Und soll ein Werk der Kunst ein gründlich Aug erfreun, So muß bloß die Natur in ihm die Seele seyn. Zernitz, 5 S.
Wir bewundern hier die mannigfaltige Zweydeutig- keit: denn man kann rathen, in wem die Natur die Seele seyn muß? Jm Auge, oder im Werke?
Und Kunst gofällt nicht mehr, hat Witz sie über- trieben. e. d.
Jst das sie nicht deutlich? Hat der Witz die Kunst, oder die Kunst den Witz übertrieben? Leute, die in Bedienungen stehen, treiben die Dicht- kunst nur als ein Nebenwerk, wie der Großsultan ein Handwerk. Sie können die Zeit, die zur Aus- besserung eines Verses gehöret, besser anwenden, und wie Herr Zernitz Gerichtshalter seyn.
Grüne und blaue;
grüne Ungläubige, und blaue Gläubige. Eine sinnreiche Anspielung auf die parisische Bluthochzeit ist im Noah, 55 S. u. f. zu bewundern.
Jene glaubten, das Blaue des Himmels be- kleidete die Andacht; Diese fanden im Grünen der Flur mehr geistli- chen Schmuckes. Man kann leicht denken, daß die Hyänen einen Schmauß dabey werden bekommen haben: Damals lachten die Hunde, satt von dem Blute der Grünen
Anais
Gr
per werden: auch ein Zopf, ein gruͤndlicher Zopf.
Und ſoll ein Werk der Kunſt ein gruͤndlich Aug erfreun, So muß bloß die Natur in ihm die Seele ſeyn. Zernitz, 5 S.
Wir bewundern hier die mannigfaltige Zweydeutig- keit: denn man kann rathen, in wem die Natur die Seele ſeyn muß? Jm Auge, oder im Werke?
Und Kunſt gofaͤllt nicht mehr, hat Witz ſie uͤber- trieben. e. d.
Jſt das ſie nicht deutlich? Hat der Witz die Kunſt, oder die Kunſt den Witz uͤbertrieben? Leute, die in Bedienungen ſtehen, treiben die Dicht- kunſt nur als ein Nebenwerk, wie der Großſultan ein Handwerk. Sie koͤnnen die Zeit, die zur Aus- beſſerung eines Verſes gehoͤret, beſſer anwenden, und wie Herr Zernitz Gerichtshalter ſeyn.
Gruͤne und blaue;
gruͤne Unglaͤubige, und blaue Glaͤubige. Eine ſinnreiche Anſpielung auf die pariſiſche Bluthochzeit iſt im Noah, 55 S. u. f. zu bewundern.
Jene glaubten, das Blaue des Himmels be- kleidete die Andacht; Dieſe fanden im Gruͤnen der Flur mehr geiſtli- chen Schmuckes. Man kann leicht denken, daß die Hyaͤnen einen Schmauß dabey werden bekommen haben: Damals lachten die Hunde, ſatt von dem Blute der Gruͤnen
Anais
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Gr
per werden: auch ein Zopf, ein gruͤndlicher
Zopf.
Und ſoll ein Werk der Kunſt ein gruͤndlich Aug
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So muß bloß die Natur in ihm die Seele ſeyn.
Zernitz, 5 S.
Wir bewundern hier die mannigfaltige Zweydeutig-
keit: denn man kann rathen, in wem die Natur
die Seele ſeyn muß? Jm Auge, oder im
Werke?
Und Kunſt gofaͤllt nicht mehr, hat Witz ſie uͤber-
trieben. e. d.
Jſt das ſie nicht deutlich? Hat der Witz die
Kunſt, oder die Kunſt den Witz uͤbertrieben?
Leute, die in Bedienungen ſtehen, treiben die Dicht-
kunſt nur als ein Nebenwerk, wie der Großſultan
ein Handwerk. Sie koͤnnen die Zeit, die zur Aus-
beſſerung eines Verſes gehoͤret, beſſer anwenden,
und wie Herr Zernitz Gerichtshalter ſeyn.
Gruͤne und blaue; gruͤne Unglaͤubige, und blaue
Glaͤubige. Eine ſinnreiche Anſpielung auf die
pariſiſche Bluthochzeit iſt im Noah, 55 S.
u. f. zu bewundern.
Jene glaubten, das Blaue des Himmels be-
kleidete die Andacht;
Dieſe fanden im Gruͤnen der Flur mehr geiſtli-
chen Schmuckes.
Man kann leicht denken, daß die Hyaͤnen einen
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Damals lachten die Hunde, ſatt von dem Blute
der Gruͤnen
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/217>, abgerufen am 30.12.2024.
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