Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Ge
ganz kalt übers Gesicht: er sagte, doch das ist
zu wenig, er accentuirte gebrückt. Die Riesen
stürmen das Paradieß, wie die Söhne Titans
den Olymp:

Schon war der Berg in ihrer voreiligen Hoff-
nung überstiegen,
Da sie hinauf die hohe, die mächtige Steige
gebrückt sahen. Noah, 137 S.

Adramelech war der Brückenmeister; es war
also eine recht verteufelte Brücke. Siehe das
Wörtlein Schon, wo wir es mit gebührendem
Weihrauche bestreuen; erwarten aber einen Be-
richt von der Macht dieser Steige; oder Stiege.

Gebund von Freuden;

also auch eine Strehne
Betrübniß,
welches beydes Spinner Bod-
mer
auf Swifts Spinnrade drehet und spin-
net.
Wir hatten ein ganzes Schock von Freu-
den,
als wir dieses lasen, und durften nicht spin-
nen
und winden; aus Furcht, alle unsere Freu-
den,
ist die mehrere Zahl nicht schön? aus unserm
Leibe zu spinnen. Wir nennen dieses Blümchen
die Spinnstube. Die Weiber vermischten sich
schon in Gedanken fleischlicher Weise
mit ihren
Männern, die jenen kleine Noachiden, Büb-
chen mit Grübchen im Kinne,
machten. Die
Verheutigung eine treffliche Figur reiche dem
Manne von Zyrich ein Gleichniß dar:

Wie, wenn ein Jüngling die Tag' erfüllt sieht; da
sein Verwalter
Wieder zu Haus seyn kann, den längst sein Vater
verschickt hat,
Eine
L

Ge
ganz kalt uͤbers Geſicht: er ſagte, doch das iſt
zu wenig, er accentuirte gebruͤckt. Die Rieſen
ſtuͤrmen das Paradieß, wie die Soͤhne Titans
den Olymp:

Schon war der Berg in ihrer voreiligen Hoff-
nung uͤberſtiegen,
Da ſie hinauf die hohe, die maͤchtige Steige
gebruͤckt ſahen. Noah, 137 S.

Adramelech war der Bruͤckenmeiſter; es war
alſo eine recht verteufelte Bruͤcke. Siehe das
Woͤrtlein Schon, wo wir es mit gebuͤhrendem
Weihrauche beſtreuen; erwarten aber einen Be-
richt von der Macht dieſer Steige; oder Stiege.

Gebund von Freuden;

alſo auch eine Strehne
Betruͤbniß,
welches beydes Spinner Bod-
mer
auf Swifts Spinnrade drehet und ſpin-
net.
Wir hatten ein ganzes Schock von Freu-
den,
als wir dieſes laſen, und durften nicht ſpin-
nen
und winden; aus Furcht, alle unſere Freu-
den,
iſt die mehrere Zahl nicht ſchoͤn? aus unſerm
Leibe zu ſpinnen. Wir nennen dieſes Bluͤmchen
die Spinnſtube. Die Weiber vermiſchten ſich
ſchon in Gedanken fleiſchlicher Weiſe
mit ihren
Maͤnnern, die jenen kleine Noachiden, Buͤb-
chen mit Gruͤbchen im Kinne,
machten. Die
Verheutigung eine treffliche Figur reiche dem
Manne von Zyrich ein Gleichniß dar:

