Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Sp
Blut dürsten; denn unserer Feder dürstet nach
Dinte,
wann wir den Hrn. Magister sehen.

"Spitzheißhungrige Bolzen bedeckten die
Feinde mit Haufen,
"Wie ein Schwarm schwarzer Krähen den
Acker auf einmal bedecket. Nimr. 429 S.

Bolzen und schwarze Krähen: ein niedliches
Gleichniß!

Sprache.

Das Wort Sprache wird für eine Mey-
nung, für ein Bekenntniß genommen. Z. E. er
will mit der Sprache nicht heraus. Jch will auch
hierbey eine getreue Anleitung geben, das Feld
der geistlichen Beredsamkeit anzubauen.
Es
trägt sich zu, daß wir unsere Gedanken von der Lei-
besbeschaffenheit des ersten Menschen entdecken sol-
len. Fehlet es uns an Gedanken und Beweisen,
so sey man reich an Wörtern. Ohne mein Erin-
nern versteht mans,
daß die Sachen schon in
den Wörtern liegen.
Will man ferner in seiner
heiligen Rede den Zuhörern höflich zu verstehen ge-
ben, daß man kein Alltagsthema erwählet habe,
so sage man:

Die Gelehrten machen aus dem Leibe
Adams eine Gebäude, über dessen Bau
sich die Sprachen verwirren.

Man halte einen andern Ausdruck dagegen. Z. E.
Die Ausleger sind nicht einig, von was für einer
Beschaffenheit der Leib Adams gewesen sey. Wer
den letztern Ausdruck dem erstern vorziehen wollte,
der wäre nicht wehrt, daß er eine Seele hätte, die

schön
C c

Sp
Blut duͤrſten; denn unſerer Feder duͤrſtet nach
Dinte,
wann wir den Hrn. Magiſter ſehen.

Spitzheißhungrige Bolzen bedeckten die
Feinde mit Haufen,
“Wie ein Schwarm ſchwarzer Kraͤhen den
Acker auf einmal bedecket. Nimr. 429 S.

Bolzen und ſchwarze Kraͤhen: ein niedliches
Gleichniß!

Sprache.

Das Wort Sprache wird fuͤr eine Mey-
nung, fuͤr ein Bekenntniß genommen. Z. E. er
will mit der Sprache nicht heraus. Jch will auch
hierbey eine getreue Anleitung geben, das Feld
der geiſtlichen Beredſamkeit anzubauen.
Es
traͤgt ſich zu, daß wir unſere Gedanken von der Lei-
besbeſchaffenheit des erſten Menſchen entdecken ſol-
len. Fehlet es uns an Gedanken und Beweiſen,
ſo ſey man reich an Woͤrtern. Ohne mein Erin-
nern verſteht mans,
daß die Sachen ſchon in
den Woͤrtern liegen.
Will man ferner in ſeiner
heiligen Rede den Zuhoͤrern hoͤflich zu verſtehen ge-
ben, daß man kein Alltagsthema erwaͤhlet habe,
ſo ſage man:

Die Gelehrten machen aus dem Leibe
Adams eine Gebaͤude, uͤber deſſen Bau
ſich die Sprachen verwirren.

Man halte einen andern Ausdruck dagegen. Z. E.
Die Ausleger ſind nicht einig, von was fuͤr einer
Beſchaffenheit der Leib Adams geweſen ſey. Wer
den letztern Ausdruck dem erſtern vorziehen wollte,
der waͤre nicht wehrt, daß er eine Seele haͤtte, die

