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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Ke Kl
Stelle lieget, wird taub und verlohren wer-
den: wann man diese Meynung annimmet.

Wer hier den unterschied, das Schöne und
Sinnliche, nicht einsehen kann, der ist nicht weit
gekommen. Alte und abgebrauchte Gedanken
müssen mit neuen und seltenen Ausdrücken
frisch überkleidet werden.
Alsdenn erpressen
sie den Beyfall der Leser und Zuhörer.

Keuchen schröckliche Worte.

Es wundert uns,
daß Rath Bodmer uns die schröcklichen Wor-
te wiederkeuchen
kann, da sein Held dabey so ge-
keuchet
hat; wenn man nämlich keuchet: so re-
det man nicht.

"-- Er keuchte die schröcklichen Worte."
Noah, 74 S.
Klang.

Uns ist zwar niemals vorgekommen, als
klänge das Gold so vortrefflich, daß man einen
goldenen Klang schmieden sollte. Allein das
Gold ist schön; daher muß alles, was von
Gold kömmt, schön seyn: ein goldner Klang,
ein goldner Laut, ein goldner Hauch. Es ist
unnöthig, einen anzuführen; unsere Bibel- und
Teufeldichter blasen gern einen goldenen
Klang.
Was meynest du aber von folgendem

Klange der Waffen?
"Jm Klang der Waffen voll von Unsterb-
lichkeit
"Sucht sich mit eisern Händen des Peleus
Sohn
"Die Ruhe, die das Morden fliehet,
"Und
Q 2

Ke Kl
Stelle lieget, wird taub und verlohren wer-
den: wann man dieſe Meynung annimmet.

Wer hier den unterſchied, das Schoͤne und
Sinnliche, nicht einſehen kann, der iſt nicht weit
gekommen. Alte und abgebrauchte Gedanken
muͤſſen mit neuen und ſeltenen Ausdruͤcken
friſch uͤberkleidet werden.
Alsdenn erpreſſen
ſie den Beyfall der Leſer und Zuhoͤrer.

Keuchen ſchroͤckliche Worte.

Es wundert uns,
daß Rath Bodmer uns die ſchroͤcklichen Wor-
te wiederkeuchen
kann, da ſein Held dabey ſo ge-
keuchet
hat; wenn man naͤmlich keuchet: ſo re-
det man nicht.

“— Er keuchte die ſchroͤcklichen Worte.”
Noah, 74 S.
Klang.

Uns iſt zwar niemals vorgekommen, als
klaͤnge das Gold ſo vortrefflich, daß man einen
goldenen Klang ſchmieden ſollte. Allein das
Gold iſt ſchoͤn; daher muß alles, was von
Gold koͤmmt, ſchoͤn ſeyn: ein goldner Klang,
ein goldner Laut, ein goldner Hauch. Es iſt
unnoͤthig, einen anzufuͤhren; unſere Bibel- und
Teufeldichter blaſen gern einen goldenen
Klang.
Was meyneſt du aber von folgendem

Klange der Waffen?
“Jm Klang der Waffen voll von Unſterb-
lichkeit
Sucht ſich mit eiſern Haͤnden des Peleus
Sohn
“Die Ruhe, die das Morden fliehet,
“Und
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[243/0269] Ke Kl Stelle lieget, wird taub und verlohren wer- den: wann man dieſe Meynung annimmet. Wer hier den unterſchied, das Schoͤne und Sinnliche, nicht einſehen kann, der iſt nicht weit gekommen. Alte und abgebrauchte Gedanken muͤſſen mit neuen und ſeltenen Ausdruͤcken friſch uͤberkleidet werden. Alsdenn erpreſſen ſie den Beyfall der Leſer und Zuhoͤrer. Keuchen ſchroͤckliche Worte. Es wundert uns, daß Rath Bodmer uns die ſchroͤcklichen Wor- te wiederkeuchen kann, da ſein Held dabey ſo ge- keuchet hat; wenn man naͤmlich keuchet: ſo re- det man nicht. “— Er keuchte die ſchroͤcklichen Worte.” Noah, 74 S. Klang. Uns iſt zwar niemals vorgekommen, als klaͤnge das Gold ſo vortrefflich, daß man einen goldenen Klang ſchmieden ſollte. Allein das Gold iſt ſchoͤn; daher muß alles, was von Gold koͤmmt, ſchoͤn ſeyn: ein goldner Klang, ein goldner Laut, ein goldner Hauch. Es iſt unnoͤthig, einen anzufuͤhren; unſere Bibel- und Teufeldichter blaſen gern einen goldenen Klang. Was meyneſt du aber von folgendem Klange der Waffen? “Jm Klang der Waffen voll von Unſterb- lichkeit “Sucht ſich mit eiſern Haͤnden des Peleus Sohn “Die Ruhe, die das Morden fliehet, “Und Q 2

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/269>, abgerufen am 21.11.2024.