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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Na
kenboldes pflegen immer auch gerne zu saufen; so
kann mans feiner geben:

Die Kinder lieben gemeiniglich Wein und
Bier, die ein nasser Vater gezeuget hat.
Buttstädt.
Naß.

Was ist doch folgendes für ein Naß?

-- "Er netzt dich, wirst du zun Vätern
begraben,
"Mit Menschen unreinbarem Naß.
Ode an Steinbrück.

d. h. auf deutsch: er wird auf dein Grab pis-
sen;
denn wahrhaftig! dieses Naß ist Menschen
unweinbar; aber nicht unpißbar. Noch ein al-
lerliebstes Naß!

"Entstünd ein schwächer Naß, als Feur in
Elementen. Zernitz, 96 S.

So ist denn das Feuer naß, und Wasser feu-
richt:
ist das nicht philosophisch gedichtet, und
grob gelogen?

Natur wird itzund von allen, die nach der Hoheit
oder Tiefe streben, a. St. Welt gebrauchet.
-- "Jndem die Ewigen sprachen:
"Ging durch die ganze Natur ein ehrfurcht-
volles Erbeben. Meß. 9 S.

Das Erbeben lief; denn es hatte Ehrfurcht.

-- "Entfliehend und ferne
"Geht die bewölkte Natur vorüber. 11 S.

Wer ist das? So kann man auch sagen Mutter-
natur:
denn der Dichter, oder der Herr Rath
wird ihr, als ein kleiner pausbäckichter Junge,
an dem Geburthstage an die Warzen geleget;

freylich!

Na
kenboldes pflegen immer auch gerne zu ſaufen; ſo
kann mans feiner geben:

Die Kinder lieben gemeiniglich Wein und
Bier, die ein naſſer Vater gezeuget hat.
Buttſtaͤdt.
Naß.

Was iſt doch folgendes fuͤr ein Naß?

— “Er netzt dich, wirſt du zun Vaͤtern
begraben,
“Mit Menſchen unreinbarem Naß.
Ode an Steinbruͤck.

d. h. auf deutſch: er wird auf dein Grab piſ-
ſen;
denn wahrhaftig! dieſes Naß iſt Menſchen
unweinbar; aber nicht unpißbar. Noch ein al-
lerliebſtes Naß!

“Entſtuͤnd ein ſchwaͤcher Naß, als Feur in
Elementen. Zernitz, 96 S.

So iſt denn das Feuer naß, und Waſſer feu-
richt:
iſt das nicht philoſophiſch gedichtet, und
grob gelogen?

Natur wird itzund von allen, die nach der Hoheit
oder Tiefe ſtreben, a. St. Welt gebrauchet.
— “Jndem die Ewigen ſprachen:
“Ging durch die ganze Natur ein ehrfurcht-
volles Erbeben. Meß. 9 S.

Das Erbeben lief; denn es hatte Ehrfurcht.

— “Entfliehend und ferne
“Geht die bewoͤlkte Natur voruͤber. 11 S.

Wer iſt das? So kann man auch ſagen Mutter-
natur:
denn der Dichter, oder der Herr Rath
wird ihr, als ein kleiner pausbaͤckichter Junge,
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freylich!
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[320/0346] Na kenboldes pflegen immer auch gerne zu ſaufen; ſo kann mans feiner geben: Die Kinder lieben gemeiniglich Wein und Bier, die ein naſſer Vater gezeuget hat. Buttſtaͤdt. Naß. Was iſt doch folgendes fuͤr ein Naß? — “Er netzt dich, wirſt du zun Vaͤtern begraben, “Mit Menſchen unreinbarem Naß. Ode an Steinbruͤck. d. h. auf deutſch: er wird auf dein Grab piſ- ſen; denn wahrhaftig! dieſes Naß iſt Menſchen unweinbar; aber nicht unpißbar. Noch ein al- lerliebſtes Naß! “Entſtuͤnd ein ſchwaͤcher Naß, als Feur in Elementen. Zernitz, 96 S. So iſt denn das Feuer naß, und Waſſer feu- richt: iſt das nicht philoſophiſch gedichtet, und grob gelogen? Natur wird itzund von allen, die nach der Hoheit oder Tiefe ſtreben, a. St. Welt gebrauchet. — “Jndem die Ewigen ſprachen: “Ging durch die ganze Natur ein ehrfurcht- volles Erbeben. Meß. 9 S. Das Erbeben lief; denn es hatte Ehrfurcht. — “Entfliehend und ferne “Geht die bewoͤlkte Natur voruͤber. 11 S. Wer iſt das? So kann man auch ſagen Mutter- natur: denn der Dichter, oder der Herr Rath wird ihr, als ein kleiner pausbaͤckichter Junge, an dem Geburthstage an die Warzen geleget; freylich!

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/346>, abgerufen am 21.11.2024.