Rath Bodmer drehet dieses auf seinem Räde- lein, und es kommen Menschen heraus, die, wie die Bienen, mit ihren Steißen in Honig sitzen. Wohlmeynend aber wollten wir rathen, keine sammtene Hosen anzuziehen, wenn man in Ho- nig sitzen will; das Gefäß ist etwas klebricht.
"Dieses honigte Land, worinne wir itzt Fremdlinge sitzen." Jac. u. Jos. 12 S.
Doch ich besinne mich: die Patriarchen trugen nicht Hosen; allein sie hatten lange Röcke an: die werden noch ärger eingetunket haben. Wir können uns folglich auch auf ein milchichtes Land freuen.
Hülse eine entseelte.
Die Hülsen haben also See- len; d. i. es giebt beseelte Hülsen. Bald wer- den unsere Hirsekörner zu plaudern anfangen; denn der Mensch ist eine Nuß; knacket sie auf: so habt ihr den Kern, die Seele. Rath Bod- mer redet von einem Raume,
"Wo die entseelte Hülse von Mehtabeel bey- gesetzt war." Noah, 190 S.
Ein Erbbegräbniß ist also ein Raum, der mit ent- seelten Hülsen gefüllet wird.
Hügel.
Sonst pflegten sich die Sonnenstralen an den Hügeln länger, als in den Flächen, zu bre- chen. Klopst. der Theologe, aber lehret in s. Offenb. und Träumen 6 S. das Gegentheil; denn um neuerschaffene Hügel zu schildern, sa- get er:
"Um und um lagen die Hügel in lieblicher Abenddämmerung,
"Gleich,
Hu
Rath Bodmer drehet dieſes auf ſeinem Raͤde- lein, und es kommen Menſchen heraus, die, wie die Bienen, mit ihren Steißen in Honig ſitzen. Wohlmeynend aber wollten wir rathen, keine ſammtene Hoſen anzuziehen, wenn man in Ho- nig ſitzen will; das Gefaͤß iſt etwas klebricht.
“Dieſes honigte Land, worinne wir itzt Fremdlinge ſitzen.” Jac. u. Joſ. 12 S.
Doch ich beſinne mich: die Patriarchen trugen nicht Hoſen; allein ſie hatten lange Roͤcke an: die werden noch aͤrger eingetunket haben. Wir koͤnnen uns folglich auch auf ein milchichtes Land freuen.
Huͤlſe eine entſeelte.
Die Huͤlſen haben alſo See- len; d. i. es giebt beſeelte Huͤlſen. Bald wer- den unſere Hirſekoͤrner zu plaudern anfangen; denn der Menſch iſt eine Nuß; knacket ſie auf: ſo habt ihr den Kern, die Seele. Rath Bod- mer redet von einem Raume,
“Wo die entſeelte Huͤlſe von Mehtabeel bey- geſetzt war.” Noah, 190 S.
Ein Erbbegraͤbniß iſt alſo ein Raum, der mit ent- ſeelten Huͤlſen gefuͤllet wird.
Huͤgel.
Sonſt pflegten ſich die Sonnenſtralen an den Huͤgeln laͤnger, als in den Flaͤchen, zu bre- chen. Klopſt. der Theologe, aber lehret in ſ. Offenb. und Traͤumen 6 S. das Gegentheil; denn um neuerſchaffene Huͤgel zu ſchildern, ſa- get er:
“Um und um lagen die Huͤgel in lieblicher Abenddaͤmmerung,
“Gleich,
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Hu
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Wohlmeynend aber wollten wir rathen, keine
ſammtene Hoſen anzuziehen, wenn man in Ho-
nig ſitzen will; das Gefaͤß iſt etwas klebricht.
“Dieſes honigte Land, worinne wir itzt
Fremdlinge ſitzen.” Jac. u. Joſ. 12 S.
Doch ich beſinne mich: die Patriarchen trugen
nicht Hoſen; allein ſie hatten lange Roͤcke an:
die werden noch aͤrger eingetunket haben. Wir
koͤnnen uns folglich auch auf ein milchichtes Land
freuen.
Huͤlſe eine entſeelte. Die Huͤlſen haben alſo See-
len; d. i. es giebt beſeelte Huͤlſen. Bald wer-
den unſere Hirſekoͤrner zu plaudern anfangen;
denn der Menſch iſt eine Nuß; knacket ſie auf:
ſo habt ihr den Kern, die Seele. Rath Bod-
mer redet von einem Raume,
“Wo die entſeelte Huͤlſe von Mehtabeel bey-
geſetzt war.” Noah, 190 S.
Ein Erbbegraͤbniß iſt alſo ein Raum, der mit ent-
ſeelten Huͤlſen gefuͤllet wird.
Huͤgel. Sonſt pflegten ſich die Sonnenſtralen an
den Huͤgeln laͤnger, als in den Flaͤchen, zu bre-
chen. Klopſt. der Theologe, aber lehret in ſ.
Offenb. und Traͤumen 6 S. das Gegentheil;
denn um neuerſchaffene Huͤgel zu ſchildern, ſa-
get er:
“Um und um lagen die Huͤgel in lieblicher
Abenddaͤmmerung,
“Gleich,
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/254>, abgerufen am 04.03.2025.
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