verschwiegene: giebts also auch redende? Aber sie nagete mit verschwiegenen Bissen di synde.Jac. u. Jos. 4 S.
Bissen des zärtlichen Mitleids: also beißt das Mitleid?
Und wie nagte die Wehmuth des letzten übrigen Mirza Mir an meiner Brust mit Bissen des zärtlich- sten Mitleids. Noah 38 S.
Der einfältige Sachs sagte nur: der übrige Kä- se, die übrige Butter; noch schöner sagt der wi- tzige Schweizer: mein übriger Bruder, mein übriger Sohn: ein Sohn, den man zu viel, oder übrig hat. Man wird oft zweydeutig: al- lein, desto schöner!
Bitten.
Das Schicksal giebt uns vergebens mehr, als was wir bitten. Das ist niedrig! so spricht die gesunde Vernunft; aber nicht der Witz; und der machet doch einem Menschen mehr Ehre, als jene. Denn so saget Haller, der Un- sterbliche, 111 S. s. Ged.
Vergebens übertrifft das Schicksal unser Bit- ten.
Blank.
Der blanke Nord! der rusterige West! Jch freue mich; ja ich frohlocke recht, diesen so oft bewunderten Vers meinem Büchelein einzuver- leiben.
Sie sind im Wesen eins; nur an Gestalt ver- schieden, Weiß unterm blanken Nord, schwarz un- term braunen Süden. Haller 43 S.
Blähen.
D 4
Bi Bl
Biſſen,
verſchwiegene: giebts alſo auch redende? Aber ſie nagete mit verſchwiegenen Biſſen di ſynde.Jac. u. Joſ. 4 S.
Biſſen des zaͤrtlichen Mitleids: alſo beißt das Mitleid?
Und wie nagte die Wehmuth des letzten uͤbrigen Mirza Mir an meiner Bruſt mit Biſſen des zaͤrtlich- ſten Mitleids. Noah 38 S.
Der einfaͤltige Sachs ſagte nur: der uͤbrige Kaͤ- ſe, die uͤbrige Butter; noch ſchoͤner ſagt der wi- tzige Schweizer: mein uͤbriger Bruder, mein uͤbriger Sohn: ein Sohn, den man zu viel, oder uͤbrig hat. Man wird oft zweydeutig: al- lein, deſto ſchoͤner!
Bitten.
Das Schickſal giebt uns vergebens mehr, als was wir bitten. Das iſt niedrig! ſo ſpricht die geſunde Vernunft; aber nicht der Witz; und der machet doch einem Menſchen mehr Ehre, als jene. Denn ſo ſaget Haller, der Un- ſterbliche, 111 S. ſ. Ged.
Vergebens uͤbertrifft das Schickſal unſer Bit- ten.
Blank.
Der blanke Nord! der ruſterige Weſt! Jch freue mich; ja ich frohlocke recht, dieſen ſo oft bewunderten Vers meinem Buͤchelein einzuver- leiben.
Sie ſind im Weſen eins; nur an Geſtalt ver- ſchieden, Weiß unterm blanken Nord, ſchwarz un- term braunen Suͤden. Haller 43 S.
Blaͤhen.
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Biſſen, verſchwiegene: giebts alſo auch redende?
Aber ſie nagete mit verſchwiegenen Biſſen
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Biſſen des zaͤrtlichen Mitleids: alſo beißt das
Mitleid?
Und wie nagte die Wehmuth des letzten uͤbrigen
Mirza
Mir an meiner Bruſt mit Biſſen des zaͤrtlich-
ſten Mitleids. Noah 38 S.
Der einfaͤltige Sachs ſagte nur: der uͤbrige Kaͤ-
ſe, die uͤbrige Butter; noch ſchoͤner ſagt der wi-
tzige Schweizer: mein uͤbriger Bruder, mein
uͤbriger Sohn: ein Sohn, den man zu viel,
oder uͤbrig hat. Man wird oft zweydeutig: al-
lein, deſto ſchoͤner!
Bitten. Das Schickſal giebt uns vergebens
mehr, als was wir bitten. Das iſt niedrig!
ſo ſpricht die geſunde Vernunft; aber nicht der
Witz; und der machet doch einem Menſchen mehr
Ehre, als jene. Denn ſo ſaget Haller, der Un-
ſterbliche, 111 S. ſ. Ged.
Vergebens uͤbertrifft das Schickſal unſer Bit-
ten.
Blank. Der blanke Nord! der ruſterige Weſt!
Jch freue mich; ja ich frohlocke recht, dieſen ſo oft
bewunderten Vers meinem Buͤchelein einzuver-
leiben.
Sie ſind im Weſen eins; nur an Geſtalt ver-
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Weiß unterm blanken Nord, ſchwarz un-
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/81>, abgerufen am 04.03.2025.
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