ſchoͤn
C c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0427" n="401"/><fw place="top" type="header">Sp</fw><lb/>
Blut <hi rendition="#fr">du&#x0364;r&#x017F;ten;</hi> denn un&#x017F;erer <hi rendition="#fr">Feder du&#x0364;r&#x017F;tet nach<lb/>
Dinte,</hi> wann wir den Hrn. <hi rendition="#fr">Magi&#x017F;ter</hi> &#x017F;ehen.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;<hi rendition="#fr">Spitzheißhungrige Bolzen</hi> bedeckten die<lb/><hi rendition="#et">Feinde mit Haufen,</hi><lb/>
&#x201C;Wie ein Schwarm <hi rendition="#fr">&#x017F;chwarzer Kra&#x0364;hen</hi> den<lb/><hi rendition="#et">Acker auf einmal bedecket. <hi rendition="#fr">Nimr. 429 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Bolzen</hi> und <hi rendition="#fr">&#x017F;chwarze Kra&#x0364;hen:</hi> ein niedliches<lb/>
Gleichniß!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Sprache.</head>
            <p>Das Wort Sprache wird fu&#x0364;r eine Mey-<lb/>
nung, fu&#x0364;r ein Bekenntniß genommen. Z. E. er<lb/>
will mit der Sprache nicht heraus. Jch will auch<lb/>
hierbey eine getreue Anleitung geben, <hi rendition="#fr">das Feld<lb/>
der gei&#x017F;tlichen Bered&#x017F;amkeit anzubauen.</hi> Es<lb/>
tra&#x0364;gt &#x017F;ich zu, daß wir un&#x017F;ere Gedanken von der Lei-<lb/>
besbe&#x017F;chaffenheit des er&#x017F;ten Men&#x017F;chen entdecken &#x017F;ol-<lb/>
len. Fehlet es uns an Gedanken und Bewei&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ey man reich an Wo&#x0364;rtern. <hi rendition="#fr">Ohne mein Erin-<lb/>
nern ver&#x017F;teht mans,</hi> daß <hi rendition="#fr">die Sachen &#x017F;chon in<lb/>
den Wo&#x0364;rtern liegen.</hi> Will man ferner in &#x017F;einer<lb/>
heiligen Rede den Zuho&#x0364;rern ho&#x0364;flich zu ver&#x017F;tehen ge-<lb/>
ben, daß man kein <hi rendition="#fr">Alltagsthema</hi> erwa&#x0364;hlet habe,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;age man:</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Die Gelehrten machen aus dem Leibe<lb/>
Adams eine Geba&#x0364;ude, u&#x0364;ber de&#x017F;&#x017F;en Bau<lb/>
&#x017F;ich die Sprachen verwirren.</hi> </p><lb/>
            <p>Man halte einen andern Ausdruck dagegen. Z. E.<lb/>
Die Ausleger &#x017F;ind nicht einig, von was fu&#x0364;r einer<lb/>
Be&#x017F;chaffenheit der Leib Adams gewe&#x017F;en &#x017F;ey. Wer<lb/>
den letztern Ausdruck dem er&#x017F;tern vorziehen wollte,<lb/>
der wa&#x0364;re nicht wehrt, daß er eine Seele ha&#x0364;tte, die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cho&#x0364;n</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[401/0427] Sp Blut duͤrſten; denn unſerer Feder duͤrſtet nach Dinte, wann wir den Hrn. Magiſter ſehen. “Spitzheißhungrige Bolzen bedeckten die Feinde mit Haufen, “Wie ein Schwarm ſchwarzer Kraͤhen den Acker auf einmal bedecket. Nimr. 429 S. Bolzen und ſchwarze Kraͤhen: ein niedliches Gleichniß! Sprache. Das Wort Sprache wird fuͤr eine Mey- nung, fuͤr ein Bekenntniß genommen. Z. E. er will mit der Sprache nicht heraus. Jch will auch hierbey eine getreue Anleitung geben, das Feld der geiſtlichen Beredſamkeit anzubauen. Es traͤgt ſich zu, daß wir unſere Gedanken von der Lei- besbeſchaffenheit des erſten Menſchen entdecken ſol- len. Fehlet es uns an Gedanken und Beweiſen, ſo ſey man reich an Woͤrtern. Ohne mein Erin- nern verſteht mans, daß die Sachen ſchon in den Woͤrtern liegen. Will man ferner in ſeiner heiligen Rede den Zuhoͤrern hoͤflich zu verſtehen ge- ben, daß man kein Alltagsthema erwaͤhlet habe, ſo ſage man: Die Gelehrten machen aus dem Leibe Adams eine Gebaͤude, uͤber deſſen Bau ſich die Sprachen verwirren. Man halte einen andern Ausdruck dagegen. Z. E. Die Ausleger ſind nicht einig, von was fuͤr einer Beſchaffenheit der Leib Adams geweſen ſey. Wer den letztern Ausdruck dem erſtern vorziehen wollte, der waͤre nicht wehrt, daß er eine Seele haͤtte, die ſchoͤn C c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/427
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/427>, abgerufen am 03.12.2024.