Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite
Nachdenkliche Beschreibung
XVI.
WAn in stokkdikk finstrer Nacht hohe Häu-
ser niederfallen/
Höret man mit grausen zwar brechen/ knittren/
rauschen/ knallen/
Aber wie es wunderlich durcheinander hin zer-
fält.
Schaut man nicht/ weil schwartze Nacht un-
srer Augen Licht zuhält.


Wan in stokkdikk finstrer Nacht hohe
Häuser niederfallen
) Das jenige was in der Ewig-
keit vorgehen sol/ kan man anderst nicht/ als so weit es
geoffenbaret/ begreiffen/ gleichniß weis etwas vorzustel-
len/ kan erlaubet sein zu dem Ende/ daß man die Unbe-
greiflichkeit desto nachsinnlicher begreiffe: Alhier wird ei-
ne solche Vergleichungs Art vorgebildet: Wan etwa
in gantz finsterer stiller Nacht/ da alles/ was nah und
fern/ desto merksamer und grausamer uns zu Ohren
kommet; grosse/ hohe/ gewaltige Gebäude solten begin-
nen zu knakken/ so fort zu brechen/ und darauf mit einem
grausamen Gefall und danidersinken durcheinander ge-
hen/ durch einander knitteren und krachen/ und alles Ge-
höltz und Gestein mit schreklichem Gerausch zur Erden
stürtzen/ und dieses alles solte man in der nähe also anhö-
ren/ und man könte doch gar nichts davon sehen/ sondern
die stille Dunkelheit ergrösserte und verdoppelte alles ge-
knatter/ gereusch und gestürtz/ solches alles würde in
Warheit nit ohn Schrekniß und Ergrausen anzuhören
und zu vernehmen sein/ wie solches nicht zu leugnen und
jedem vorbildlich sein kan: Wan nun in der Hölle ein

stetes
Nachdenkliche Beſchreibung
XVI.
WAn in ſtokkdikk finſtrer Nacht hohe Haͤu-
ſer niederfallen/
Hoͤret man mit grauſen zwar brechen/ knittren/
rauſchen/ knallen/
Aber wie es wunderlich durcheinander hin zer-
faͤlt.
Schaut man nicht/ weil ſchwartze Nacht un-
ſrer Augen Licht zuhaͤlt.


Wan in ſtokkdikk finſtrer Nacht hohe
Haͤuſer niederfallen
) Das jenige was in der Ewig-
keit vorgehen ſol/ kan man anderſt nicht/ als ſo weit es
geoffenbaret/ begreiffen/ gleichniß weis etwas vorzuſtel-
len/ kan erlaubet ſein zu dem Ende/ daß man die Unbe-
greiflichkeit deſto nachſinnlicher begreiffe: Alhier wird ei-
ne ſolche Vergleichungs Art vorgebildet: Wan etwa
in gantz finſterer ſtiller Nacht/ da alles/ was nah und
fern/ deſto merkſamer und grauſamer uns zu Ohren
kommet; groſſe/ hohe/ gewaltige Gebaͤude ſolten begin-
nen zu knakken/ ſo fort zu brechen/ und darauf mit einem
grauſamen Gefall und daniderſinken durcheinander ge-
hen/ durch einander knitteren und krachen/ und alles Ge-
hoͤltz und Geſtein mit ſchreklichem Gerauſch zur Erden
ſtuͤrtzen/ und dieſes alles ſolte man in der naͤhe alſo anhoͤ-
ren/ und man koͤnte doch gar nichts davon ſehen/ ſondern
die ſtille Dunkelheit ergroͤſſerte und verdoppelte alles ge-
knatter/ gereuſch und geſtuͤrtz/ ſolches alles wuͤrde in
Warheit nit ohn Schrekniß und Ergrauſen anzuhoͤren
und zu vernehmen ſein/ wie ſolches nicht zu leugnen und
jedem vorbildlich ſein kan: Wan nun in der Hoͤlle ein

