Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Un
"Die Nacht, die Träumerin, war von der gül-
denhaarichten Sonne,
"Vor ihrem Unhold, dem Tage, ins Reich der
Schatten entwichen. Nimrod, 488 S.

Gelt! Hr. Magister! das ist homerisch!
Schimpfen sie doch den armen Tag nicht so, dem
wir beyde so viel zu danken haben; Sie, den
Nimrod; ich, das Wörterbuch, das Sie
und mich verewiget. Oder haben Sie etwan den
Nimrod nur bey Nachte gemacht? Es könnte
wohl seyn: denn es ist finster genug darinnen.
Noch eins von güldenhaaricht: kömmt das nicht
von den meißnischen Gülden?

Unruhe.

Wir haben schon oben die Furcht des Hn.
Magisters
betrachtet; hier ist seine Unruhe, die
wir im Jäger Nimrod Beute gemacht haben.

-- "Da ward die tiefäugichte Unruh
"Mit todtfarbnen, schwarzblauen Lippen, mit
eingekrochnen Wangen
"Seine vertraute Gefährtin. Dieß schlimm-
hälsicht, kahlköpfichte Weibsbild
"Umgab Nimrods runzlichte Stirn im
Schwarm herzfressender Sorgen.
Nimrod, 11 S.

Sollte uns jemals ein solches Unthier unsere
Stirne umgeben: so würde uns gewiß übel wer-
den; und ich zweifle, ob sich der Herr Magister
nicht würde brechen müssen.

Unnatürliches.

Hier ist davon ein sehr natürlicher
Ausdruck.

"Doch
Un
“Die Nacht, die Traͤumerin, war von der guͤl-
denhaarichten Sonne,
“Vor ihrem Unhold, dem Tage, ins Reich der
Schatten entwichen. Nimrod, 488 S.

Gelt! Hr. Magiſter! das iſt homeriſch!
Schimpfen ſie doch den armen Tag nicht ſo, dem
wir beyde ſo viel zu danken haben; Sie, den
Nimrod; ich, das Woͤrterbuch, das Sie
und mich verewiget. Oder haben Sie etwan den
Nimrod nur bey Nachte gemacht? Es koͤnnte
wohl ſeyn: denn es iſt finſter genug darinnen.
Noch eins von guͤldenhaaricht: koͤmmt das nicht
von den meißniſchen Guͤlden?

Unruhe.

Wir haben ſchon oben die Furcht des Hn.
Magiſters
betrachtet; hier iſt ſeine Unruhe, die
wir im Jaͤger Nimrod Beute gemacht haben.

— “Da ward die tiefaͤugichte Unruh
“Mit todtfarbnen, ſchwarzblauen Lippen, mit
eingekrochnen Wangen
“Seine vertraute Gefaͤhrtin. Dieß ſchlimm-
haͤlſicht, kahlkoͤpfichte Weibsbild
Umgab Nimrods runzlichte Stirn im
Schwarm herzfreſſender Sorgen.
Nimrod, 11 S.

Sollte uns jemals ein ſolches Unthier unſere
Stirne umgeben: ſo wuͤrde uns gewiß uͤbel wer-
den; und ich zweifle, ob ſich der Herr Magiſter
nicht wuͤrde brechen muͤſſen.

Unnatuͤrliches.

Hier iſt davon ein ſehr natuͤrlicher
Ausdruck.

