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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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He
An der Baermutter gesegnet u. drohte, zu
Heeren zu wachsen. Jac. u. Jos. 100 S.

Man sehe nur, wie der Vers durch das Wort Baer-
mutter
tief wird. Zu dieser Tiefe zu gelangen
versäume man keinen Kayserschnitt; und bemerke
wohl die innerlichen Lagen der Theile des weibli-
chen Geburthgliedes. Wir haben z. E. uns vor-
genommen, einen Hodensack aufzuschneiden, ihn
wohl zu betrachten, und seine Schönheiten in Verse
zu bringen. Ein Gratulant merke sich das zu
Heeren wachsen;
und wünsche seiner Frau Baa-
se ein Paar Heere aus dem Leibe. Die arme
Frau! der entsetzliche Bauch!

Heerdemann.

Schoch hatte nur gesagt:
Dein Vieh muß dir in vollen Eitern stehen,
Der Heerde Mann, der große Ziegenbock etc.

Das sprach ein einfältiger Schäfer: nun aber
zeucht dieses ein weiser Dichter, wofür er sich
ausgiebt, zusammen; und finget:

Der junge Heerdemann, wann er den Thau ge-
rochen,

Verläßt sich auf die Kraft der männlich (och-
sicht) starken Knochen;
Sucht seinen Gegner auf etc.
Samml. Nicol. 150 S.

Jst das nicht der Dorfbrümmel? Nichts fehlet,
als daß er ihn nicht jauchzen läßt; denn alsdann
wäre es ein vollkommener klopstockischer Ochse
oder Stier. So heißet denn ein Gänserich der
Gänsemann; ein Entrich der Entemann.

Heerold.

Jn alten Zeiten, die auch im Kriege auf

Ord-
He
An der Bærmutter geſegnet u. drohte, zu
Heeren zu wachſen. Jac. u. Joſ. 100 S.

Man ſehe nur, wie der Vers durch das Wort Bær-
mutter
tief wird. Zu dieſer Tiefe zu gelangen
verſaͤume man keinen Kayſerſchnitt; und bemerke
wohl die innerlichen Lagen der Theile des weibli-
chen Geburthgliedes. Wir haben z. E. uns vor-
genommen, einen Hodenſack aufzuſchneiden, ihn
wohl zu betrachten, und ſeine Schoͤnheiten in Verſe
zu bringen. Ein Gratulant merke ſich das zu
Heeren wachſen;
und wuͤnſche ſeiner Frau Baa-
ſe ein Paar Heere aus dem Leibe. Die arme
Frau! der entſetzliche Bauch!

Heerdemann.

Schoch hatte nur geſagt:
Dein Vieh muß dir in vollen Eitern ſtehen,
Der Heerde Mann, der große Ziegenbock ꝛc.

Das ſprach ein einfaͤltiger Schaͤfer: nun aber
zeucht dieſes ein weiſer Dichter, wofuͤr er ſich
ausgiebt, zuſammen; und finget:

Der junge Heerdemann, wann er den Thau ge-
rochen,

Verlaͤßt ſich auf die Kraft der maͤnnlich (och-
ſicht) ſtarken Knochen;
Sucht ſeinen Gegner auf ꝛc.
Samml. Nicol. 150 S.

Jſt das nicht der Dorfbruͤmmel? Nichts fehlet,
als daß er ihn nicht jauchzen laͤßt; denn alsdann
waͤre es ein vollkommener klopſtockiſcher Ochſe
oder Stier. So heißet denn ein Gaͤnſerich der
Gaͤnſemann; ein Entrich der Entemann.

Heerold.

Jn alten Zeiten, die auch im Kriege auf

Ord-
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[203/0229] He An der Bærmutter geſegnet u. drohte, zu Heeren zu wachſen. Jac. u. Joſ. 100 S. Man ſehe nur, wie der Vers durch das Wort Bær- mutter tief wird. Zu dieſer Tiefe zu gelangen verſaͤume man keinen Kayſerſchnitt; und bemerke wohl die innerlichen Lagen der Theile des weibli- chen Geburthgliedes. Wir haben z. E. uns vor- genommen, einen Hodenſack aufzuſchneiden, ihn wohl zu betrachten, und ſeine Schoͤnheiten in Verſe zu bringen. Ein Gratulant merke ſich das zu Heeren wachſen; und wuͤnſche ſeiner Frau Baa- ſe ein Paar Heere aus dem Leibe. Die arme Frau! der entſetzliche Bauch! Heerdemann. Schoch hatte nur geſagt: Dein Vieh muß dir in vollen Eitern ſtehen, Der Heerde Mann, der große Ziegenbock ꝛc. Das ſprach ein einfaͤltiger Schaͤfer: nun aber zeucht dieſes ein weiſer Dichter, wofuͤr er ſich ausgiebt, zuſammen; und finget: Der junge Heerdemann, wann er den Thau ge- rochen, Verlaͤßt ſich auf die Kraft der maͤnnlich (och- ſicht) ſtarken Knochen; Sucht ſeinen Gegner auf ꝛc. Samml. Nicol. 150 S. Jſt das nicht der Dorfbruͤmmel? Nichts fehlet, als daß er ihn nicht jauchzen laͤßt; denn alsdann waͤre es ein vollkommener klopſtockiſcher Ochſe oder Stier. So heißet denn ein Gaͤnſerich der Gaͤnſemann; ein Entrich der Entemann. Heerold. Jn alten Zeiten, die auch im Kriege auf Ord-

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/229>, abgerufen am 30.12.2024.