ſtetes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0144" n="76"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Nachdenkliche Be&#x017F;chreibung</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">XVI.</hi> </hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">W</hi>An in &#x017F;tokkdikk fin&#x017F;trer Nacht hohe Ha&#x0364;u-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;er niederfallen/</hi> </l><lb/>
          <l>Ho&#x0364;ret man mit grau&#x017F;en zwar brechen/ knittren/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">rau&#x017F;chen/ knallen/</hi> </l><lb/>
          <l>Aber wie es wunderlich durcheinander hin zer-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">fa&#x0364;lt.</hi> </l><lb/>
          <l>Schaut man nicht/ weil &#x017F;chwartze Nacht un-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;rer Augen Licht zuha&#x0364;lt.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Wan in &#x017F;tokkdikk fin&#x017F;trer Nacht hohe<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;er niederfallen</hi>) Das jenige was in der Ewig-<lb/>
keit vorgehen &#x017F;ol/ kan man ander&#x017F;t nicht/ als &#x017F;o weit es<lb/>
geoffenbaret/ begreiffen/ gleichniß weis etwas vorzu&#x017F;tel-<lb/>
len/ kan erlaubet &#x017F;ein zu dem Ende/ daß man die Unbe-<lb/>
greiflichkeit de&#x017F;to nach&#x017F;innlicher begreiffe: Alhier wird ei-<lb/>
ne &#x017F;olche Vergleichungs Art vorgebildet: Wan etwa<lb/>
in gantz fin&#x017F;terer &#x017F;tiller Nacht/ da alles/ was nah und<lb/>
fern/ de&#x017F;to merk&#x017F;amer und grau&#x017F;amer uns zu Ohren<lb/>
kommet; gro&#x017F;&#x017F;e/ hohe/ gewaltige Geba&#x0364;ude &#x017F;olten begin-<lb/>
nen zu knakken/ &#x017F;o fort zu brechen/ und darauf mit einem<lb/>
grau&#x017F;amen Gefall und danider&#x017F;inken durcheinander ge-<lb/>
hen/ durch einander knitteren und krachen/ und alles Ge-<lb/>
ho&#x0364;ltz und Ge&#x017F;tein mit &#x017F;chreklichem Gerau&#x017F;ch zur Erden<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rtzen/ und die&#x017F;es alles &#x017F;olte man in der na&#x0364;he al&#x017F;o anho&#x0364;-<lb/>
ren/ und man ko&#x0364;nte doch gar nichts davon &#x017F;ehen/ &#x017F;ondern<lb/>
die &#x017F;tille Dunkelheit ergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte und verdoppelte alles ge-<lb/>
knatter/ gereu&#x017F;ch und ge&#x017F;tu&#x0364;rtz/ &#x017F;olches alles wu&#x0364;rde in<lb/>
Warheit nit ohn Schrekniß und Ergrau&#x017F;en anzuho&#x0364;ren<lb/>
und zu vernehmen &#x017F;ein/ wie &#x017F;olches nicht zu leugnen und<lb/>
jedem vorbildlich &#x017F;ein kan: Wan nun in der Ho&#x0364;lle ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tetes</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0144] Nachdenkliche Beſchreibung XVI. WAn in ſtokkdikk finſtrer Nacht hohe Haͤu- ſer niederfallen/ Hoͤret man mit grauſen zwar brechen/ knittren/ rauſchen/ knallen/ Aber wie es wunderlich durcheinander hin zer- faͤlt. Schaut man nicht/ weil ſchwartze Nacht un- ſrer Augen Licht zuhaͤlt. Wan in ſtokkdikk finſtrer Nacht hohe Haͤuſer niederfallen) Das jenige was in der Ewig- keit vorgehen ſol/ kan man anderſt nicht/ als ſo weit es geoffenbaret/ begreiffen/ gleichniß weis etwas vorzuſtel- len/ kan erlaubet ſein zu dem Ende/ daß man die Unbe- greiflichkeit deſto nachſinnlicher begreiffe: Alhier wird ei- ne ſolche Vergleichungs Art vorgebildet: Wan etwa in gantz finſterer ſtiller Nacht/ da alles/ was nah und fern/ deſto merkſamer und grauſamer uns zu Ohren kommet; groſſe/ hohe/ gewaltige Gebaͤude ſolten begin- nen zu knakken/ ſo fort zu brechen/ und darauf mit einem grauſamen Gefall und daniderſinken durcheinander ge- hen/ durch einander knitteren und krachen/ und alles Ge- hoͤltz und Geſtein mit ſchreklichem Gerauſch zur Erden ſtuͤrtzen/ und dieſes alles ſolte man in der naͤhe alſo anhoͤ- ren/ und man koͤnte doch gar nichts davon ſehen/ ſondern die ſtille Dunkelheit ergroͤſſerte und verdoppelte alles ge- knatter/ gereuſch und geſtuͤrtz/ ſolches alles wuͤrde in Warheit nit ohn Schrekniß und Ergrauſen anzuhoͤren und zu vernehmen ſein/ wie ſolches nicht zu leugnen und jedem vorbildlich ſein kan: Wan nun in der Hoͤlle ein ſtetes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/144
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/144>, abgerufen am 21.11.2024.