- oder Bogenzweieckflächen, in welche diese Buch- staben eingeschrieben sind, vorstellen. Offenbar ist nämlich hier: A x = A, B x1 = B, y = A + B.
Indessen soll ohne Not nicht auf die An- schauung rekurrirt, zurückgegangen werden oder Berufung erfolgen.
Wir beweisen daher unsre Behauptung rein "analytisch". Und dies gelingt bereits -- und auf die einfachste Weise -- durch die nach bisherigem [Th. 21x), 30+) und 27x)] leicht erweisliche Identität: y = y x + y x1, welche mit obiger Behauptung zusammenfällt, sobald man unter a und b das Gleiche, und zwar y selbst, versteht.
Noch besser, nämlich -- wie man bald in der Lage sein wird, darzuthun -- auf die allgemeinste Weise, wird der Satz erwiesen durch die ganz unumschränkt gültige Gleichung: y = (x y + u x1) x + (x1y + v x) x1,
Zehnte Vorlesung.
§ 19. Funktionen und deren Entwickelung.
Nachdem wir Operationen kennen gelernt haben, dienlich um aus gegebenen Gebieten oder Klassen deren neue abzuleiten, müssen wir uns über die Eigenschaften der Ausdrücke orientiren, welche mittelst dieser Operationen aufgebaut oder zusammengesetzt werden können. Auf dieses Ziel steuern wir nunmehr hin.
42+) Theorem.
Jedes Gebiet y lässt sich durch jedes andre Gebiet x und dessen Ne- gation x1 „linear und homogen“ ausdrücken in der Form: y = a x + b x1.
Beweis. Geometrisch wäre dies zwar evident für die Bedeutungen
[Abbildung]
[Abbildung]
Fig. 19.
von a = A, b = B der Fig. 19 in welcher x und y die Kreisflächen, dagegen A und B die Bilineums- oder Bogenzweieckflächen, in welche diese Buch- staben eingeschrieben sind, vorstellen. Offenbar ist nämlich hier: A x = A, B x1 = B, y = A + B.
Indessen soll ohne Not nicht auf die An- schauung rekurrirt, zurückgegangen werden oder Berufung erfolgen.
Wir beweisen daher unsre Behauptung rein „analytisch“. Und dies gelingt bereits — und auf die einfachste Weise — durch die nach bisherigem [Th. 21×), 30+) und 27×)] leicht erweisliche Identität: y = y x + y x1, welche mit obiger Behauptung zusammenfällt, sobald man unter a und b das Gleiche, und zwar y selbst, versteht.
Noch besser, nämlich — wie man bald in der Lage sein wird, darzuthun — auf die allgemeinste Weise, wird der Satz erwiesen durch die ganz unumschränkt gültige Gleichung: y = (x y + u x1) x + (x1y + v x) x1,
<TEI><text><body><pbfacs="#f0416"n="[396]"/><divn="1"><head><hirendition="#g">Zehnte Vorlesung</hi>.</head><lb/><divn="2"><head>§ 19. <hirendition="#b">Funktionen und deren Entwickelung.</hi></head><lb/><p>Nachdem wir Operationen kennen gelernt haben, dienlich um aus<lb/>
gegebenen Gebieten oder Klassen deren neue abzuleiten, müssen wir<lb/>
uns über die Eigenschaften der Ausdrücke orientiren, welche mittelst<lb/>
dieser Operationen aufgebaut oder zusammengesetzt werden können.<lb/>
Auf dieses Ziel steuern wir nunmehr hin.</p><lb/><p>42<hirendition="#sub">+</hi>) <hirendition="#g">Theorem</hi>.</p><lb/><p><hirendition="#i">Jedes Gebiet y lässt sich durch jedes andre Gebiet x und dessen Ne-<lb/>
gation x</hi><hirendition="#sub">1</hi>„<hirendition="#i">linear und homogen</hi>“<hirendition="#i">ausdrücken in der Form:</hi><lb/><hirendition="#c"><hirendition="#i">y</hi> = <hirendition="#i">a x</hi> + <hirendition="#i">b x</hi><hirendition="#sub">1</hi>.</hi></p><lb/><p><hirendition="#g">Beweis</hi>. Geometrisch wäre dies zwar evident für die Bedeutungen<lb/><figure/><figure><head>Fig. 19.</head></figure><lb/>
von <hirendition="#i">a</hi> = <hirendition="#i">A</hi>, <hirendition="#i">b</hi> = <hirendition="#i">B</hi> der Fig. 19 in welcher <hirendition="#i">x</hi> und <hirendition="#i">y</hi><lb/>
