nen sich ja wohl ihre Zeitwörter leihen. Wer will ihnen das übel nehmen? Flammen verbrühen, und Wasser sänget. Wenn zwo Regeln zusam- men kommen, von denen mir eine im Wege stehet: so muß die letztere weichen. S. Samml. Nico- lai 45 S. Man kann nicht zugleich hoch und auch richtig denken.
Brechen.
Flachs brechen die Weiber; einen Starrkopf die Schulmeister; Nacken die Helden, und wer sich mit Ermordung der Men- schen abgiebt. Man bricht auch den Hals, wenn man aus dem Fenster fällt. Allein, lieber Leser! weißt du wohl, wer den Winter und den Sommer bricht? Wer anders, als Gecken und Dichter! Nicht so Haller!
Wie, daß dann unser Sinn auch nicht Des Unmuths öden Winter bricht?
Haller 83 S.
Die Freude wird folglich einen vollen Sommer haben. Es ist eine Catachresis: 70 S. im Antil. Jch ziehe dieß Büchelchen mit Fleiß so oft an; es enthält nämlich die Regeln zum Erhabenen, zu dem unsere fliegenden Fische, Schwalben, Strauße, Papageyen, Täucher, Meer- schweine, Frösche, Aale, Schildkröten, oh- ne Regeln gelanget sind. Das Buch ist selten zu haben; man erlaube mir also, die Eigenschaften dieser Art Thiere herzusetzen. Ein jeder Leser kann die Liste vermehren und auslegen; er muß es aber nicht machen, wie jener, der aus dem Brüyere ein Pasquill machte.
1. Die
Br
nen ſich ja wohl ihre Zeitwoͤrter leihen. Wer will ihnen das uͤbel nehmen? Flammen verbruͤhen, und Waſſer ſaͤnget. Wenn zwo Regeln zuſam- men kommen, von denen mir eine im Wege ſtehet: ſo muß die letztere weichen. S. Samml. Nico- lai 45 S. Man kann nicht zugleich hoch und auch richtig denken.
Brechen.
Flachs brechen die Weiber; einen Starrkopf die Schulmeiſter; Nacken die Helden, und wer ſich mit Ermordung der Men- ſchen abgiebt. Man bricht auch den Hals, wenn man aus dem Fenſter faͤllt. Allein, lieber Leſer! weißt du wohl, wer den Winter und den Sommer bricht? Wer anders, als Gecken und Dichter! Nicht ſo Haller!
Wie, daß dann unſer Sinn auch nicht Des Unmuths oͤden Winter bricht?
Haller 83 S.
Die Freude wird folglich einen vollen Sommer haben. Es iſt eine Catachreſis: 70 S. im Antil. Jch ziehe dieß Buͤchelchen mit Fleiß ſo oft an; es enthaͤlt naͤmlich die Regeln zum Erhabenen, zu dem unſere fliegenden Fiſche, Schwalben, Strauße, Papageyen, Taͤucher, Meer- ſchweine, Froͤſche, Aale, Schildkroͤten, oh- ne Regeln gelanget ſind. Das Buch iſt ſelten zu haben; man erlaube mir alſo, die Eigenſchaften dieſer Art Thiere herzuſetzen. Ein jeder Leſer kann die Liſte vermehren und auslegen; er muß es aber nicht machen, wie jener, der aus dem Bruͤyere ein Pasquill machte.
1. Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0096"n="70"/><fwplace="top"type="header">Br</fw><lb/>
nen ſich ja wohl ihre <hirendition="#fr">Zeitwoͤrter</hi> leihen. Wer will<lb/>
ihnen das uͤbel nehmen? Flammen <hirendition="#fr">verbruͤhen,</hi><lb/>
und Waſſer <hirendition="#fr">ſaͤnget.</hi> Wenn zwo Regeln zuſam-<lb/>
men kommen, von denen mir eine im Wege ſtehet:<lb/>ſo muß die letztere weichen. S. <hirendition="#fr">Samml. Nico-<lb/>
lai 45 S.</hi> Man kann nicht zugleich hoch und<lb/>
auch richtig denken.</p></div><lb/><divn="3"><head>Brechen.</head><p><hirendition="#fr">Flachs brechen die Weiber;</hi> einen<lb/><hirendition="#fr">Starrkopf die Schulmeiſter; Nacken die<lb/>
Helden,</hi> und wer ſich mit Ermordung der Men-<lb/>ſchen abgiebt. Man <hirendition="#fr">bricht auch den Hals,</hi><lb/>
wenn man aus dem Fenſter faͤllt. Allein, lieber<lb/>
Leſer! weißt du wohl, wer den <hirendition="#fr">Winter</hi> und den<lb/><hirendition="#fr">Sommer bricht?</hi> Wer anders, als Gecken<lb/>
und Dichter! <hirendition="#fr">Nicht ſo Haller!</hi></p><lb/><cit><quote><lgtype="poem"><l>Wie, daß dann unſer Sinn auch nicht</l><lb/><l>Des Unmuths <hirendition="#fr">oͤden Winter bricht?</hi></l></lg><lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Haller 83 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Die Freude wird folglich einen <hirendition="#fr">vollen Sommer</hi><lb/>
haben. Es iſt eine <hirendition="#fr">Catachreſis: 70 S. im Antil.</hi><lb/>
Jch ziehe dieß Buͤchelchen mit Fleiß ſo oft an; es<lb/>
enthaͤlt naͤmlich die Regeln zum Erhabenen, zu<lb/>
dem unſere <hirendition="#fr">fliegenden Fiſche, Schwalben,<lb/>
Strauße, Papageyen, Taͤucher, Meer-<lb/>ſchweine, Froͤſche, Aale, Schildkroͤten,</hi> oh-<lb/>
ne Regeln gelanget ſind. Das Buch iſt ſelten zu<lb/>
haben; man erlaube mir alſo, die Eigenſchaften<lb/>
dieſer Art Thiere herzuſetzen. Ein jeder Leſer<lb/>
kann die Liſte vermehren und auslegen; er muß es<lb/>
aber nicht machen, wie jener, der aus dem<lb/><hirendition="#fr">Bruͤyere</hi> ein Pasquill machte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">1. Die</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[70/0096]
Br
nen ſich ja wohl ihre Zeitwoͤrter leihen. Wer will
ihnen das uͤbel nehmen? Flammen verbruͤhen,
und Waſſer ſaͤnget. Wenn zwo Regeln zuſam-
men kommen, von denen mir eine im Wege ſtehet:
ſo muß die letztere weichen. S. Samml. Nico-
lai 45 S. Man kann nicht zugleich hoch und
auch richtig denken.
Brechen. Flachs brechen die Weiber; einen
Starrkopf die Schulmeiſter; Nacken die
Helden, und wer ſich mit Ermordung der Men-
ſchen abgiebt. Man bricht auch den Hals,
wenn man aus dem Fenſter faͤllt. Allein, lieber
Leſer! weißt du wohl, wer den Winter und den
Sommer bricht? Wer anders, als Gecken
und Dichter! Nicht ſo Haller!
Wie, daß dann unſer Sinn auch nicht
Des Unmuths oͤden Winter bricht?
Haller 83 S.
Die Freude wird folglich einen vollen Sommer
haben. Es iſt eine Catachreſis: 70 S. im Antil.
Jch ziehe dieß Buͤchelchen mit Fleiß ſo oft an; es
enthaͤlt naͤmlich die Regeln zum Erhabenen, zu
dem unſere fliegenden Fiſche, Schwalben,
Strauße, Papageyen, Taͤucher, Meer-
ſchweine, Froͤſche, Aale, Schildkroͤten, oh-
ne Regeln gelanget ſind. Das Buch iſt ſelten zu
haben; man erlaube mir alſo, die Eigenſchaften
dieſer Art Thiere herzuſetzen. Ein jeder Leſer
kann die Liſte vermehren und auslegen; er muß es
aber nicht machen, wie jener, der aus dem
Bruͤyere ein Pasquill machte.
1. Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/96>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.