Neumodisches Wörterbuch für angehende Dichter: oder die Neologie.
A.
Abart.
Ein sehr malerisches Wort, um mißrathe- ne Enkel auszudrücken; welches wir mit Verart, von verarten, würden gegeben haben.
Die Feind u. Gold veracht't, und uns den Ruhm erworben, Den kaum, nach langer Zeit, der Enkeln Abart löscht; Da Vieh ein Reichthum war, und oft ein Arm gedröscht, Der sonst den Stab geführt. Haller, 3te Auflage S. 75.
Der Ruhm hat folglich gebrennet. Man sage auch nicht mehr gedroschen: sondern gedröscht; ob man gleich nur in den Schenken dröschet und lärmet. Man bemerke auch die Zeugeendung: der Enkeln. Jch freue mich, daß ich gleich an der Spitze meiner Helden diesen vergötterten Dichter führen kann: denn wir verehren ihn herzlich. Man sehe nur, wie klug er das Wort Stab brau- chet; ob man gleich einen Bettelstab darunter verstehen könnte. Wir werden diese Zierde oft zu bewundern finden.
Abbild a. St. Abriß.
Allein dieses ist gewöhnlich; und darum singet man nicht, um gewöhnliche Sa- chen zu sagen.
Wie
A
Neumodiſches Woͤrterbuch fuͤr angehende Dichter: oder die Neologie.
A.
Abart.
Ein ſehr maleriſches Wort, um mißrathe- ne Enkel auszudruͤcken; welches wir mit Verart, von verarten, wuͤrden gegeben haben.
Die Feind u. Gold veracht’t, und uns den Ruhm erworben, Den kaum, nach langer Zeit, der Enkeln Abart loͤſcht; Da Vieh ein Reichthum war, und oft ein Arm gedroͤſcht, Der ſonſt den Stab gefuͤhrt. Haller, 3te Auflage S. 75.
Der Ruhm hat folglich gebrennet. Man ſage auch nicht mehr gedroſchen: ſondern gedroͤſcht; ob man gleich nur in den Schenken droͤſchet und laͤrmet. Man bemerke auch die Zeugeendung: der Enkeln. Jch freue mich, daß ich gleich an der Spitze meiner Helden dieſen vergoͤtterten Dichter fuͤhren kann: denn wir verehren ihn herzlich. Man ſehe nur, wie klug er das Wort Stab brau- chet; ob man gleich einen Bettelſtab darunter verſtehen koͤnnte. Wir werden dieſe Zierde oft zu bewundern finden.
Abbild a. St. Abriß.
Allein dieſes iſt gewoͤhnlich; und darum ſinget man nicht, um gewoͤhnliche Sa- chen zu ſagen.
Wie
A
<TEI><text><body><pbfacs="#f0027"n="[1]"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Neumodiſches Woͤrterbuch<lb/>
fuͤr angehende Dichter:<lb/>
oder die Neologie.</hi></head><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">A.</hi></head><lb/><divn="3"><head>Abart.</head><p>Ein ſehr maleriſches Wort, um <hirendition="#fr">mißrathe-<lb/>
ne Enkel</hi> auszudruͤcken; welches wir mit <hirendition="#fr">Verart,</hi><lb/>
von <hirendition="#fr">verarten,</hi> wuͤrden gegeben haben.</p><lb/><cit><quote>Die Feind u. Gold veracht’t, und uns den Ruhm<lb/><hirendition="#et">erworben,</hi><lb/>
Den kaum, nach langer Zeit, der Enkel<hirendition="#fr">n Abart<lb/><hirendition="#et">loͤſcht;</hi></hi><lb/>
Da Vieh ein Reichthum war, und oft ein Arm<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">gedroͤſcht,</hi></hi><lb/>
Der ſonſt den <hirendition="#fr">Stab</hi> gefuͤhrt.<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Haller, 3te Auflage S. 75.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Der Ruhm hat folglich <hirendition="#fr">gebrennet.</hi> Man ſage<lb/>
auch nicht mehr <hirendition="#fr">gedroſchen:</hi>ſondern <hirendition="#fr">gedroͤſcht;</hi><lb/>
ob man gleich nur in den <hirendition="#fr">Schenken droͤſchet</hi> und<lb/>
laͤrmet. Man bemerke auch die Zeugeendung:<lb/>
der Enkeln. Jch freue mich, daß ich gleich an der<lb/>
Spitze meiner Helden dieſen vergoͤtterten Dichter<lb/>
fuͤhren kann: denn wir verehren ihn herzlich.<lb/>
Man ſehe nur, wie klug er das Wort <hirendition="#fr">Stab</hi> brau-<lb/>
chet; ob man gleich einen <hirendition="#fr">Bettelſtab</hi> darunter<lb/>
verſtehen koͤnnte. Wir werden dieſe Zierde oft zu<lb/>
bewundern finden.</p></div><lb/><divn="3"><head>Abbild a. St. Abriß.</head><p>Allein dieſes iſt gewoͤhnlich;<lb/>
und darum ſinget man nicht, um gewoͤhnliche Sa-<lb/>
chen zu ſagen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">A</fw><fwplace="bottom"type="catch">Wie</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[[1]/0027]
Neumodiſches Woͤrterbuch
fuͤr angehende Dichter:
oder die Neologie.
A.
Abart. Ein ſehr maleriſches Wort, um mißrathe-
ne Enkel auszudruͤcken; welches wir mit Verart,
von verarten, wuͤrden gegeben haben.
Die Feind u. Gold veracht’t, und uns den Ruhm
erworben,
Den kaum, nach langer Zeit, der Enkeln Abart
loͤſcht;
Da Vieh ein Reichthum war, und oft ein Arm
gedroͤſcht,
Der ſonſt den Stab gefuͤhrt.
Haller, 3te Auflage S. 75.
Der Ruhm hat folglich gebrennet. Man ſage
auch nicht mehr gedroſchen: ſondern gedroͤſcht;
ob man gleich nur in den Schenken droͤſchet und
laͤrmet. Man bemerke auch die Zeugeendung:
der Enkeln. Jch freue mich, daß ich gleich an der
Spitze meiner Helden dieſen vergoͤtterten Dichter
fuͤhren kann: denn wir verehren ihn herzlich.
Man ſehe nur, wie klug er das Wort Stab brau-
chet; ob man gleich einen Bettelſtab darunter
verſtehen koͤnnte. Wir werden dieſe Zierde oft zu
bewundern finden.
Abbild a. St. Abriß. Allein dieſes iſt gewoͤhnlich;
und darum ſinget man nicht, um gewoͤhnliche Sa-
chen zu ſagen.
Wie
A
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/27>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.