Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Gr
Nimrod stürzte, war kein Wunder, und das ar-
me Pferd mußte scheu werden. Alle Bäume lie-
fen;
sie purzelten über die strupfichten Stäm-
me:
in solcher Unordnung hatte noch Nimrod
von Glücke zu sagen, daß nicht ein Baum auf ihn
anlief, und Se. Majestät zu Boden rennete.

Großvezier.

Schon oben haben wir eine Figur ge-
rühmt, die auf dem Grymselbergischen Par-
nasse
unterm Namen der Verkürzung benennet
wird. Sie war zu schön, als daß sie der geistvol-
le Sänger
nicht hätte brauchen sollen. Daher
fliesset der artige Vers:

Tydor, sein Großvezier, (des Magogs) der
erste der Sclaven des Königs etc.
Jst sein zerschmetternder Arm, den Rest der Tu-
gend zu dämpfen. Noah, 47 S.

Wir können dieses auch den Japanismus fir-
meln: denn woher kömmt
das Todesgeschenke,

Eine goldene Schachtel, darinn ein silbernes
Messer, (war)

Daß er den Bauch aufschnitt. -- --
Einmal verbot er, die Spitze des Hutes gerade
zu stellen:
Fo-am trug sie gerad; er sandt ihm das sil-
berne Messer. e. d. a. e. d. S.

Der Dichter läßt uns errathen, was er mit dem
silbernen Messer wird gemacht haben; zum spie-
len, und Marcipan damit zu schneiden, sandte ers
ihm freylich nicht. So bodmerisch ist noch
kein Dairo gewesen. Auf eben dieser Seite be-

wundern

Gr
Nimrod ſtuͤrzte, war kein Wunder, und das ar-
me Pferd mußte ſcheu werden. Alle Baͤume lie-
fen;
ſie purzelten uͤber die ſtrupfichten Staͤm-
me:
in ſolcher Unordnung hatte noch Nimrod
von Gluͤcke zu ſagen, daß nicht ein Baum auf ihn
anlief, und Se. Majeſtaͤt zu Boden rennete.

Großvezier.

Schon oben haben wir eine Figur ge-
ruͤhmt, die auf dem Grymſelbergiſchen Par-
naſſe
unterm Namen der Verkuͤrzung benennet
wird. Sie war zu ſchoͤn, als daß ſie der geiſtvol-
le Saͤnger
nicht haͤtte brauchen ſollen. Daher
flieſſet der artige Vers:

Tydor, ſein Großvezier, (des Magogs) der
erſte der Sclaven des Koͤnigs ꝛc.
Jſt ſein zerſchmetternder Arm, den Reſt der Tu-
gend zu daͤmpfen. Noah, 47 S.

Wir koͤnnen dieſes auch den Japanismus fir-
meln: denn woher koͤmmt
das Todesgeſchenke,

Eine goldene Schachtel, darinn ein ſilbernes
Meſſer, (war)

Daß er den Bauch aufſchnitt. — —
Einmal verbot er, die Spitze des Hutes gerade
zu ſtellen:
Fo-am trug ſie gerad; er ſandt ihm das ſil-
berne Meſſer. e. d. a. e. d. S.

Der Dichter laͤßt uns errathen, was er mit dem
ſilbernen Meſſer wird gemacht haben; zum ſpie-
len, und Marcipan damit zu ſchneiden, ſandte ers
ihm freylich nicht. So bodmeriſch iſt noch
kein Dairo geweſen. Auf eben dieſer Seite be-

