Erborne Häßlichkeit die Augen trotzt und schröckt. Haller, 110 S.
Weis der Leser nun, was das für Menscher sind?
Erbarmungen.
Ohne auf die mehrere Zahl zu achten, die uns Longin ausdrücklich zu machen erlaubet, ja befiehlet, bewundere man doch die- sen Vers:
Komm! sey gegrüßt in deinen Erbarmungen, Gottmensch! Erlöser! Offenb. St. Kl. 35 S.
Vieleicht sind die Erbarmungen ein Land; sönst finden wir hier keinen Sinn: findet ihn der Leser?
Erdalter,
Sternalter, Eselsalter, Tollhaus- alter.
Wie ein Engel des Tods mit den Myriaden der Sünder Jn den dürren unwohnbaren Monden geflogen, daselbst sie Mit dem versteinernden Stock geschlagen, Erdalter zu schlafen. Noah, 338 S.
Sollte man nicht länger, als ein Erdalter, schla- fen, wenn man mit dem versteinernden Stocke geschlagen ist? Man wird ja da zu Steine, wenn man versteinert wird. Wir glauben also, daß wir in den Monden kommen, wenn wir sterben, um allda zu Stein zu werden. Es ist auch letzte- res sehr rathsam, indem wir da nicht Platz hätten, wenn wir nicht, wie die Monaden, auf einan- der gethürmet lägen. Wir freuen uns, dereinst versteinerte Monaden zu werden: o welche versteinerte Monas der Herr Bodmer nicht
seyn
Er
Erborne Haͤßlichkeit die Augen trotzt und ſchroͤckt. Haller, 110 S.
Weis der Leſer nun, was das fuͤr Menſcher ſind?
Erbarmungen.
Ohne auf die mehrere Zahl zu achten, die uns Longin ausdruͤcklich zu machen erlaubet, ja befiehlet, bewundere man doch die- ſen Vers:
Komm! ſey gegruͤßt in deinen Erbarmungen, Gottmenſch! Erloͤſer! Offenb. St. Kl. 35 S.
Vieleicht ſind die Erbarmungen ein Land; ſoͤnſt finden wir hier keinen Sinn: findet ihn der Leſer?
Erdalter,
Sternalter, Eſelsalter, Tollhaus- alter.
Wie ein Engel des Tods mit den Myriaden der Suͤnder Jn den duͤrren unwohnbaren Monden geflogen, daſelbſt ſie Mit dem verſteinernden Stock geſchlagen, Erdalter zu ſchlafen. Noah, 338 S.
Sollte man nicht laͤnger, als ein Erdalter, ſchla- fen, wenn man mit dem verſteinernden Stocke geſchlagen iſt? Man wird ja da zu Steine, wenn man verſteinert wird. Wir glauben alſo, daß wir in den Monden kommen, wenn wir ſterben, um allda zu Stein zu werden. Es iſt auch letzte- res ſehr rathſam, indem wir da nicht Platz haͤtten, wenn wir nicht, wie die Monaden, auf einan- der gethuͤrmet laͤgen. Wir freuen uns, dereinſt verſteinerte Monaden zu werden: o welche verſteinerte Monas der Herr Bodmer nicht
ſeyn
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Er
Erborne Haͤßlichkeit die Augen trotzt und
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Weis der Leſer nun, was das fuͤr Menſcher ſind?
Erbarmungen. Ohne auf die mehrere Zahl zu
achten, die uns Longin ausdruͤcklich zu machen
erlaubet, ja befiehlet, bewundere man doch die-
ſen Vers:
Komm! ſey gegruͤßt in deinen Erbarmungen,
Gottmenſch! Erloͤſer!
Offenb. St. Kl. 35 S.
Vieleicht ſind die Erbarmungen ein Land; ſoͤnſt
finden wir hier keinen Sinn: findet ihn der Leſer?
Erdalter, Sternalter, Eſelsalter, Tollhaus-
alter.
Wie ein Engel des Tods mit den Myriaden
der Suͤnder
Jn den duͤrren unwohnbaren Monden geflogen,
daſelbſt ſie
Mit dem verſteinernden Stock geſchlagen,
Erdalter zu ſchlafen. Noah, 338 S.
Sollte man nicht laͤnger, als ein Erdalter, ſchla-
fen, wenn man mit dem verſteinernden Stocke
geſchlagen iſt? Man wird ja da zu Steine, wenn
man verſteinert wird. Wir glauben alſo, daß
wir in den Monden kommen, wenn wir ſterben,
um allda zu Stein zu werden. Es iſt auch letzte-
res ſehr rathſam, indem wir da nicht Platz haͤtten,
wenn wir nicht, wie die Monaden, auf einan-
der gethuͤrmet laͤgen. Wir freuen uns, dereinſt
verſteinerte Monaden zu werden: o welche
verſteinerte Monas der Herr Bodmer nicht
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/149>, abgerufen am 21.11.2024.
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