Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite
Nachdenkliche Beschreibung
LXIX.
Bös Gewissen bricht hier los/ stichelt/ krauelt/
tobet/ wütet/
Feurig: bittre Reu und Leid/ aber all zu spät/
ausbrütet:
Bös Gewissen zerrt und reißt/ und zerfleischet
Seel und Hertz/
Weil es durcheinander mengt/ Sünd der Zeit
und ewig Schmertz.


Bös Gewissen bricht hier los) Die aller-
grausamste Neben Haubtpein und Seelenqwaal in der
Hölle/ ist auch das Gewissen/ das ewiglebende böse
Gewissen/
der Gewissenswurm/ dadurch eigentlich
mit entstehet/ und ewiglich mit wehret/ die also genant
paena damni, die grausame Straffe des Verlusts/
oder alles dessen/ was ein solch verdamter Mensch ver-
lohren/ verseumet/ verschertzet und vermuhtwilliget hat;
welche erschrekliche ewige Straffe nit geringer/ noch ge-
linder/ noch kürtzer/ als die paena sensus, die Schmertz-
enstraffe/
die Marterqwaal des Leibes/ die Pein/
die Höllenpeln/ das Feur und die Gluht/ Knirschen
und Frost/ wodurch der Leib und die Seele so unaus-
sprechlich werden in der Hölle ewig gemartert werden/
davon vorhin gesaget/ und es mit ergrausen vorgestellet
worden.

O unendlich und unaussprechlich ist ja der Ver-
lust/ ewiglich verstossen sein von dem Angesicht GOttes/
ewiglich ausgeschlossen sein von der höchsten/ und bereit
gewesenen/ ewigen Seeligkeit/ so man verachtet/ und
durch ein Augenblik schändlicher Sündenlust verwahr-

lo-
Nachdenkliche Beſchreibung
LXIX.
Boͤs Gewiſſen bricht hier los/ ſtichelt/ krauelt/
tobet/ wuͤtet/
Feurig: bittre Reu und Leid/ aber all zu ſpaͤt/
ausbruͤtet:
Boͤs Gewiſſen zerꝛt und reißt/ und zerfleiſchet
Seel und Hertz/
Weil es durcheinander mengt/ Suͤnd der Zeit
und ewig Schmertz.


Boͤs Gewiſſen bricht hier los) Die aller-
grauſamſte Neben Haubtpein und Seelenqwaal in der
Hoͤlle/ iſt auch das Gewiſſen/ das ewiglebende boͤſe
Gewiſſen/
der Gewiſſenswurm/ dadurch eigentlich
mit entſtehet/ und ewiglich mit wehret/ die alſo genant
pæna damni, die grauſame Straffe des Verluſts/
oder alles deſſen/ was ein ſolch verdamter Menſch ver-
lohren/ verſeumet/ verſchertzet und vermuhtwilliget hat;
welche erſchrekliche ewige Straffe nit geringer/ noch ge-
linder/ noch kuͤrtzer/ als die pæna ſenſus, die Schmertz-
enſtraffe/
die Marterqwaal des Leibes/ die Pein/
die Hoͤllenpeln/ das Feur und die Gluht/ Knirſchen
und Froſt/ wodurch der Leib und die Seele ſo unaus-
ſprechlich werden in der Hoͤlle ewig gemartert werden/
davon vorhin geſaget/ und es mit ergrauſen vorgeſtellet
worden.

O unendlich und unausſprechlich iſt ja der Ver-
luſt/ ewiglich verſtoſſen ſein von dem Angeſicht GOttes/
ewiglich ausgeſchloſſen ſein von der hoͤchſten/ und bereit
geweſenen/ ewigen Seeligkeit/ ſo man verachtet/ und
durch ein Augenblik ſchaͤndlicher Suͤndenluſt verwahr-

