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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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An
feyern oder arbeiten. Jch fange selbst an, die
Sprache zu vermehren; und ein Maulesel jauch-
zet,
sobald er den andern gewahr wird: sie jauch-
zen
sich beyde entgegen. Noch eine Verrichtung
des Anblickes!

Der Anblick hebt die Schwachen auf.
Haller, 87 S.

Ein Unwissender schaler Kopf wird hier sagen:
Zum Aufheben muß man Arme haben; der An-
blick
hat also Arme: welche Arme! Allein es ist
neu, folglich schön.

Andachtsbrand glühet in den Adern.
Haller, 61 S.

Ein Ausdruck, um den es Schade wäre, wenn er
verlohren ginge; darum erbarme ich mich seiner.
Frage nicht, du seichter Reimer, wo wird doch
Platz für das Blut bleiben, wenn ein Andachts-
brand in den Adern glühet?
Die armen Adern!
Der unglückliche Mensch, in dessen Adern
Brände glühen!
Du irrest, und siehst nicht,
wie das so schön ist!

Anden des Monden.

Sind das die Hörner?
Man vergebe mir meine Frage. Mancher Leser
kann nichts, als deutsch: es könnte aber leicht
seyn, daß die neuen Dichter nicht für Deut-
sche schrieben.
Desto schöner ist es aber, wenn
mans nicht versteht.

Er flog in die Anden des Monds.
Noah, 160 S.
Anfachen.

Muth und Witz facht einen Tacht an.
Dieß ist nun für so edle Wesen eine ziemlich schlechte
Verrichtung, und doch wahr.

Doch

An
feyern oder arbeiten. Jch fange ſelbſt an, die
Sprache zu vermehren; und ein Mauleſel jauch-
zet,
ſobald er den andern gewahr wird: ſie jauch-
zen
ſich beyde entgegen. Noch eine Verrichtung
des Anblickes!

Der Anblick hebt die Schwachen auf.
Haller, 87 S.

Ein Unwiſſender ſchaler Kopf wird hier ſagen:
Zum Aufheben muß man Arme haben; der An-
blick
hat alſo Arme: welche Arme! Allein es iſt
neu, folglich ſchoͤn.

Andachtsbrand gluͤhet in den Adern.
Haller, 61 S.

Ein Ausdruck, um den es Schade waͤre, wenn er
verlohren ginge; darum erbarme ich mich ſeiner.
Frage nicht, du ſeichter Reimer, wo wird doch
Platz fuͤr das Blut bleiben, wenn ein Andachts-
brand in den Adern gluͤhet?
Die armen Adern!
Der ungluͤckliche Menſch, in deſſen Adern
Braͤnde gluͤhen!
Du irreſt, und ſiehſt nicht,
wie das ſo ſchoͤn iſt!

Anden des Monden.

Sind das die Hoͤrner?
Man vergebe mir meine Frage. Mancher Leſer
kann nichts, als deutſch: es koͤnnte aber leicht
ſeyn, daß die neuen Dichter nicht fuͤr Deut-
ſche ſchrieben.
Deſto ſchoͤner iſt es aber, wenn
mans nicht verſteht.

Er flog in die Anden des Monds.
Noah, 160 S.
Anfachen.

Muth und Witz facht einen Tacht an.
Dieß iſt nun fuͤr ſo edle Weſen eine ziemlich ſchlechte
Verrichtung, und doch wahr.

Doch
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[18/0044] An feyern oder arbeiten. Jch fange ſelbſt an, die Sprache zu vermehren; und ein Mauleſel jauch- zet, ſobald er den andern gewahr wird: ſie jauch- zen ſich beyde entgegen. Noch eine Verrichtung des Anblickes! Der Anblick hebt die Schwachen auf. Haller, 87 S. Ein Unwiſſender ſchaler Kopf wird hier ſagen: Zum Aufheben muß man Arme haben; der An- blick hat alſo Arme: welche Arme! Allein es iſt neu, folglich ſchoͤn. Andachtsbrand gluͤhet in den Adern. Haller, 61 S. Ein Ausdruck, um den es Schade waͤre, wenn er verlohren ginge; darum erbarme ich mich ſeiner. Frage nicht, du ſeichter Reimer, wo wird doch Platz fuͤr das Blut bleiben, wenn ein Andachts- brand in den Adern gluͤhet? Die armen Adern! Der ungluͤckliche Menſch, in deſſen Adern Braͤnde gluͤhen! Du irreſt, und ſiehſt nicht, wie das ſo ſchoͤn iſt! Anden des Monden. Sind das die Hoͤrner? Man vergebe mir meine Frage. Mancher Leſer kann nichts, als deutſch: es koͤnnte aber leicht ſeyn, daß die neuen Dichter nicht fuͤr Deut- ſche ſchrieben. Deſto ſchoͤner iſt es aber, wenn mans nicht verſteht. Er flog in die Anden des Monds. Noah, 160 S. Anfachen. Muth und Witz facht einen Tacht an. Dieß iſt nun fuͤr ſo edle Weſen eine ziemlich ſchlechte Verrichtung, und doch wahr. Doch

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/44>, abgerufen am 21.11.2024.