Wie, wenn ein Juͤngling die Tag’ erfuͤllt ſieht; da
ſein Verwalter
Wieder zu Haus ſeyn kann, den laͤngſt ſein Vater
verſchickt hat,
Eine
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0187" n="161"/><fw place="top" type="header">Ge</fw><lb/><hi rendition="#fr">ganz kalt u&#x0364;bers Ge&#x017F;icht:</hi> er &#x017F;agte, doch das i&#x017F;t<lb/>
zu wenig, er <hi rendition="#fr">accentuirte gebru&#x0364;ckt.</hi> Die Rie&#x017F;en<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rmen das <hi rendition="#fr">Paradieß,</hi> wie die So&#x0364;hne <hi rendition="#fr">Titans</hi><lb/>
den <hi rendition="#fr">Olymp:</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#fr">Schon war</hi> der Berg in ihrer <hi rendition="#fr">voreiligen Hoff-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">nung</hi> u&#x0364;ber&#x017F;tiegen,</hi><lb/>
Da &#x017F;ie hinauf die hohe, die <hi rendition="#fr">ma&#x0364;chtige Steige</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">gebru&#x0364;ckt</hi> &#x017F;ahen. <hi rendition="#fr">Noah, 137 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Adramelech</hi> war der <hi rendition="#fr">Bru&#x0364;ckenmei&#x017F;ter;</hi> es war<lb/>
al&#x017F;o eine recht <hi rendition="#fr">verteufelte Bru&#x0364;cke.</hi> Siehe das<lb/>
Wo&#x0364;rtlein <hi rendition="#fr">Schon,</hi> wo wir es mit gebu&#x0364;hrendem<lb/>
Weihrauche be&#x017F;treuen; erwarten aber einen Be-<lb/>
richt von der <hi rendition="#fr">Macht die&#x017F;er Steige;</hi> oder <hi rendition="#fr">Stiege.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Gebund von Freuden;</head>
            <p>al&#x017F;o auch eine <hi rendition="#fr">Strehne<lb/>
Betru&#x0364;bniß,</hi> welches beydes <hi rendition="#fr">Spinner Bod-<lb/>
mer</hi> auf <hi rendition="#fr">Swifts Spinnrade</hi> drehet und <hi rendition="#fr">&#x017F;pin-<lb/>
net.</hi> Wir hatten ein ganzes <hi rendition="#fr">Schock von Freu-<lb/>
den,</hi> als wir die&#x017F;es la&#x017F;en, und durften nicht <hi rendition="#fr">&#x017F;pin-<lb/>
nen</hi> und <hi rendition="#fr">winden;</hi> aus Furcht, alle un&#x017F;ere <hi rendition="#fr">Freu-<lb/>
den,</hi> i&#x017F;t die mehrere Zahl nicht &#x017F;cho&#x0364;n? aus un&#x017F;erm<lb/>
Leibe zu <hi rendition="#fr">&#x017F;pinnen.</hi> Wir nennen die&#x017F;es Blu&#x0364;mchen<lb/>
die <hi rendition="#fr">Spinn&#x017F;tube.</hi> Die Weiber <hi rendition="#fr">vermi&#x017F;chten &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chon in Gedanken flei&#x017F;chlicher Wei&#x017F;e</hi> mit ihren<lb/>
Ma&#x0364;nnern, die jenen kleine <hi rendition="#fr">Noachiden, Bu&#x0364;b-<lb/>
chen mit Gru&#x0364;bchen im Kinne,</hi> machten. Die<lb/><hi rendition="#fr">Verheutigung</hi> eine treffliche Figur reiche dem<lb/><hi rendition="#fr">Manne von Zyrich</hi> ein Gleichniß dar:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>Wie, wenn ein Ju&#x0364;ngling die Tag&#x2019; erfu&#x0364;llt &#x017F;ieht; da<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ein <hi rendition="#fr">Verwalter</hi></hi><lb/>
Wieder zu Haus &#x017F;eyn kann, den la&#x0364;ng&#x017F;t <hi rendition="#fr">&#x017F;ein</hi> Vater<lb/><hi rendition="#et">ver&#x017F;chickt hat,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L</fw><fw place="bottom" type="catch">Eine</fw><lb/></quote>
            </cit>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0187] Ge ganz kalt uͤbers Geſicht: er ſagte, doch das iſt zu wenig, er accentuirte gebruͤckt. Die Rieſen ſtuͤrmen das Paradieß, wie die Soͤhne Titans den Olymp: Schon war der Berg in ihrer voreiligen Hoff- nung uͤberſtiegen, Da ſie hinauf die hohe, die maͤchtige Steige gebruͤckt ſahen. Noah, 137 S. Adramelech war der Bruͤckenmeiſter; es war alſo eine recht verteufelte Bruͤcke. Siehe das Woͤrtlein Schon, wo wir es mit gebuͤhrendem Weihrauche beſtreuen; erwarten aber einen Be- richt von der Macht dieſer Steige; oder Stiege. Gebund von Freuden; alſo auch eine Strehne Betruͤbniß, welches beydes Spinner Bod- mer auf Swifts Spinnrade drehet und ſpin- net. Wir hatten ein ganzes Schock von Freu- den, als wir dieſes laſen, und durften nicht ſpin- nen und winden; aus Furcht, alle unſere Freu- den, iſt die mehrere Zahl nicht ſchoͤn? aus unſerm Leibe zu ſpinnen. Wir nennen dieſes Bluͤmchen die Spinnſtube. Die Weiber vermiſchten ſich ſchon in Gedanken fleiſchlicher Weiſe mit ihren Maͤnnern, die jenen kleine Noachiden, Buͤb- chen mit Gruͤbchen im Kinne, machten. Die Verheutigung eine treffliche Figur reiche dem Manne von Zyrich ein Gleichniß dar: Wie, wenn ein Juͤngling die Tag’ erfuͤllt ſieht; da ſein Verwalter Wieder zu Haus ſeyn kann, den laͤngſt ſein Vater verſchickt hat, Eine L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/187
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/187>, abgerufen am 30.12.2024.