wundern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0215" n="189"/><fw place="top" type="header">Gr</fw><lb/><hi rendition="#fr">Nimrod</hi> &#x017F;tu&#x0364;rzte, war kein Wunder, und das ar-<lb/>
me Pferd mußte &#x017F;cheu werden. <hi rendition="#fr">Alle Ba&#x0364;ume lie-<lb/>
fen;</hi> &#x017F;ie purzelten u&#x0364;ber die <hi rendition="#fr">&#x017F;trupfichten Sta&#x0364;m-<lb/>
me:</hi> in &#x017F;olcher Unordnung hatte noch <hi rendition="#fr">Nimrod</hi><lb/>
von Glu&#x0364;cke zu &#x017F;agen, daß nicht ein <hi rendition="#fr">Baum</hi> auf ihn<lb/><hi rendition="#fr">anlief,</hi> und <hi rendition="#fr">Se. Maje&#x017F;ta&#x0364;t</hi> zu Boden rennete.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Großvezier.</head>
            <p>Schon oben haben wir eine Figur ge-<lb/>
ru&#x0364;hmt, die auf dem <hi rendition="#fr">Grym&#x017F;elbergi&#x017F;chen Par-<lb/>
na&#x017F;&#x017F;e</hi> unterm Namen der <hi rendition="#fr">Verku&#x0364;rzung</hi> benennet<lb/>
wird. Sie war zu &#x017F;cho&#x0364;n, als daß &#x017F;ie der <hi rendition="#fr">gei&#x017F;tvol-<lb/>
le Sa&#x0364;nger</hi> nicht ha&#x0364;tte brauchen &#x017F;ollen. Daher<lb/>
flie&#x017F;&#x017F;et der artige Vers:</p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#fr">Tydor,</hi> &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Großvezier,</hi> (des <hi rendition="#fr">Magogs</hi>) der<lb/><hi rendition="#et">er&#x017F;te der Sclaven des Ko&#x0364;nigs &#xA75B;c.</hi><lb/>
J&#x017F;t &#x017F;ein zer&#x017F;chmetternder Arm, den Re&#x017F;t der Tu-<lb/><hi rendition="#et">gend zu da&#x0364;mpfen. <hi rendition="#fr">Noah, 47 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Wir ko&#x0364;nnen die&#x017F;es auch den <hi rendition="#fr">Japanismus</hi> fir-<lb/>
meln: denn woher ko&#x0364;mmt<lb/><hi rendition="#et">das <hi rendition="#fr">Todesge&#x017F;chenke,</hi></hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>Eine goldene Schachtel, darinn ein <hi rendition="#fr">&#x017F;ilbernes<lb/><hi rendition="#et">Me&#x017F;&#x017F;er, (war)</hi></hi><lb/>
Daß er den Bauch auf&#x017F;chnitt. &#x2014; &#x2014;<lb/>
Einmal verbot er, die Spitze des Hutes gerade<lb/><hi rendition="#et">zu &#x017F;tellen:</hi><lb/><hi rendition="#fr">Fo-am</hi> trug &#x017F;ie gerad; er <hi rendition="#fr">&#x017F;andt ihm das &#x017F;il-<lb/><hi rendition="#et">berne Me&#x017F;&#x017F;er. e. d. a. e. d. S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Der Dichter la&#x0364;ßt uns errathen, was er mit dem<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ilbernen Me&#x017F;&#x017F;er</hi> wird gemacht haben; zum &#x017F;pie-<lb/>
len, und <hi rendition="#fr">Marcipan</hi> damit zu &#x017F;chneiden, &#x017F;andte ers<lb/>
ihm freylich nicht. So <hi rendition="#fr">bodmeri&#x017F;ch</hi> i&#x017F;t noch<lb/>
kein <hi rendition="#fr">Dairo</hi> gewe&#x017F;en. Auf eben die&#x017F;er Seite be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wundern</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0215] Gr Nimrod ſtuͤrzte, war kein Wunder, und das ar- me Pferd mußte ſcheu werden. Alle Baͤume lie- fen; ſie purzelten uͤber die ſtrupfichten Staͤm- me: in ſolcher Unordnung hatte noch Nimrod von Gluͤcke zu ſagen, daß nicht ein Baum auf ihn anlief, und Se. Majeſtaͤt zu Boden rennete. Großvezier. Schon oben haben wir eine Figur ge- ruͤhmt, die auf dem Grymſelbergiſchen Par- naſſe unterm Namen der Verkuͤrzung benennet wird. Sie war zu ſchoͤn, als daß ſie der geiſtvol- le Saͤnger nicht haͤtte brauchen ſollen. Daher flieſſet der artige Vers: Tydor, ſein Großvezier, (des Magogs) der erſte der Sclaven des Koͤnigs ꝛc. Jſt ſein zerſchmetternder Arm, den Reſt der Tu- gend zu daͤmpfen. Noah, 47 S. Wir koͤnnen dieſes auch den Japanismus fir- meln: denn woher koͤmmt das Todesgeſchenke, Eine goldene Schachtel, darinn ein ſilbernes Meſſer, (war) Daß er den Bauch aufſchnitt. — — Einmal verbot er, die Spitze des Hutes gerade zu ſtellen: Fo-am trug ſie gerad; er ſandt ihm das ſil- berne Meſſer. e. d. a. e. d. S. Der Dichter laͤßt uns errathen, was er mit dem ſilbernen Meſſer wird gemacht haben; zum ſpie- len, und Marcipan damit zu ſchneiden, ſandte ers ihm freylich nicht. So bodmeriſch iſt noch kein Dairo geweſen. Auf eben dieſer Seite be- wundern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/215
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/215>, abgerufen am 21.11.2024.