"Die Nacht, die Träumerin, war von der gül- denhaarichten Sonne, "Vor ihrem Unhold, dem Tage, ins Reich der Schatten entwichen. Nimrod, 488 S.
Gelt! Hr. Magister! das ist homerisch! Schimpfen sie doch den armen Tag nicht so, dem wir beyde so viel zu danken haben; Sie, den Nimrod; ich, das Wörterbuch, das Sie und mich verewiget. Oder haben Sie etwan den Nimrod nur bey Nachte gemacht? Es könnte wohl seyn: denn es ist finster genug darinnen. Noch eins von güldenhaaricht: kömmt das nicht von den meißnischen Gülden?
Unruhe.
Wir haben schon oben die Furcht des Hn. Magisters betrachtet; hier ist seine Unruhe, die wir im Jäger Nimrod Beute gemacht haben.
-- "Da ward die tiefäugichte Unruh "Mit todtfarbnen, schwarzblauen Lippen, mit eingekrochnen Wangen "Seine vertraute Gefährtin. Dieß schlimm- hälsicht, kahlköpfichte Weibsbild "Umgab Nimrods runzlichte Stirn im Schwarm herzfressender Sorgen. Nimrod, 11 S.
Sollte uns jemals ein solches Unthier unsere Stirne umgeben: so würde uns gewiß übel wer- den; und ich zweifle, ob sich der Herr Magister nicht würde brechen müssen.
Unnatürliches.
Hier ist davon ein sehr natürlicher Ausdruck.
"Doch
Un
“Die Nacht, die Traͤumerin, war von der guͤl- denhaarichten Sonne, “Vor ihrem Unhold, dem Tage, ins Reich der Schatten entwichen. Nimrod, 488 S.
Gelt! Hr. Magiſter! das iſt homeriſch! Schimpfen ſie doch den armen Tag nicht ſo, dem wir beyde ſo viel zu danken haben; Sie, den Nimrod; ich, das Woͤrterbuch, das Sie und mich verewiget. Oder haben Sie etwan den Nimrod nur bey Nachte gemacht? Es koͤnnte wohl ſeyn: denn es iſt finſter genug darinnen. Noch eins von guͤldenhaaricht: koͤmmt das nicht von den meißniſchen Guͤlden?
Unruhe.
Wir haben ſchon oben die Furcht des Hn. Magiſters betrachtet; hier iſt ſeine Unruhe, die wir im Jaͤger Nimrod Beute gemacht haben.
— “Da ward die tiefaͤugichte Unruh “Mit todtfarbnen, ſchwarzblauen Lippen, mit eingekrochnen Wangen “Seine vertraute Gefaͤhrtin. Dieß ſchlimm- haͤlſicht, kahlkoͤpfichte Weibsbild “Umgab Nimrods runzlichte Stirn im Schwarm herzfreſſender Sorgen. Nimrod, 11 S.
Sollte uns jemals ein ſolches Unthier unſere Stirne umgeben: ſo wuͤrde uns gewiß uͤbel wer- den; und ich zweifle, ob ſich der Herr Magiſter nicht wuͤrde brechen muͤſſen.
Unnatuͤrliches.
Hier iſt davon ein ſehr natuͤrlicher Ausdruck.
