Liebe geschwatzet, haben wohl nie ihren Schäfe- rinnen den Kappzaum angeleget. Die mehre- re Zahl von Zärtlichkeiten haben wir dem Reime zu danken; einer Quelle, aus der viele gedachte Verse geflossen sind, und noch fließen.
Kelchglas;
eben so, als sagte ich der Kelchbächer; auf deutsch, der Bächerbächer.
"Bald wird das Kelchglas uns Muth u. star- ke Geister einhauchen etc." Noah, 272 S. "Also sagten sie Zotten, u. meynten, sie redeten Scherze.
Ganz recht! ganz recht! wenn es von den Hrnn. Wurmsamianern verstanden wird. Alles hat in der heiligen Sprache einen Athem; es haucht starke Geister ein, die zum Zotenreissen oder mizraimisiren taugen; denn es heißt von den hei- ligen Männern:
"Also jauchzen sie Zotten und meynen, sie jauchzeten Weisheit."
Kerkerfrey.
Der gegen Klopstocken, den göttli- chen Seher, wasserklare Virgil sperret die Winde in Höhlen. Allein Höhlen sind lange nicht so enge, als Kerker. Hr. Tenzel leget da- her die Winde in Kerker, und Aeol muß Ker- kermeister werden:
"Wohin die Wuth bewegter Schlünde, (oder Gruben) "Die Kriege kerkerfreyer Winde, "Durch dich gedämpft, mein Auge ziehn." Samml. Nicol. 107 S.
Wir
Q
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Liebe geſchwatzet, haben wohl nie ihren Schaͤfe- rinnen den Kappzaum angeleget. Die mehre- re Zahl von Zaͤrtlichkeiten haben wir dem Reime zu danken; einer Quelle, aus der viele gedachte Verſe gefloſſen ſind, und noch fließen.
Kelchglas;
eben ſo, als ſagte ich der Kelchbaͤcher; auf deutſch, der Baͤcherbaͤcher.
“Bald wird das Kelchglas uns Muth u. ſtar- ke Geiſter einhauchen ꝛc.” Noah, 272 S. “Alſo ſagten ſie Zotten, u. meynten, ſie redeten Scherze.
Ganz recht! ganz recht! wenn es von den Hrnn. Wurmſamianern verſtanden wird. Alles hat in der heiligen Sprache einen Athem; es haucht ſtarke Geiſter ein, die zum Zotenreiſſen oder mizraimiſiren taugen; denn es heißt von den hei- ligen Maͤnnern:
“Alſo jauchzen ſie Zotten und meynen, ſie jauchzeten Weisheit.”
Kerkerfrey.
Der gegen Klopſtocken, den goͤttli- chen Seher, waſſerklare Virgil ſperret die Winde in Hoͤhlen. Allein Hoͤhlen ſind lange nicht ſo enge, als Kerker. Hr. Tenzel leget da- her die Winde in Kerker, und Aeol muß Ker- kermeiſter werden:
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Liebe geſchwatzet, haben wohl nie ihren Schaͤfe-
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zu danken; einer Quelle, aus der viele gedachte
Verſe gefloſſen ſind, und noch fließen.
Kelchglas; eben ſo, als ſagte ich der Kelchbaͤcher;
auf deutſch, der Baͤcherbaͤcher.
“Bald wird das Kelchglas uns Muth u. ſtar-
ke Geiſter einhauchen ꝛc.”
Noah, 272 S.
“Alſo ſagten ſie Zotten, u. meynten, ſie redeten
Scherze.
Ganz recht! ganz recht! wenn es von den Hrnn.
Wurmſamianern verſtanden wird. Alles hat
in der heiligen Sprache einen Athem; es haucht
ſtarke Geiſter ein, die zum Zotenreiſſen oder
mizraimiſiren taugen; denn es heißt von den hei-
ligen Maͤnnern:
“Alſo jauchzen ſie Zotten und meynen, ſie
jauchzeten Weisheit.”
Kerkerfrey. Der gegen Klopſtocken, den goͤttli-
chen Seher, waſſerklare Virgil ſperret die
Winde in Hoͤhlen. Allein Hoͤhlen ſind lange
nicht ſo enge, als Kerker. Hr. Tenzel leget da-
her die Winde in Kerker, und Aeol muß Ker-
kermeiſter werden:
“Wohin die Wuth bewegter Schluͤnde, (oder
Gruben)
“Die Kriege kerkerfreyer Winde,
“Durch dich gedaͤmpft, mein Auge ziehn.”
Samml. Nicol. 107 S.
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/267>, abgerufen am 04.03.2025.
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