“Doch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0455" n="429"/>
            <fw place="top" type="header">Un</fw><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Die <hi rendition="#fr">Nacht,</hi> die Tra&#x0364;umerin, war von der <hi rendition="#fr">gu&#x0364;l-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">denhaarichten</hi> Sonne,</hi><lb/>
&#x201C;Vor ihrem <hi rendition="#fr">Unhold,</hi> dem <hi rendition="#fr">Tage,</hi> ins Reich der<lb/><hi rendition="#et">Schatten entwichen. <hi rendition="#fr">Nimrod, 488 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Gelt! <hi rendition="#fr">Hr. Magi&#x017F;ter!</hi> das i&#x017F;t <hi rendition="#fr">homeri&#x017F;ch!</hi><lb/>
Schimpfen &#x017F;ie doch den armen <hi rendition="#fr">Tag</hi> nicht &#x017F;o, dem<lb/>
wir beyde &#x017F;o viel zu danken haben; Sie, den<lb/><hi rendition="#fr">Nimrod;</hi> ich, das <hi rendition="#fr">Wo&#x0364;rterbuch,</hi> das <hi rendition="#fr">Sie</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">mich</hi> verewiget. Oder haben <hi rendition="#fr">Sie</hi> etwan den<lb/><hi rendition="#fr">Nimrod</hi> nur bey <hi rendition="#fr">Nachte</hi> gemacht? Es ko&#x0364;nnte<lb/>
wohl &#x017F;eyn: denn es i&#x017F;t <hi rendition="#fr">fin&#x017F;ter</hi> genug darinnen.<lb/>
Noch eins von gu&#x0364;ldenhaaricht: ko&#x0364;mmt das nicht<lb/>
von den meißni&#x017F;chen Gu&#x0364;lden?</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Unruhe.</head>
            <p>Wir haben &#x017F;chon oben die <hi rendition="#fr">Furcht des Hn.<lb/>
Magi&#x017F;ters</hi> betrachtet; hier i&#x017F;t &#x017F;eine <hi rendition="#fr">Unruhe,</hi> die<lb/>
wir im <hi rendition="#fr">Ja&#x0364;ger Nimrod</hi> Beute gemacht haben.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;Da ward die tiefa&#x0364;ugichte <hi rendition="#fr">Unruh</hi><lb/>
&#x201C;Mit <hi rendition="#fr">todtfarbnen, &#x017F;chwarzblauen</hi> Lippen, mit<lb/><hi rendition="#et">eingekrochnen Wangen</hi><lb/>
&#x201C;Seine vertraute Gefa&#x0364;hrtin. Dieß <hi rendition="#fr">&#x017F;chlimm-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">ha&#x0364;l&#x017F;icht, kahlko&#x0364;pfichte</hi> Weibsbild</hi><lb/>
&#x201C;<hi rendition="#fr">Umgab Nimrods runzlichte Stirn</hi> im<lb/><hi rendition="#et">Schwarm herzfre&#x017F;&#x017F;ender Sorgen.<lb/><hi rendition="#fr">Nimrod, 11 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Sollte uns jemals ein &#x017F;olches <hi rendition="#fr">Unthier</hi> un&#x017F;ere<lb/><hi rendition="#fr">Stirne umgeben:</hi> &#x017F;o wu&#x0364;rde uns gewiß u&#x0364;bel wer-<lb/>
den; und ich zweifle, ob &#x017F;ich der <hi rendition="#fr">Herr Magi&#x017F;ter</hi><lb/>
nicht wu&#x0364;rde <hi rendition="#fr">brechen</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Unnatu&#x0364;rliches.</head>
            <p>Hier i&#x017F;t davon ein &#x017F;ehr <hi rendition="#fr">natu&#x0364;rlicher</hi><lb/>
Ausdruck.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">&#x201C;Doch</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[429/0455] Un “Die Nacht, die Traͤumerin, war von der guͤl- denhaarichten Sonne, “Vor ihrem Unhold, dem Tage, ins Reich der Schatten entwichen. Nimrod, 488 S. Gelt! Hr. Magiſter! das iſt homeriſch! Schimpfen ſie doch den armen Tag nicht ſo, dem wir beyde ſo viel zu danken haben; Sie, den Nimrod; ich, das Woͤrterbuch, das Sie und mich verewiget. Oder haben Sie etwan den Nimrod nur bey Nachte gemacht? Es koͤnnte wohl ſeyn: denn es iſt finſter genug darinnen. Noch eins von guͤldenhaaricht: koͤmmt das nicht von den meißniſchen Guͤlden? Unruhe. Wir haben ſchon oben die Furcht des Hn. Magiſters betrachtet; hier iſt ſeine Unruhe, die wir im Jaͤger Nimrod Beute gemacht haben. — “Da ward die tiefaͤugichte Unruh “Mit todtfarbnen, ſchwarzblauen Lippen, mit eingekrochnen Wangen “Seine vertraute Gefaͤhrtin. Dieß ſchlimm- haͤlſicht, kahlkoͤpfichte Weibsbild “Umgab Nimrods runzlichte Stirn im Schwarm herzfreſſender Sorgen. Nimrod, 11 S. Sollte uns jemals ein ſolches Unthier unſere Stirne umgeben: ſo wuͤrde uns gewiß uͤbel wer- den; und ich zweifle, ob ſich der Herr Magiſter nicht wuͤrde brechen muͤſſen. Unnatuͤrliches. Hier iſt davon ein ſehr natuͤrlicher Ausdruck. “Doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/455
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/455>, abgerufen am 03.12.2024.