lo-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0290" n="222"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Nachdenkliche Be&#x017F;chreibung</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">LXIX.</hi> </hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">B</hi>o&#x0364;s Gewi&#x017F;&#x017F;en bricht hier los/ &#x017F;tichelt/ krauelt/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">tobet/ wu&#x0364;tet/</hi> </l><lb/>
          <l>Feurig: bittre Reu und Leid/ aber all zu &#x017F;pa&#x0364;t/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ausbru&#x0364;tet:</hi> </l><lb/>
          <l>Bo&#x0364;s Gewi&#x017F;&#x017F;en zer&#xA75B;t und reißt/ und zerflei&#x017F;chet</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Seel und Hertz/</hi> </l><lb/>
          <l>Weil es durcheinander mengt/ Su&#x0364;nd der Zeit</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">und ewig Schmertz.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Bo&#x0364;s Gewi&#x017F;&#x017F;en bricht hier los</hi>) Die aller-<lb/>
grau&#x017F;am&#x017F;te Neben Haubtpein und Seelenqwaal in der<lb/>
Ho&#x0364;lle/ i&#x017F;t auch das <hi rendition="#fr">Gewi&#x017F;&#x017F;en/</hi> das ewiglebende <hi rendition="#fr">bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;en/</hi> der <hi rendition="#fr">Gewi&#x017F;&#x017F;enswurm/</hi> dadurch eigentlich<lb/>
mit ent&#x017F;tehet/ und ewiglich mit wehret/ die al&#x017F;o genant<lb/><hi rendition="#aq">pæna damni,</hi> die grau&#x017F;ame <hi rendition="#fr">Straffe des Verlu&#x017F;ts/</hi><lb/>
oder alles de&#x017F;&#x017F;en/ was ein &#x017F;olch verdamter Men&#x017F;ch ver-<lb/>
lohren/ ver&#x017F;eumet/ ver&#x017F;chertzet und vermuhtwilliget hat;<lb/>
welche er&#x017F;chrekliche ewige Straffe nit geringer/ noch ge-<lb/>
linder/ noch ku&#x0364;rtzer/ als die <hi rendition="#aq">pæna &#x017F;en&#x017F;us,</hi> die <hi rendition="#fr">Schmertz-<lb/>
en&#x017F;traffe/</hi> die <hi rendition="#fr">Marterqwaal</hi> des Leibes/ die Pein/<lb/>
die <hi rendition="#fr">Ho&#x0364;llenpeln/</hi> das Feur und die Gluht/ Knir&#x017F;chen<lb/>
und Fro&#x017F;t/ wodurch der Leib und die Seele &#x017F;o unaus-<lb/>
&#x017F;prechlich werden in der Ho&#x0364;lle ewig gemartert werden/<lb/>
davon vorhin ge&#x017F;aget/ und es mit ergrau&#x017F;en vorge&#x017F;tellet<lb/>
worden.</p><lb/>
        <p>O unendlich und unaus&#x017F;prechlich i&#x017F;t ja der Ver-<lb/>
lu&#x017F;t/ ewiglich ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein von dem Ange&#x017F;icht GOttes/<lb/>
ewiglich ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein von der ho&#x0364;ch&#x017F;ten/ und bereit<lb/>
gewe&#x017F;enen/ ewigen Seeligkeit/ &#x017F;o man verachtet/ und<lb/>
durch ein Augenblik &#x017F;cha&#x0364;ndlicher Su&#x0364;ndenlu&#x017F;t verwahr-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lo-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0290] Nachdenkliche Beſchreibung LXIX. Boͤs Gewiſſen bricht hier los/ ſtichelt/ krauelt/ tobet/ wuͤtet/ Feurig: bittre Reu und Leid/ aber all zu ſpaͤt/ ausbruͤtet: Boͤs Gewiſſen zerꝛt und reißt/ und zerfleiſchet Seel und Hertz/ Weil es durcheinander mengt/ Suͤnd der Zeit und ewig Schmertz. Boͤs Gewiſſen bricht hier los) Die aller- grauſamſte Neben Haubtpein und Seelenqwaal in der Hoͤlle/ iſt auch das Gewiſſen/ das ewiglebende boͤſe Gewiſſen/ der Gewiſſenswurm/ dadurch eigentlich mit entſtehet/ und ewiglich mit wehret/ die alſo genant pæna damni, die grauſame Straffe des Verluſts/ oder alles deſſen/ was ein ſolch verdamter Menſch ver- lohren/ verſeumet/ verſchertzet und vermuhtwilliget hat; welche erſchrekliche ewige Straffe nit geringer/ noch ge- linder/ noch kuͤrtzer/ als die pæna ſenſus, die Schmertz- enſtraffe/ die Marterqwaal des Leibes/ die Pein/ die Hoͤllenpeln/ das Feur und die Gluht/ Knirſchen und Froſt/ wodurch der Leib und die Seele ſo unaus- ſprechlich werden in der Hoͤlle ewig gemartert werden/ davon vorhin geſaget/ und es mit ergrauſen vorgeſtellet worden. O unendlich und unausſprechlich iſt ja der Ver- luſt/ ewiglich verſtoſſen ſein von dem Angeſicht GOttes/ ewiglich ausgeſchloſſen ſein von der hoͤchſten/ und bereit geweſenen/ ewigen Seeligkeit/ ſo man verachtet/ und durch ein Augenblik ſchaͤndlicher Suͤndenluſt verwahr- lo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/290
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/290>, abgerufen am 21.12.2024.