benwörtchen gleichsam Acht. Dieses ist geschickt, eine Sache zugleich zu bejahen, und zu verneinen. Ein Candidat, mein guter Freund, schrieb mir, daß seine Excellenz der Hr. Graf = = = ihm eine erledigte Pfarrstelle gleichsam versprochen hätte. Der Herr Candidat bekam nichts; und daran war das Wörtchen gleichsam schuld: denn der Can- didat war in allen Wissenschaften gleichsam ein Polyhistor, nur in der Bibel nicht.
Mittelding.
Der Herr Rath lieben sehr die Mit- teldinger, die Mägdchen; Sie bringen ja diese niedlichen Dinger allenthalben, wie der Ritter von der traurigen Gestalt seine Dulcinee von Toboso, an, und sagen:
"Sie sind ein Mittelding zwischen Jüngling und Engel. Noah, 91 S.
Sie sind also halb Engel, halb Jüngling. Halb Engel, das gehet an; denn die Engel werden frey- lich heute Männer, morgen Weiber: allein halb Jüngling: nein! denn wir haben nie gehö- ret, daß ein Mägdchen zeugen könne: es müßte ein Bodmerisches seyn.
Mitternächtlicher Berg;
der ist im Norden. Da führet der Weg zu einem Loche, das in den Mit- telpunct der Erde gehet, da wälzen sich Oceane; da ist ein menschenloses Gestade; da ist die ganze klopstockische Schöpfung; da ist eine mit flüßigem Schimmer bekrönte Sonne; da ge- het sie nie auf und unter; da sind der Königreiche Beschützer, die Engel des Krieges und des Todes.
"Auch
Mi
benwoͤrtchen gleichſam Acht. Dieſes iſt geſchickt, eine Sache zugleich zu bejahen, und zu verneinen. Ein Candidat, mein guter Freund, ſchrieb mir, daß ſeine Excellenz der Hr. Graf = = = ihm eine erledigte Pfarrſtelle gleichſam verſprochen haͤtte. Der Herr Candidat bekam nichts; und daran war das Woͤrtchen gleichſam ſchuld: denn der Can- didat war in allen Wiſſenſchaften gleichſam ein Polyhiſtor, nur in der Bibel nicht.
Mittelding.
Der Herr Rath lieben ſehr die Mit- teldinger, die Maͤgdchen; Sie bringen ja dieſe niedlichen Dinger allenthalben, wie der Ritter von der traurigen Geſtalt ſeine Dulcinee von Toboſo, an, und ſagen:
“Sie ſind ein Mittelding zwiſchen Juͤngling und Engel. Noah, 91 S.
Sie ſind alſo halb Engel, halb Juͤngling. Halb Engel, das gehet an; denn die Engel werden frey- lich heute Maͤnner, morgen Weiber: allein halb Juͤngling: nein! denn wir haben nie gehoͤ- ret, daß ein Maͤgdchen zeugen koͤnne: es muͤßte ein Bodmeriſches ſeyn.
Mitternaͤchtlicher Berg;
der iſt im Norden. Da fuͤhret der Weg zu einem Loche, das in den Mit- telpunct der Erde gehet, da waͤlzen ſich Oceane; da iſt ein menſchenloſes Geſtade; da iſt die ganze klopſtockiſche Schoͤpfung; da iſt eine mit fluͤßigem Schimmer bekroͤnte Sonne; da ge- het ſie nie auf und unter; da ſind der Koͤnigreiche Beſchuͤtzer, die Engel des Krieges und des Todes.
“Auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbn="301"facs="#f0327"/><fwtype="header"place="top">Mi</fw><lb/>
benwoͤrtchen <hirendition="#fr">gleichſam</hi> Acht. Dieſes iſt geſchickt,<lb/>
eine Sache zugleich zu bejahen, und zu verneinen.<lb/>
Ein Candidat, mein guter Freund, ſchrieb mir,<lb/>
daß ſeine Excellenz der Hr. Graf = = = ihm eine<lb/>
erledigte Pfarrſtelle <hirendition="#fr">gleichſam</hi> verſprochen haͤtte.<lb/>
Der Herr Candidat bekam nichts; und daran war<lb/>
das Woͤrtchen <hirendition="#fr">gleichſam</hi>ſchuld: denn der Can-<lb/>
didat war in allen Wiſſenſchaften <hirendition="#fr">gleichſam</hi> ein<lb/>
Polyhiſtor, nur in der Bibel nicht.</p></div><lb/><divn="3"><head>Mittelding.</head><p>Der <hirendition="#fr">Herr Rath</hi> lieben ſehr die <hirendition="#fr">Mit-<lb/>
teldinger,</hi> die <hirendition="#fr">Maͤgdchen;</hi> Sie bringen ja dieſe<lb/>
niedlichen <hirendition="#fr">Dinger</hi> allenthalben, wie der <hirendition="#fr">Ritter<lb/>
von der traurigen Geſtalt</hi>ſeine <hirendition="#fr">Dulcinee</hi> von<lb/><hirendition="#fr">Toboſo,</hi> an, und ſagen:</p><lb/><cit><quote>“Sie ſind ein <hirendition="#fr">Mittelding</hi> zwiſchen Juͤngling<lb/><hirendition="#et">und Engel. <hirendition="#fr">Noah, 91 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Sie ſind alſo <hirendition="#fr">halb Engel, halb Juͤngling. Halb<lb/>
Engel,</hi> das gehet an; denn die Engel werden frey-<lb/>
lich <hirendition="#fr">heute Maͤnner, morgen Weiber:</hi> allein<lb/><hirendition="#fr">halb Juͤngling:</hi> nein! denn wir haben nie gehoͤ-<lb/>
ret, daß ein <hirendition="#fr">Maͤgdchen zeugen</hi> koͤnne: es muͤßte<lb/>
ein <hirendition="#fr">Bodmeriſches</hi>ſeyn.</p></div><lb/><divn="3"><head>Mitternaͤchtlicher Berg;</head><p>der iſt im <hirendition="#fr">Norden.</hi> Da<lb/>
fuͤhret der Weg zu einem <hirendition="#fr">Loche,</hi> das in den <hirendition="#fr">Mit-<lb/>
telpunct der Erde</hi> gehet, da <hirendition="#fr">waͤlzen ſich Oceane;</hi><lb/>
da iſt ein <hirendition="#fr">menſchenloſes Geſtade;</hi> da iſt die ganze<lb/><hirendition="#fr">klopſtockiſche Schoͤpfung;</hi> da iſt eine <hirendition="#fr">mit<lb/>
fluͤßigem Schimmer bekroͤnte Sonne;</hi> da ge-<lb/>
het ſie nie auf und unter; da ſind der <hirendition="#fr">Koͤnigreiche<lb/>
Beſchuͤtzer, die Engel des Krieges und des<lb/>
Todes.</hi></p><lb/><fwtype="catch"place="bottom">“Auch</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[301/0327]
Mi
benwoͤrtchen gleichſam Acht. Dieſes iſt geſchickt,
eine Sache zugleich zu bejahen, und zu verneinen.
Ein Candidat, mein guter Freund, ſchrieb mir,
daß ſeine Excellenz der Hr. Graf = = = ihm eine
erledigte Pfarrſtelle gleichſam verſprochen haͤtte.
Der Herr Candidat bekam nichts; und daran war
das Woͤrtchen gleichſam ſchuld: denn der Can-
didat war in allen Wiſſenſchaften gleichſam ein
Polyhiſtor, nur in der Bibel nicht.
Mittelding. Der Herr Rath lieben ſehr die Mit-
teldinger, die Maͤgdchen; Sie bringen ja dieſe
niedlichen Dinger allenthalben, wie der Ritter
von der traurigen Geſtalt ſeine Dulcinee von
Toboſo, an, und ſagen:
“Sie ſind ein Mittelding zwiſchen Juͤngling
und Engel. Noah, 91 S.
Sie ſind alſo halb Engel, halb Juͤngling. Halb
Engel, das gehet an; denn die Engel werden frey-
lich heute Maͤnner, morgen Weiber: allein
halb Juͤngling: nein! denn wir haben nie gehoͤ-
ret, daß ein Maͤgdchen zeugen koͤnne: es muͤßte
ein Bodmeriſches ſeyn.
Mitternaͤchtlicher Berg; der iſt im Norden. Da
fuͤhret der Weg zu einem Loche, das in den Mit-
telpunct der Erde gehet, da waͤlzen ſich Oceane;
da iſt ein menſchenloſes Geſtade; da iſt die ganze
klopſtockiſche Schoͤpfung; da iſt eine mit
fluͤßigem Schimmer bekroͤnte Sonne; da ge-
het ſie nie auf und unter; da ſind der Koͤnigreiche
Beſchuͤtzer, die Engel des Krieges und des
Todes.
“Auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/327>, abgerufen am 04.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.