sanft brüllen oder schreyen; und beklagen nur die Schiffe, die in diesem Sunde segeln. Schade, daß Gog hier keinen Zoll angeleget.
Meere zerfliessen in lange Gebirge.
Wir haben schon oben einen Probierstein angegeben, das äch- te und unächte einer Metaphor von einander zu unterscheiden. Wir wollen zur Abwechselung die- se darauf streichen. Wir malen uns ein Meer; dieses ist Wasser: nicht wahr? Da soll nun etwas zerfliessen, was schon zerflossen ist: das ist nun schon unbegreiflich; noch unbegreiflicher aber wird es, wenn Wasser Sand oder Fels werden soll, von welchen Materien doch Gebirge bestehen. Der göttliche Klopstock, dem wir und seine Be- wunderer so oft mit dem Rauchfasse übers Ge- sicht fahren, hat fast jede Zeile seiner Offenb. mit dieser Figur, die wir den Unsinn nennen, ver- brämet. Wir schliessen daher, daß die Muse von Tabor nicht deutsch kann; denn könnte sie es: sie würde es wohl reden.
"-- Die Meere zerflossen in lange Ge- birge, "Da sein kommender Fuß die schwarzen Flu- then zertheilte. Off. St. Kl. 48 S.
Ein kommender Fuß ist das nicht ein allerlieb- ster Fuß?
Mauern.
Herr Lazarus, der in die silberne Cidli göttlich oder sehraffisch verliebt ist, baut auf eine wundersame Art in sich selbst eherne Mauern. Diese ganze Liebeserklärung zeiget, wie die Liebe mit der Schwärmerey artig zu ver-
binden
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Me Ma
ſanft bruͤllen oder ſchreyen; und beklagen nur die Schiffe, die in dieſem Sunde ſegeln. Schade, daß Gog hier keinen Zoll angeleget.
Meere zerflieſſen in lange Gebirge.
Wir haben ſchon oben einen Probierſtein angegeben, das aͤch- te und unaͤchte einer Metaphor von einander zu unterſcheiden. Wir wollen zur Abwechſelung die- ſe darauf ſtreichen. Wir malen uns ein Meer; dieſes iſt Waſſer: nicht wahr? Da ſoll nun etwas zerflieſſen, was ſchon zerfloſſen iſt: das iſt nun ſchon unbegreiflich; noch unbegreiflicher aber wird es, wenn Waſſer Sand oder Fels werden ſoll, von welchen Materien doch Gebirge beſtehen. Der goͤttliche Klopſtock, dem wir und ſeine Be- wunderer ſo oft mit dem Rauchfaſſe uͤbers Ge- ſicht fahren, hat faſt jede Zeile ſeiner Offenb. mit dieſer Figur, die wir den Unſinn nennen, ver- braͤmet. Wir ſchlieſſen daher, daß die Muſe von Tabor nicht deutſch kann; denn koͤnnte ſie es: ſie wuͤrde es wohl reden.
“— Die Meere zerfloſſen in lange Ge- birge, “Da ſein kommender Fuß die ſchwarzen Flu- then zertheilte. Off. St. Kl. 48 S.
Ein kommender Fuß iſt das nicht ein allerlieb- ſter Fuß?
Mauern.
Herr Lazarus, der in die ſilberne Cidli goͤttlich oder ſehraffiſch verliebt iſt, baut auf eine wunderſame Art in ſich ſelbſt eherne Mauern. Dieſe ganze Liebeserklaͤrung zeiget, wie die Liebe mit der Schwaͤrmerey artig zu ver-
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ſanft bruͤllen oder ſchreyen; und beklagen nur die
Schiffe, die in dieſem Sunde ſegeln. Schade,
daß Gog hier keinen Zoll angeleget.
Meere zerflieſſen in lange Gebirge. Wir haben
ſchon oben einen Probierſtein angegeben, das aͤch-
te und unaͤchte einer Metaphor von einander zu
unterſcheiden. Wir wollen zur Abwechſelung die-
ſe darauf ſtreichen. Wir malen uns ein Meer;
dieſes iſt Waſſer: nicht wahr? Da ſoll nun etwas
zerflieſſen, was ſchon zerfloſſen iſt: das iſt nun
ſchon unbegreiflich; noch unbegreiflicher aber wird
es, wenn Waſſer Sand oder Fels werden ſoll,
von welchen Materien doch Gebirge beſtehen.
Der goͤttliche Klopſtock, dem wir und ſeine Be-
wunderer ſo oft mit dem Rauchfaſſe uͤbers Ge-
ſicht fahren, hat faſt jede Zeile ſeiner Offenb.
mit dieſer Figur, die wir den Unſinn nennen, ver-
braͤmet. Wir ſchlieſſen daher, daß die Muſe von
Tabor nicht deutſch kann; denn koͤnnte ſie es:
ſie wuͤrde es wohl reden.
“— Die Meere zerfloſſen in lange Ge-
birge,
“Da ſein kommender Fuß die ſchwarzen Flu-
then zertheilte. Off. St. Kl. 48 S.
Ein kommender Fuß iſt das nicht ein allerlieb-
ſter Fuß?
Mauern. Herr Lazarus, der in die ſilberne
Cidli goͤttlich oder ſehraffiſch verliebt iſt, baut
auf eine wunderſame Art in ſich ſelbſt eherne
Mauern. Dieſe ganze Liebeserklaͤrung zeiget,
wie die Liebe mit der Schwaͤrmerey artig zu ver-
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/319>, abgerufen am 04.03.2025.
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