die Kreisflächen, dagegen <hirendition="#i">A</hi> und <hirendition="#i">B</hi> die Bilineums-<lb/>
oder Bogenzweieckflächen, in welche diese Buch-<lb/>
staben eingeschrieben sind, vorstellen. Offenbar<lb/>
ist nämlich hier: <hirendition="#i">A x</hi> = <hirendition="#i">A</hi>, <hirendition="#i">B x</hi><hirendition="#sub">1</hi> = <hirendition="#i">B</hi>, <hirendition="#i">y</hi> = <hirendition="#i">A</hi> + <hirendition="#i">B</hi>.</p><lb/><p>Indessen soll ohne Not nicht auf die An-<lb/>
schauung rekurrirt, zurückgegangen werden oder<lb/>
Berufung erfolgen.</p><lb/><p>Wir beweisen daher unsre Behauptung rein „analytisch“. Und<lb/>
dies gelingt bereits — und auf die einfachste Weise — durch die<lb/>
nach bisherigem [Th. 21<hirendition="#sub">×</hi>), 30<hirendition="#sub">+</hi>) und 27<hirendition="#sub">×</hi>)] leicht erweisliche Identität:<lb/><hirendition="#c"><hirendition="#i">y</hi> = <hirendition="#i">y x</hi> + <hirendition="#i">y x</hi><hirendition="#sub">1</hi>,</hi><lb/>
welche mit obiger Behauptung zusammenfällt, sobald man unter <hirendition="#i">a</hi><lb/>
und <hirendition="#i">b</hi> das Gleiche, und zwar <hirendition="#i">y</hi> selbst, versteht.</p><lb/><p>Noch besser, nämlich — wie man bald in der Lage sein wird,<lb/>
darzuthun — auf die allgemeinste Weise, wird der Satz erwiesen durch<lb/>
die ganz unumschränkt gültige Gleichung:<lb/><hirendition="#c"><hirendition="#i">y</hi> = (<hirendition="#i">x y</hi> + <hirendition="#i">u x</hi><hirendition="#sub">1</hi>) <hirendition="#i">x</hi> + (<hirendition="#i">x</hi><hirendition="#sub">1</hi><hirendition="#i">y</hi> + <hirendition="#i">v x</hi>) <hirendition="#i">x</hi><hirendition="#sub">1</hi>,</hi><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[396]/0416]
Zehnte Vorlesung.
§ 19. Funktionen und deren Entwickelung.
Nachdem wir Operationen kennen gelernt haben, dienlich um aus
gegebenen Gebieten oder Klassen deren neue abzuleiten, müssen wir
uns über die Eigenschaften der Ausdrücke orientiren, welche mittelst
dieser Operationen aufgebaut oder zusammengesetzt werden können.
Auf dieses Ziel steuern wir nunmehr hin.
42+) Theorem.
Jedes Gebiet y lässt sich durch jedes andre Gebiet x und dessen Ne-
gation x1 „linear und homogen“ ausdrücken in der Form:
y = a x + b x1.
Beweis. Geometrisch wäre dies zwar evident für die Bedeutungen
[Abbildung]
[Abbildung Fig. 19.]
von a = A, b = B der Fig. 19 in welcher x und y
die Kreisflächen, dagegen A und B die Bilineums-
oder Bogenzweieckflächen, in welche diese Buch-
staben eingeschrieben sind, vorstellen. Offenbar
ist nämlich hier: A x = A, B x1 = B, y = A + B.
Indessen soll ohne Not nicht auf die An-
schauung rekurrirt, zurückgegangen werden oder
Berufung erfolgen.
Wir beweisen daher unsre Behauptung rein „analytisch“. Und
dies gelingt bereits — und auf die einfachste Weise — durch die
nach bisherigem [Th. 21×), 30+) und 27×)] leicht erweisliche Identität:
y = y x + y x1,
welche mit obiger Behauptung zusammenfällt, sobald man unter a
und b das Gleiche, und zwar y selbst, versteht.
Noch besser, nämlich — wie man bald in der Lage sein wird,
darzuthun — auf die allgemeinste Weise, wird der Satz erwiesen durch
die ganz unumschränkt gültige Gleichung:
y = (x y + u x1) x + (x1 y + v x) x1,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. [396]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/416>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.