schön denken könnte. Was für Gedachtes liegt nicht in dem ersten Satze?
Der Leib Adams, ein Gebäude, ein Bau, der babylonische Thurm, die Verwirrung der Sprachen, und die Zerstreuung der Völ- ker. Wenn man bey einem jeden dieser Stücke sich nur zehn Minuten aufhalten wollte, so hätte man eine ganze Stunde geprediget. Und wer kann mehr verlangen? Findet man aber diesen Vortheil in den Anweisungen zur geistlichen Bered- samkeit? Nein! so offenherzig sind sie nicht gegen die Anfänger. Die arme Jugend!
Sproß.
Wir haben die Ehre, unserm Leser einen Sproß von einem Stamme zu überreichen, des- sen Wurzeln, des Stammes nämlich, in der Tiefe eingewurzelt sind.
"Verdirbt bey stillem Reiz, vom Laster, das er flieht, "Kein unbemerkter Sproß ihm dort sein groß Gemüth. Zernitz, 84 S.
Bey lautem Reize wollten wir rathen, diesen Sproß abzuschneiden.
Squadron.
Sowohl die Rechtschreibung, als die Anwendung dieses Wortes, ist viel zu bewun- dernswürdig, als mein Büchelein dieser Zierde zu berauben. Verachtet doch die vollkommenste Schöne auch ein Schminkpflästerchen nicht.
"Auf dieß Versprechen kühn bewegten die wil- den Giganten
"Jhre
Sp Sq
ſchoͤn denken koͤnnte. Was fuͤr Gedachtes liegt nicht in dem erſten Satze?
Der Leib Adams, ein Gebaͤude, ein Bau, der babyloniſche Thurm, die Verwirrung der Sprachen, und die Zerſtreuung der Voͤl- ker. Wenn man bey einem jeden dieſer Stuͤcke ſich nur zehn Minuten aufhalten wollte, ſo haͤtte man eine ganze Stunde geprediget. Und wer kann mehr verlangen? Findet man aber dieſen Vortheil in den Anweiſungen zur geiſtlichen Bered- ſamkeit? Nein! ſo offenherzig ſind ſie nicht gegen die Anfaͤnger. Die arme Jugend!
Sproß.
Wir haben die Ehre, unſerm Leſer einen Sproß von einem Stamme zu uͤberreichen, deſ- ſen Wurzeln, des Stammes naͤmlich, in der Tiefe eingewurzelt ſind.
“Verdirbt bey ſtillem Reiz, vom Laſter, das er flieht, “Kein unbemerkter Sproß ihm dort ſein groß Gemuͤth. Zernitz, 84 S.
Bey lautem Reize wollten wir rathen, dieſen Sproß abzuſchneiden.
Squadron.
Sowohl die Rechtſchreibung, als die Anwendung dieſes Wortes, iſt viel zu bewun- dernswuͤrdig, als mein Buͤchelein dieſer Zierde zu berauben. Verachtet doch die vollkommenſte Schoͤne auch ein Schminkpflaͤſterchen nicht.
“Auf dieß Verſprechen kuͤhn bewegten die wil- den Giganten
“Jhre
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0428"n="402"/><fwplace="top"type="header">Sp Sq</fw><lb/>ſchoͤn denken koͤnnte. Was fuͤr <hirendition="#fr">Gedachtes</hi> liegt<lb/>
nicht in dem erſten Satze?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Der Leib Adams, ein Gebaͤude, ein Bau,<lb/>
der babyloniſche Thurm, die Verwirrung<lb/>
der Sprachen, und die Zerſtreuung der Voͤl-<lb/>
ker.</hi> Wenn man bey einem jeden dieſer Stuͤcke<lb/>ſich nur zehn Minuten aufhalten wollte, ſo haͤtte<lb/>
man eine ganze Stunde geprediget. Und wer<lb/>
kann mehr verlangen? Findet man aber dieſen<lb/>
Vortheil in den Anweiſungen zur geiſtlichen Bered-<lb/>ſamkeit? Nein! ſo offenherzig ſind ſie nicht gegen<lb/>
die Anfaͤnger. Die arme Jugend!</p></div><lb/><divn="3"><head>Sproß.</head><p>Wir haben die Ehre, unſerm Leſer einen<lb/><hirendition="#fr">Sproß</hi> von einem <hirendition="#fr">Stamme</hi> zu uͤberreichen, deſ-<lb/>ſen <hirendition="#fr">Wurzeln,</hi> des <hirendition="#fr">Stammes</hi> naͤmlich, in der<lb/><hirendition="#fr">Tiefe eingewurzelt</hi>ſind.</p><lb/><cit><quote>“Verdirbt bey <hirendition="#fr">ſtillem Reiz,</hi> vom Laſter, das er<lb/><hirendition="#et">flieht,</hi><lb/>“Kein <hirendition="#fr">unbemerkter Sproß</hi> ihm dort ſein groß<lb/><hirendition="#et">Gemuͤth. <hirendition="#fr">Zernitz, 84 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Bey <hirendition="#fr">lautem Reize</hi> wollten wir rathen, dieſen<lb/><hirendition="#fr">Sproß</hi> abzuſchneiden.</p></div><lb/><divn="3"><head>Squadron.</head><p>Sowohl die Rechtſchreibung, als<lb/>
die Anwendung dieſes Wortes, iſt viel zu bewun-<lb/>
dernswuͤrdig, als mein <hirendition="#fr">Buͤchelein</hi> dieſer Zierde zu<lb/>
berauben. Verachtet doch die vollkommenſte<lb/>
Schoͤne auch ein Schminkpflaͤſterchen nicht.</p><lb/><cit><quote>“Auf dieß Verſprechen kuͤhn bewegten <hirendition="#fr">die wil-<lb/><hirendition="#et">den Giganten</hi></hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">“Jhre</fw><lb/></quote></cit></div></div></div></body></text></TEI>
[402/0428]
Sp Sq
ſchoͤn denken koͤnnte. Was fuͤr Gedachtes liegt
nicht in dem erſten Satze?
Der Leib Adams, ein Gebaͤude, ein Bau,
der babyloniſche Thurm, die Verwirrung
der Sprachen, und die Zerſtreuung der Voͤl-
ker. Wenn man bey einem jeden dieſer Stuͤcke
ſich nur zehn Minuten aufhalten wollte, ſo haͤtte
man eine ganze Stunde geprediget. Und wer
kann mehr verlangen? Findet man aber dieſen
Vortheil in den Anweiſungen zur geiſtlichen Bered-
ſamkeit? Nein! ſo offenherzig ſind ſie nicht gegen
die Anfaͤnger. Die arme Jugend!
Sproß. Wir haben die Ehre, unſerm Leſer einen
Sproß von einem Stamme zu uͤberreichen, deſ-
ſen Wurzeln, des Stammes naͤmlich, in der
Tiefe eingewurzelt ſind.
“Verdirbt bey ſtillem Reiz, vom Laſter, das er
flieht,
“Kein unbemerkter Sproß ihm dort ſein groß
Gemuͤth. Zernitz, 84 S.
Bey lautem Reize wollten wir rathen, dieſen
Sproß abzuſchneiden.
Squadron. Sowohl die Rechtſchreibung, als
die Anwendung dieſes Wortes, iſt viel zu bewun-
dernswuͤrdig, als mein Buͤchelein dieſer Zierde zu
berauben. Verachtet doch die vollkommenſte
Schoͤne auch ein Schminkpflaͤſterchen nicht.
“Auf dieß Verſprechen kuͤhn bewegten die wil-
den Giganten
“Jhre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/428>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.