17. -- 20. JAHR. ÜBERGANG ZUR SELBSTÄNDIGKEIT. KÖRPERLICHE SEITE.
ziehung betrachtet werden kann, wollen wir auf den folgenden Blättern uns zu vergegenwärtigen suchen.
Ohne die körperliche wie geistige Seite eine jede wieder in ihren einzelnen Richtungen zu verfolgen, fassen wir nun- mehr die eine wie die andere nur in ihrer Gesammtheit in's Auge, um daran diejenigen Punkte herauszufinden und her- vorzuheben, welche erfahrungsgemäss in dieser Uebergangs- periode einer nachhelfenden Unterstützung bedürfen, damit die Harmonie der gesammten Entwickelung gesichert sei.
Körperliche Seite.
Damit die physische Grundbedingung des Lebensglückes erfüllt, und dem geistigen Streben für alle die verschiedenen Anforderungen, welche möglicher Weise der zukünftige Lauf des Lebens mit sich führt, ein fähiges Werkzeug geboten werde, soll volle Kräftigkeit und Dauerhaftigkeit der Gesundheit erzielt werden.
Zwar ist die, theils angeborene, theils bis hierher anerzo- gene Beschaffenheit der einzelnen Naturen unendlich verschie- den, und bedingt somit eine grosse Verschiedenheit der Ziel- punkte der körperlichen Ausbildung. Jedoch ist auch in Fäl- len einer weniger günstigen Körperbeschaffenheit oft unglaub- lich Viel zu erreichen, sobald nur die naturgemässen Grund- sätze mit Umsicht, Ausdauer und angemessener Behutsamkeit verfolgt werden, und namentlich alle Bestrebungen etwaiger Umbildungen und Umgewöhnungen mit sanfter Allmälig- keit geschehen.
Der Umfang der Gewöhnungsfähigkeit des menschlichen Körpers, vorausgesetzt dass schroffe Uebergänge vermieden werden, ist oft Staunen erregend. Von vielen Beispielen, die uns dafür einen lehrreichen Maassstab an die Hand geben, hier nur ein paar. Ein naheliegendes Beispiel ist die Acclimatisa- tionsfähigkeit des Menschen. Er lebt unter allen Zonen, wie keine andere Gattung der Geschöpfe. Ja selbst oft derselbe
17. — 20. JAHR. ÜBERGANG ZUR SELBSTÄNDIGKEIT. KÖRPERLICHE SEITE.
ziehung betrachtet werden kann, wollen wir auf den folgenden Blättern uns zu vergegenwärtigen suchen.
Ohne die körperliche wie geistige Seite eine jede wieder in ihren einzelnen Richtungen zu verfolgen, fassen wir nun- mehr die eine wie die andere nur in ihrer Gesammtheit in's Auge, um daran diejenigen Punkte herauszufinden und her- vorzuheben, welche erfahrungsgemäss in dieser Uebergangs- periode einer nachhelfenden Unterstützung bedürfen, damit die Harmonie der gesammten Entwickelung gesichert sei.
Körperliche Seite.
Damit die physische Grundbedingung des Lebensglückes erfüllt, und dem geistigen Streben für alle die verschiedenen Anforderungen, welche möglicher Weise der zukünftige Lauf des Lebens mit sich führt, ein fähiges Werkzeug geboten werde, soll volle Kräftigkeit und Dauerhaftigkeit der Gesundheit erzielt werden.
Zwar ist die, theils angeborene, theils bis hierher anerzo- gene Beschaffenheit der einzelnen Naturen unendlich verschie- den, und bedingt somit eine grosse Verschiedenheit der Ziel- punkte der körperlichen Ausbildung. Jedoch ist auch in Fäl- len einer weniger günstigen Körperbeschaffenheit oft unglaub- lich Viel zu erreichen, sobald nur die naturgemässen Grund- sätze mit Umsicht, Ausdauer und angemessener Behutsamkeit verfolgt werden, und namentlich alle Bestrebungen etwaiger Umbildungen und Umgewöhnungen mit sanfter Allmälig- keit geschehen.
Der Umfang der Gewöhnungsfähigkeit des menschlichen Körpers, vorausgesetzt dass schroffe Uebergänge vermieden werden, ist oft Staunen erregend. Von vielen Beispielen, die uns dafür einen lehrreichen Maassstab an die Hand geben, hier nur ein paar. Ein naheliegendes Beispiel ist die Acclimatisa- tionsfähigkeit des Menschen. Er lebt unter allen Zonen, wie keine andere Gattung der Geschöpfe. Ja selbst oft derselbe
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17. — 20. JAHR. ÜBERGANG ZUR SELBSTÄNDIGKEIT. KÖRPERLICHE SEITE.
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den, und bedingt somit eine grosse Verschiedenheit der Ziel-
punkte der körperlichen Ausbildung. Jedoch ist auch in Fäl-
len einer weniger günstigen Körperbeschaffenheit oft unglaub-
lich Viel zu erreichen, sobald nur die naturgemässen Grund-
sätze mit Umsicht, Ausdauer und angemessener Behutsamkeit
verfolgt werden, und namentlich alle Bestrebungen etwaiger
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werden, ist oft Staunen erregend. Von vielen Beispielen, die
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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/278>, abgerufen am 03.03.2025.
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