Sie machten einen Brey daraus, und gaben ihn ihren Liebsten zu fressen, die ihn fraßen.
Kommlichkeit, a. St. Bequemlichkeit.
Dieses gehöret in das naumannische Fächelein:
"So wie der fleißige Landmann, zur Kommlich- keit seines Lebens, "Jn einen lockeren Boden geflammte eichene Pfäle, "Oder in sumpfichte Oerter Stämme von Er- lenholz einpflöckt." Nimr. 293 S.
Wir haben niemals Pfäle, geschweige geflamm- te Pfäle und Stämme einpflöcken gesehen; ob wir gleich oft dabey gewesen sind, wann der kommliche Landmann Pfäle eingeschlagen, und Stämme eingerammet hat.
Kranz.
Die Kenner der Alterthümer haben von dem Gebrauche der Kränze gehandelt. Was der Lateiner mit seiner illibata virginitate ausdrü- cket, das sagt der Deutsche mit seinem Kranze. Findet sich Gelegenheit von dieser Sache zu reden, so wird uns dieses geringe Wörtchen neue Gedan- ken und unerwartete Ausdrücke an die Hand ge- ben. Z. E. Sichem schwächete die Dina. So einfältig und anständig erzählet die Bibel. Wie matt und kalt ist dieses für einen hochbäumenden Redner? Er sagt lieber:
Sichem zerriß einen Kranz, den die Gesetze der Ehe nicht für ihn gewunden hatten. Besser gegeben! Buttst.
Kreis.
Wie denket man doch da, wann man im Kreise denket? Jst unsere Seele ein Kräusel?
"Der
Ko Kr
Sie machten einen Brey daraus, und gaben ihn ihren Liebſten zu freſſen, die ihn fraßen.
Kommlichkeit, a. St. Bequemlichkeit.
Dieſes gehoͤret in das naumanniſche Faͤchelein:
“So wie der fleißige Landmann, zur Kommlich- keit ſeines Lebens, “Jn einen lockeren Boden geflammte eichene Pfaͤle, “Oder in ſumpfichte Oerter Staͤmme von Er- lenholz einpfloͤckt.” Nimr. 293 S.
Wir haben niemals Pfaͤle, geſchweige geflamm- te Pfaͤle und Staͤmme einpfloͤcken geſehen; ob wir gleich oft dabey geweſen ſind, wann der kommliche Landmann Pfaͤle eingeſchlagen, und Staͤmme eingerammet hat.
Kranz.
Die Kenner der Alterthuͤmer haben von dem Gebrauche der Kraͤnze gehandelt. Was der Lateiner mit ſeiner illibata virginitate ausdruͤ- cket, das ſagt der Deutſche mit ſeinem Kranze. Findet ſich Gelegenheit von dieſer Sache zu reden, ſo wird uns dieſes geringe Woͤrtchen neue Gedan- ken und unerwartete Ausdruͤcke an die Hand ge- ben. Z. E. Sichem ſchwaͤchete die Dina. So einfaͤltig und anſtaͤndig erzaͤhlet die Bibel. Wie matt und kalt iſt dieſes fuͤr einen hochbaͤumenden Redner? Er ſagt lieber:
Sichem zerriß einen Kranz, den die Geſetze der Ehe nicht fuͤr ihn gewunden hatten. Beſſer gegeben! Buttſt.
Kreis.
Wie denket man doch da, wann man im Kreiſe denket? Jſt unſere Seele ein Kraͤuſel?
“Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0278"n="252"/><fwplace="top"type="header">Ko Kr</fw><lb/><p>Sie <hirendition="#fr">machten</hi> einen <hirendition="#fr">Brey daraus,</hi> und gaben ihn<lb/>
ihren <hirendition="#fr">Liebſten zu freſſen,</hi> die ihn <hirendition="#fr">fraßen.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>Kommlichkeit, a. St. Bequemlichkeit.</head><p>Dieſes<lb/>
gehoͤret in das <hirendition="#fr">naumanniſche Faͤchelein:</hi></p><lb/><cit><quote>“So wie der fleißige Landmann, zur <hirendition="#fr">Kommlich-</hi><lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">keit</hi>ſeines Lebens,</hi><lb/>“Jn einen lockeren Boden <hirendition="#fr">geflammte</hi> eichene<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Pfaͤle,</hi></hi><lb/>“Oder in ſumpfichte Oerter <hirendition="#fr">Staͤmme</hi> von Er-<lb/><hirendition="#et">lenholz <hirendition="#fr">einpfloͤckt.” Nimr. 293 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Wir haben niemals <hirendition="#fr">Pfaͤle,</hi> geſchweige <hirendition="#fr">geflamm-<lb/>
te Pfaͤle</hi> und <hirendition="#fr">Staͤmme einpfloͤcken</hi> geſehen; ob<lb/>
wir gleich oft dabey geweſen ſind, wann der<lb/><hirendition="#fr">kommliche</hi> Landmann <hirendition="#fr">Pfaͤle eingeſchlagen,</hi> und<lb/><hirendition="#fr">Staͤmme eingerammet</hi> hat.</p></div><lb/><divn="3"><head>Kranz.</head><p>Die Kenner der Alterthuͤmer haben von<lb/>
dem Gebrauche der Kraͤnze gehandelt. Was der<lb/>
Lateiner mit ſeiner <hirendition="#aq">illibata virginitate</hi> ausdruͤ-<lb/>
cket, das ſagt der Deutſche mit ſeinem Kranze.<lb/>
Findet ſich Gelegenheit von dieſer Sache zu reden,<lb/>ſo wird uns dieſes geringe Woͤrtchen neue Gedan-<lb/>
ken und unerwartete Ausdruͤcke an die Hand ge-<lb/>
ben. Z. E. <hirendition="#fr">Sichem ſchwaͤchete die Dina.</hi> So<lb/>
einfaͤltig und anſtaͤndig erzaͤhlet die Bibel. Wie<lb/><hirendition="#fr">matt</hi> und <hirendition="#fr">kalt</hi> iſt dieſes fuͤr einen <hirendition="#fr">hochbaͤumenden</hi><lb/>
Redner? Er ſagt lieber:</p><lb/><cit><quote><hirendition="#fr">Sichem zerriß einen Kranz, den die Geſetze<lb/>
der Ehe nicht fuͤr ihn gewunden hatten.</hi><lb/>
Beſſer gegeben! <hirendition="#et"><hirendition="#fr">Buttſt.</hi></hi></quote><bibl/></cit></div><lb/><divn="3"><head>Kreis.</head><p>Wie <hirendition="#fr">denket</hi> man doch da, wann man im<lb/><hirendition="#fr">Kreiſe denket?</hi> Jſt unſere <hirendition="#fr">Seele</hi> ein <hirendition="#fr">Kraͤuſel?</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">“Der</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[252/0278]
Ko Kr
Sie machten einen Brey daraus, und gaben ihn
ihren Liebſten zu freſſen, die ihn fraßen.
Kommlichkeit, a. St. Bequemlichkeit. Dieſes
gehoͤret in das naumanniſche Faͤchelein:
“So wie der fleißige Landmann, zur Kommlich-
keit ſeines Lebens,
“Jn einen lockeren Boden geflammte eichene
Pfaͤle,
“Oder in ſumpfichte Oerter Staͤmme von Er-
lenholz einpfloͤckt.” Nimr. 293 S.
Wir haben niemals Pfaͤle, geſchweige geflamm-
te Pfaͤle und Staͤmme einpfloͤcken geſehen; ob
wir gleich oft dabey geweſen ſind, wann der
kommliche Landmann Pfaͤle eingeſchlagen, und
Staͤmme eingerammet hat.
Kranz. Die Kenner der Alterthuͤmer haben von
dem Gebrauche der Kraͤnze gehandelt. Was der
Lateiner mit ſeiner illibata virginitate ausdruͤ-
cket, das ſagt der Deutſche mit ſeinem Kranze.
Findet ſich Gelegenheit von dieſer Sache zu reden,
ſo wird uns dieſes geringe Woͤrtchen neue Gedan-
ken und unerwartete Ausdruͤcke an die Hand ge-
ben. Z. E. Sichem ſchwaͤchete die Dina. So
einfaͤltig und anſtaͤndig erzaͤhlet die Bibel. Wie
matt und kalt iſt dieſes fuͤr einen hochbaͤumenden
Redner? Er ſagt lieber:
Sichem zerriß einen Kranz, den die Geſetze
der Ehe nicht fuͤr ihn gewunden hatten.
Beſſer gegeben! Buttſt.
Kreis. Wie denket man doch da, wann man im
Kreiſe denket? Jſt unſere Seele ein Kraͤuſel?
“Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/278>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.