"Ueber dem Anblick mit sanft durchfahren- dem Wunder betreten, "Flatern sie über den Glanz der Tafeln mit schweigenden Augen. e. d.
So flatern die Menschen? Wir fürchten; sie werden im Flatern purzeln, und Hals und Bein brechen.
Vorwurf;
welches gar zierlich a. St. Gegenstand gebrauchet wird. Man sollte sich schämen, es den Neologisten zu entwenden.
W.
Waare.
Von nichts redet man mehr, als vom Witze, und nichts ist so unbekannt, als der Witz. Welcher Mensch, welcher Dichter würde nicht böse werden, wenn man ihm sagte: er wäre nicht wi- tzig; ob es gleich ausgemacht ist, daß wir mehr Narren, als Dichter haben? Es ist wohl wahr, daß kein Mensch klug ist, wenn er nicht ein bischen ein Narr ist. Allein, auch diese Regel hat ihre Ausnahmen. Denn ist Rath Bodmer nicht klug? Und dennoch kein Narr! Demjenigen, der sich so vergehen wollte, ihn dafür zu halten, woll- ten wir nur folgenden Vers vorlegen. Denn wel- cher Dichter, und welcher Witzling hat einen Wald eine Waare genennet?
"Wild, von der Kunst nicht bezähmt, besetzten die Ebnen u. Neigen, "Hayne von Caus, u. Sträuche mit Cinna- momus u. Myrrhen:
"Eine
Vo Wa
“Ueber dem Anblick mit ſanft durchfahren- dem Wunder betreten, “Flatern ſie uͤber den Glanz der Tafeln mit ſchweigenden Augen. e. d.
So flatern die Menſchen? Wir fuͤrchten; ſie werden im Flatern purzeln, und Hals und Bein brechen.
Vorwurf;
welches gar zierlich a. St. Gegenſtand gebrauchet wird. Man ſollte ſich ſchaͤmen, es den Neologiſten zu entwenden.
W.
Waare.
Von nichts redet man mehr, als vom Witze, und nichts iſt ſo unbekannt, als der Witz. Welcher Menſch, welcher Dichter wuͤrde nicht boͤſe werden, wenn man ihm ſagte: er waͤre nicht wi- tzig; ob es gleich ausgemacht iſt, daß wir mehr Narren, als Dichter haben? Es iſt wohl wahr, daß kein Menſch klug iſt, wenn er nicht ein bischen ein Narr iſt. Allein, auch dieſe Regel hat ihre Ausnahmen. Denn iſt Rath Bodmer nicht klug? Und dennoch kein Narr! Demjenigen, der ſich ſo vergehen wollte, ihn dafuͤr zu halten, woll- ten wir nur folgenden Vers vorlegen. Denn wel- cher Dichter, und welcher Witzling hat einen Wald eine Waare genennet?
“Wild, von der Kunſt nicht bezaͤhmt, beſetzten die Ebnen u. Neigen, “Hayne von Caus, u. Straͤuche mit Cinna- momus u. Myrrhen:
“Eine
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“Ueber dem Anblick mit ſanft durchfahren-
dem Wunder betreten,
“Flatern ſie uͤber den Glanz der Tafeln mit
ſchweigenden Augen. e. d.
So flatern die Menſchen? Wir fuͤrchten; ſie
werden im Flatern purzeln, und Hals und Bein
brechen.
Vorwurf; welches gar zierlich a. St. Gegenſtand
gebrauchet wird. Man ſollte ſich ſchaͤmen, es den
Neologiſten zu entwenden.
W.
Waare. Von nichts redet man mehr, als vom
Witze, und nichts iſt ſo unbekannt, als der Witz.
Welcher Menſch, welcher Dichter wuͤrde nicht boͤſe
werden, wenn man ihm ſagte: er waͤre nicht wi-
tzig; ob es gleich ausgemacht iſt, daß wir mehr
Narren, als Dichter haben? Es iſt wohl wahr,
daß kein Menſch klug iſt, wenn er nicht ein bischen
ein Narr iſt. Allein, auch dieſe Regel hat ihre
Ausnahmen. Denn iſt Rath Bodmer nicht
klug? Und dennoch kein Narr! Demjenigen, der
ſich ſo vergehen wollte, ihn dafuͤr zu halten, woll-
ten wir nur folgenden Vers vorlegen. Denn wel-
cher Dichter, und welcher Witzling hat einen
Wald eine Waare genennet?
“Wild, von der Kunſt nicht bezaͤhmt, beſetzten
die Ebnen u. Neigen,
“Hayne von Caus, u. Straͤuche mit Cinna-
momus u. Myrrhen:
“Eine
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/469>, abgerufen am 21.11.2024.
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