“Doch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0455"n="429"/><fwplace="top"type="header">Un</fw><lb/><cit><quote>“Die <hirendition="#fr">Nacht,</hi> die Traͤumerin, war von der <hirendition="#fr">guͤl-</hi><lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">denhaarichten</hi> Sonne,</hi><lb/>“Vor ihrem <hirendition="#fr">Unhold,</hi> dem <hirendition="#fr">Tage,</hi> ins Reich der<lb/><hirendition="#et">Schatten entwichen. <hirendition="#fr">Nimrod, 488 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Gelt! <hirendition="#fr">Hr. Magiſter!</hi> das iſt <hirendition="#fr">homeriſch!</hi><lb/>
Schimpfen ſie doch den armen <hirendition="#fr">Tag</hi> nicht ſo, dem<lb/>
wir beyde ſo viel zu danken haben; Sie, den<lb/><hirendition="#fr">Nimrod;</hi> ich, das <hirendition="#fr">Woͤrterbuch,</hi> das <hirendition="#fr">Sie</hi><lb/>
und <hirendition="#fr">mich</hi> verewiget. Oder haben <hirendition="#fr">Sie</hi> etwan den<lb/><hirendition="#fr">Nimrod</hi> nur bey <hirendition="#fr">Nachte</hi> gemacht? Es koͤnnte<lb/>
wohl ſeyn: denn es iſt <hirendition="#fr">finſter</hi> genug darinnen.<lb/>
Noch eins von guͤldenhaaricht: koͤmmt das nicht<lb/>
von den meißniſchen Guͤlden?</p></div><lb/><divn="3"><head>Unruhe.</head><p>Wir haben ſchon oben die <hirendition="#fr">Furcht des Hn.<lb/>
Magiſters</hi> betrachtet; hier iſt ſeine <hirendition="#fr">Unruhe,</hi> die<lb/>
wir im <hirendition="#fr">Jaͤger Nimrod</hi> Beute gemacht haben.</p><lb/><cit><quote>—“Da ward die tiefaͤugichte <hirendition="#fr">Unruh</hi><lb/>“Mit <hirendition="#fr">todtfarbnen, ſchwarzblauen</hi> Lippen, mit<lb/><hirendition="#et">eingekrochnen Wangen</hi><lb/>“Seine vertraute Gefaͤhrtin. Dieß <hirendition="#fr">ſchlimm-</hi><lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">haͤlſicht, kahlkoͤpfichte</hi> Weibsbild</hi><lb/>“<hirendition="#fr">Umgab Nimrods runzlichte Stirn</hi> im<lb/><hirendition="#et">Schwarm herzfreſſender Sorgen.<lb/><hirendition="#fr">Nimrod, 11 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Sollte uns jemals ein ſolches <hirendition="#fr">Unthier</hi> unſere<lb/><hirendition="#fr">Stirne umgeben:</hi>ſo wuͤrde uns gewiß uͤbel wer-<lb/>
den; und ich zweifle, ob ſich der <hirendition="#fr">Herr Magiſter</hi><lb/>
nicht wuͤrde <hirendition="#fr">brechen</hi> muͤſſen.</p></div><lb/><divn="3"><head>Unnatuͤrliches.</head><p>Hier iſt davon ein ſehr <hirendition="#fr">natuͤrlicher</hi><lb/>
Ausdruck.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">“Doch</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[429/0455]
Un
“Die Nacht, die Traͤumerin, war von der guͤl-
denhaarichten Sonne,
“Vor ihrem Unhold, dem Tage, ins Reich der
Schatten entwichen. Nimrod, 488 S.
Gelt! Hr. Magiſter! das iſt homeriſch!
Schimpfen ſie doch den armen Tag nicht ſo, dem
wir beyde ſo viel zu danken haben; Sie, den
Nimrod; ich, das Woͤrterbuch, das Sie
und mich verewiget. Oder haben Sie etwan den
Nimrod nur bey Nachte gemacht? Es koͤnnte
wohl ſeyn: denn es iſt finſter genug darinnen.
Noch eins von guͤldenhaaricht: koͤmmt das nicht
von den meißniſchen Guͤlden?
Unruhe. Wir haben ſchon oben die Furcht des Hn.
Magiſters betrachtet; hier iſt ſeine Unruhe, die
wir im Jaͤger Nimrod Beute gemacht haben.
— “Da ward die tiefaͤugichte Unruh
“Mit todtfarbnen, ſchwarzblauen Lippen, mit
eingekrochnen Wangen
“Seine vertraute Gefaͤhrtin. Dieß ſchlimm-
haͤlſicht, kahlkoͤpfichte Weibsbild
“Umgab Nimrods runzlichte Stirn im
Schwarm herzfreſſender Sorgen.
Nimrod, 11 S.
Sollte uns jemals ein ſolches Unthier unſere
Stirne umgeben: ſo wuͤrde uns gewiß uͤbel wer-
den; und ich zweifle, ob ſich der Herr Magiſter
nicht wuͤrde brechen muͤſſen.
Unnatuͤrliches. Hier iſt davon ein ſehr natuͤrlicher
Ausdruck.
“Doch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/455>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.